Scheitern lernen? Bericht über die FuckUp-Night am 5.7.16 an der Uni Witten/ Herdecke

FuckUp-Nights sind eine internationale Bewegung von Unternehmern und Entrepreneuren, die sich auf der Bühne mit ihren Erfahrungen im Scheitern präsentieren, sozusagen ein Poetry-Slam der Unternehmenden. So überaus beliebt ist dieses Format – das es nun auch im Ruhrgebiet gibt – auch, weil es in einem sehr lockeren Rahmen stattfindet. Mit Schlips und Kragen taucht hier kaum Jemand auf, und vor allem junge Gründer, Studenten und Start-Ups lieben die Abende, bei denen es so viel zu lernen gibt. Am 5. Juli 2016 waren vier Unternehmer auf der Bühne in der Universität Witten/ Herdecke – und über 100 Teilnehmer erfuhren von schwierigen Momenten im typischen Leben der Menschen, die sich mit Herz und Kopf in die Freiheit des Unternehmertums gewagt haben.

Anmerkung zu Beginn: Was ich sehr schade finde ist, dass es auf der Veranstaltung mal wieder keine Frau gab, die von ihren Unternehmungen erzählte. Auch an diesem Abend waren die weiblichen Akteure eher die, die den Speakern die Präsente überreichten – seufz…

Nun aber: FuckUp-Night Ruhr am 5. Juli 2016!

Zum Auftakt gab es zunächst eine Auflockerungs-Übung für alle Gäste – ein Pferderennen im Sitzen mit Klatschen, Hürden, FuckUp-Night_RuhrKurven, Wassergräben… Ein sehr wirksames pädagogisches Mittel, um in wenigen Minuten die anonyme Zuhörerschaft zur mitwirkenden Community umzubilden. Alles lachte, nahm Kontakt mit dem Nachbarn auf, lockerte die Körperhaltung und hatte Lust auf mehr Mitwirkung. Überhaupt war das Orga-Team großartig in seiner Kunst, durch den Abend zu führen und die lockere Stimmung und konstruktive Diskussion zu moderieren. Super Zeitmanagement, super Aufbau, super Entertainment – sehr beeindruckend. Und lauter Bücher wurden auch noch zwischendurch verlost – auf unterhaltsame, kluge Weise – was will man noch?

Die vier Speaker hatten alle von sehr unterschiedlichen „FuckUps“ zu berichten und nutzen ihre sieben Minuten Redezeit ganz wunderbar. Da war der junge StartUp-Gründer, der nach anderthalb Jahren insgesamt 50.000 Euro Kapital verbrannt hatte (davon 15.000 Euro Eigenkapital) und noch viel mehr verloren: Freundin, Job, Freunde… und der heute, zwei Jahre später, ein zweites StartUp ausgesprochen erfolgreich führt – mit einem Team von genau den richtigen Kollegen.

Da war der erfolgreiche Angestellte, der plötzlich eine tiefe Sinnkrise erlebte, alles hinwarf und lernen musste, Scheitern und Versagen zu lernen, um zur inneren Freiheit zu gelangen.

Da war der Systemadministrator, der eine Agentur aufbaute mit mehr als zehn Angestellten, teurem Büro und vielen monatlichen Verbindlichkeiten. Der lernen musste, dass Angestellte intensiv geführt werden müssen, dass lange Verträge sehr riskant sein können – und dass Kunden oft gerade das sind, was Kopf und Kragen kostet. Und der heute als Einzelunternehmer in einer Bürogemeinschaft glücklich darüber ist, dass er es geschafft hat, den unternehmerischen Apparat hinter sich zu lassen.

Und da ist der erfolgsverwöhnte Event- und Marketing-Agentur-Leiter, der bis in die höchsten Spitze der deutschen Politik und Konzernprominenz vordrang, und der erleben musste, wie ein einziger Abend alles zerstören konnte, was noch am Tag zuvor total gehypt wurde. Natürlich hat auch er einfach nur aus diesen schmerzlichen Erfahrungen gelernt und ist gestärkt aus der Katastrophe hervorgegangen.

Ich liebe diese FuckUp-Nights sehr, da ich selbst natürlich auch schon viele kritische Momente in meinem Unternehmer-Leben hatte. Es tut so gut, von anderen Scheiter-Momenten zu erfahren. Es macht so viel Mut, staunend zu beobachten, wie sich Menschen sogar aus Privat-Insolvenzen und heftigsten Krisen gestärkt erheben wie ein Adler ihre Schwingen in die Lüfte heben.

Wie erfahre ich von FuckUp-Nights?

  • Zunächst hier die offizielle Website der weltweiten Bewegung FuckUp-Nights – Stories about Failure
  • In den meisten größeren Städten und Regionen Deutschlands gibt es FuckUp-Nights – einfach mal googlen.
  • Hier die Website der FuckUp-Nights Ruhrgebiet
  • Wenn man den Newsletter der Seite www.ruhrgruender.de abonniert, wird man immer über die nächste (übrigens kostenfreie) FuckUp-Night im Ruhrgebiet informiert sein.

 

 

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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One thought on “Scheitern lernen? Bericht über die FuckUp-Night am 5.7.16 an der Uni Witten/ Herdecke

  • Reply Newsletter der SteadyNews vom 12. Juli 2016 - Steadynews | 19. Juli 2016 at 13:46

    […] Scheitern lernen? Bericht über die FuckUp-Night am 5.7.16 an der Uni Witten/ Herdecke FuckUp-Nights sind eine internationale Bewegung von Unternehmern und Entrepreneuren, die sich auf der Bühne mit ihren Erfahrungen im Scheitern präsentieren, sozusagen ein Poetry-Slam der Unternehmenden… […]

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