Bewerbung schreiben mit Social Media? Karriere fördern mit Blog, Facebook und YouTube…

Was würden Sie als Arbeitgeber/ Personalverantwortlicher von einem Buchhalter halten, der seine Bewerbung für eine neue Anstellung mit einem  YouTube Video bereichert? Beeindruckend selbstbewusst? Unangenehm selbstdarstellerisch? Interessant und hilfreich? Wäre es anders bei einer Bewerbung zum Marketing-Manager? Zum Lagerarbeiter? Krankenpfleger? Arzt? Tatsächlich ist die Sicht eines potentiellen Arbeitgebers hilfreich für die Überlegung, sich für den nächsten Karrieresprung nicht nur mit der klassischen Bewerbermappe auf den Markt zu begeben – sondern auch Social Media zu nutzen!

Wie läuft der Stellenmarkt im Web?

Karriere: Mit Social Media zum Erfolg?

Karriere: Mit Social Media zum Erfolg?

Der Stellenmarkt hat sich durch das Internet stark verändert. Allein das Verhalten von Suchenden auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite unterscheidet sich viel stärker als in Printzeiten. Mittelständler und kleine Unternehmen inserieren meist nur auf der Seite der Arbeitsagentur und auf der eigenen Webseite. Was diese Arbeitgeber nicht wissen: Fach- und Führungskräfte nutzen ungern das Arbeitsagentur-Portal und bevorzugen Stepstone und/ oder Monster. Besonders bemängelt bei dem Arbeitsagentur-Portal werden die vielen Inserate der Zeitarbeitsfirmen. Auch die Suchmaske ist nicht beliebt bei Bewerbern. Zum Dritten empfinden vor allem Bewerber aus ungekündigter Stellung den Gang zur Arbeitsagentur als unpassend.

Tatsache ist, dass Arbeitgeber nur dann kostenpflichtige Anzeigen schalten, wenn sie viele Stellen zu vergeben haben und/ oder ein hohes Budget für die Personalentwicklung zur Verfügung steht. Sie nutzen meistens den kostenlosen Service der Agentur für Arbeit und daran gekoppelt meinestadt.de. So haben sie keine Kosten für die Inserate, die alternativ immer mindestens einen dreistelligen Betrag kosten – bei Stepstone und Monster liegen die Kosten eher vierstellig für 30-Tage. Bei Xing sollte man mit ca 600 Euro für 30 Tage rechnen.

Man sieht also, dass sich das Verhalten von Anbieter und potentiellem Kunden auf dem Stellenmarkt stark unterscheidet. Konzerne, Personalvermittler und Zeitarbeitsfirmen haben klare Vorteile und können sich besser positionieren, Karrierewillige sehen womöglich tolle Möglichkeiten bei mittelständischen Firmen nicht, weil sie das Portal der Arbeitsagentur meiden, doch gerade dort finden sich häufig spannende Aufgabenfelder mit hoher Verantwortung und einer tollen Unternehmenskultur.

Bewerbung schreiben mit Social Media?

Man liest viel darüber, dass Unternehmen verzweifelt nach Fach- und Führungskräften suchen, doch trotzdem brauchen die meisten Bewerber viele Monate, bis sie passende Angebote erhalten. Der Bewerbungsprozess ist antiquiert, man sendet Online-Bewerbungsunterlagen und wartet (oft genug vergeblich) auf Antwort. Bei manchen Unternehmen zieht sich der Prozess so in die Länge, dass erst nach Monaten die Einladung zum Vorstellungsgespräch erfolgt.

Dialog und Interaktionen, Transparenz über den aktuellen Bearbeitungsstand, lebendige Ergänzungen zu dem eher trockenen Lebenslauf und dem Bewerbungsanschreiben finden kaum statt. Wahrscheinlich fürchten Anbieter von Stellen einen zu hohen Bearbeitungsaufwand – und dass sie Probleme wegen ihrer Auswahl bekommen. Schließlich gibt es das AGG – das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Wie schnell kann man dagegen verstoßen, wenn man aufrichtig und lebendig mit den Bewerbern kommuniziert!

Also muss der Impuls vom Bewerber kommen. Falls dieser sich sichtbar macht über eine Bewerber-Website, einen offenen Facebook-Account, eventuell sogar mit einem kleinen YouTube-Bewerbungsvideo, steht es dem Mitarbeitersuchendem frei, sich die verschiedenen Facetten anzusehen, ohne Probleme zu bekommen. Andererseits kann der Bewerber die Offenheit und Fairness des potentiellen Arbeitgebers prüfen und hat ein Instrument an der Hand, um das passende Unternehmen auszuwählen. Denn wie heißt es so schön: „Wie es in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus“. Man bindet sich ja mit (mindestens) 40 Stunden wöchentlich nur dann gern an einen Arbeitgeber, wenn dieser Wertschätzung und Vertrauen gibt und nimmt.

Für Bewerber bietet Social Media auch darum gute Möglichkeiten, weil man in die E-Mail-Bewerbung sehr bequem alle Bewerbungsunterlagen als Link einbinden kann. Praktisch für den Empfänger, der sich mit wenigen Klicks ein vollständiges Bild verschaffen kann, praktisch für den Bewerber, weil er seine Unterlagen bei Bedarf ständig weiterentwickeln kann, ohne dass sich die URL’s dorthin verändern. Selbstverständlich hängt man weiterhin das bewährte pdf-Bewerbungs-Dokument an, doch wie sagt man so schön: „Der erste Eindruck ist entscheidend“. Unternehmen, die kein automatisiertes Bewerberverfahren haben, sondern sich persönlich jede Bewerbung per Mail ansehen, werden sicher aufmerksam auf die Links klicken und beeindruckt sein – auch bei einem Lagerarbeiter oder einem Arzt.

Wie, was und wo im Bewerbungsprozess Social Media eingesetzt werden kann

Der Klassiker ist wohl eine kleine Bewerbungswebsite mit about.me. Die Registrierung ist so leicht wie bei Facebook oder Twitter. Eva Ihnenfeldt about.meMan hat verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten bei about.me, und was besonders schön ist: Sämtliche Social Media Kanäle lassen sich dort einbinden. About.me ist zwar keine Alternative zu Xing (oder im international Bereich zu LinkedIn), aber eine sehr gute Ergänzung, weil man sehr individuell gestalten kann – und alles Wichtige auf einen Blick hat.
Schöne Anleitung zu about.me von Tobias Gillen bei basicthinking

Xing (bzw. LinkedIn) sind die Klassiker für das Bewerbungs-Social Media. Ich würde sogar behaupten, dass ein fehlendes Xing-Profil negativ bewertet werden kann, weil man im Wettbewerb um qualifizierte Stellen ohne Business-Profil unmodern und womöglich sozial inkompetent wirken kann. Auch im Xing-Profil (die kostenlose Basis-Version reicht meistens aus) kann man bei „Weitere Profile im Web“ alle Social Media Accounts einbinden und so dem Personal-Verantwortlichen einen guten Überblick über das eigene Business-Verhalten im Social Web geben.

Facebook ist ein wenig kompliziert, da viele Menschen ihr Facebook Profil privat nutzen und (richtigerweise) nach außen hin abgeschlossen haben. Es wäre auch sicher nicht empfehlenswert, die private Kommunikation mit Verwandten, Freunden und Bekannten für die Karriere zu öffnen. Alternativ kann man natürlich eine Facebook Fanpage anlegen, und dort Statements geben, die zur beruflichen Reputation beitragen. Allerdings ist man dann verpflichtet, mindestens zweimal die Woche etwas zu posten. Außerdem könnten unerfahrene Personalverantwortliche falsch verstehen, wenn man nur 30, 40 Fans auf der Fanpage hat.

Also ein zweischneidiges Schwert, dieses Facebook. Kann toll sein, wenn das private Facebook Profil imposant und professionell ist, und natürlich sollte man in jedem Fall prüfen, was sichtbar ist, wenn der Personaler das Facebook Profil ergooglet. Gerade die „Gefällt mir’s“ können sowohl positiv wie negativ Eindruck hinterlassen. Auch Profilbild und Titelbild sollten vielleicht nicht unbedingt den Eindruck erwecken, dass man sich eigentlich nur für Freizeit und Urlaub interessiert. Fanpage unterstreicht auf jeden Fall die Ernsthaftigkeit der Bewerbung, ist aber in der Pflege aufwändig. Man sollte Fans sammeln, für Interaktionen und regelmäßige gute Posts sorgen.

Ein eigenes Blog ist wunderbar für alle, die auf irgendeinem Gebiet Experten sind. Das kann auch durchaus etwas abseits der eigentlichen beruflichen Tätigkeit liegen. Wenn zum Beispiel ein Arzt von seiner Zeit als Entwicklungshelfer berichtet, oder ein Dozent über neue Wege in der Vermittlung von Wissen berichtet, ist das gut für die Reputation und kann entscheidend zum Traumjob beitragen. Jedoch ist beim Blog zu beachten, dass mindestens alle 14 Tage ein neuer Artikel erscheinen muss, sonst wirkt der Blog ungepflegt und kann schädlich sein. Der potentielle Arbeitgeber könnte den Eindruck erhalte

Twitter ist eigentlich nur interessant, wenn man Influencer-Marketing betreiben kann und will. YouTube ist dann die Königsdisziplin, die mit allen anderen Social Media Accounts kombinierbar ist. Falls man tatsächlich den Mut hat, ein Bewerbungsvideo produzieren zu lassen – oder auch mit einfachen Mitteln selbst eines erstellt, ist das sicherlich ein Hingucker, den Niemand so leicht wieder vergisst.

Nicht länger als 2 Minuten, reduziert auf das Wesentliche, mit eingeblendeten Kontaktdaten – wenn dann noch eine sinnvolle Dramaturgie dabei ist, kann das YouTube Video tatsächlich der Schlüssel zum Glück sein. Denn viele Arbeitgeber sehnen sich danach, dass sie schon beim ersten Sichten der vielen Bewerbungen einen visuell aussagekräftigen Eindruck bekommen können – egal ob Ausbildungsplatz, Anstellung, Führungsposition – ein gut gemachtes YouTube Video ist definitiv die beste Möglichkeit, sich von Mitbewerbern abzuheben.

Bildquelle: Morguefile

Jochen Mai (Karrierebibel) und Christine Heller (Punktefrau) erzählen auf der re:publica 2013, wie erfolgreich Bewerbungsmarketing mit Social Media sein kann: Die Personal Branding Kampagne – sehr sehenswerte 30 Minuten!

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