Serie zu politischer Medienkompetenz Teil 1: Welcher journalistischen Autorität vertraue ich?

Es ist wohl  noch nie so schwierig gewesen wie heute, sich als „politisch interessierten Menschen“ zu bezeichnen. Seit dem Fall der Mauer und der Auflösung der beiden Supermächte USA und UDSSR ist es für deutsche Journalisten nicht gerade einfacher geworden, regierungskritisch zu berichten. Die moralische Komponente „Wir Politiker im Westen stellen uns den kritischen Fragen unserer Journalisten und Bürger. Auch wenn es unbequem ist, stehen wir ein für freie Presse und kritische Berichterstattung. Das ist Demokratie“ ist nicht mehr so wichtig, um sich vom Osten abzugrenzen. Dabei ist viel Glaubwürdigkeit und Vertrauen auf der Strecke geblieben. Doch sich einfach abzuwenden mit den Worten „Ich glaube gar nichts mehr. Ich habe Politik aus meinem Leben gestrichen“ kann auch nicht die Lösung sein. Also was tun?

Am vergangenen Wochenende hatte ich Zeit, verschiedene alternative Medien zu untersuchen, da ich mit den Leitmedien nicht tubes-radio-1547787_640mehr zufrieden bin. Lange habe ich online die Zeit, den Spiegel, die NZZ, die Welt und die FAZ miteinander verglichen – doch seit dem Umschwung in der Flüchtlingspolitik (tatsächlich Flüchtlingsabkommen mit afrikanischen Despoten abschließen? Tatsächlich Afghanistan als sicheres Herkunftsland kennzeichnen?) und der verwirrenden Interpretation des Syrienkrieges ist bei mir eine endgültige Desillusionierung eingetreten, denn die Leitmedien sind sich sehr ähnlich. Es ist harte Arbeit, sich regierungskritische journalistische Berichterstattung anzueignen – und es gibt auch kein einheitliches Rezept.

Erkenntnis Nr. 1: Jeder muss seine eigene Quellen-Glaubwürdigkeit finden

Wenn Sie Familienmitglieder, Kollegen, Nachbarn und Freunde fragen, ob sie den offiziellen politischen Verlautbarungen in den Medien glauben, werden Sie wohl nur selten Jemanden finden, der sagt „Ja, ich halte die Berichterstattung der Leitmedien und die Aussagen unserer etablierten Parteipolitiker für glaubwürdig. Ich habe Vertrauen“. Ob alt, ob jung, ob Tagesschau und Tagesthemen Zuschauer (im Schnitt 65 Jahre alt), oder Online-Medien-Nutzer – das Vertrauen in Politik ist erschreckend gering.

Alle schimpfen in ihren Küchen, Stammtischen und Familien – doch die meisten kapitulieren und wenden sich enttäuscht ab. Das ist eine sehr ernsthafte Gefahr für unsere Demokratie. Was dabei herauskommt, sieht man am Ausgang der US-Wahl. Heimlich wird das Kreuzchen gesetzt bei dem, der „anders“ ist – wenn wir das in Deutschland auch so laufen lassen, müssen wir uns nicht wundern, wenn die Nationalisten und Rassisten gewinnen.

Es gilt also, eine individuelle Medienkompetenz zu entwickeln, gerade wenn Nationalismus und Rassismus das Gegenteil des eigenen Wertesystems darstellen. Man sollte sich nicht bange machen lassen, bei regierungskritischen Berichterstattungen mit in den Topf der „Rechten, Verschwörungstheoretiker, Antisemiten und Putinversteher“ geworfen zu werden. Es geht zunächst darum, überhaupt etwas zu lesen und Politik wieder zuzulassen! Man muss ja nicht gleich bei Facebook darüber reden. Dann folgt der Schwall der Warnungen, Empörungen und Einschüchterungen so klar wie das Amen in der Kirche, das ist sicher nur für die Wenigsten machbar.

Ratsam ist es bei dieser Schnitzeljagd, bei Autoritäten zu beginnen, denen man schon lange als Journalisten, Intellektuellen und moralischen Autoritäten vertraut. Das kann auch der Papst sein! So ist es bei mir unter Anderem Georg Restle, Leiter des ARD-Nachrichtenmagazins „Monitor“. Monitor ist für mich ein guter Ausgangspunkt gewesen, um mich fortzubewegen. Aber das kann von mir aus natürlich auch gern ein konservativer Journalist sein – jeder soll seine eigenen Wege finden. Ich selbst bin Jahrgang 1959, habe den WDR-„Rotfunk“ in meiner Jugend geliebt und bin aufgewachsen mit kritischen linken Journalisten, die mich tief geprägt haben in meiner Moral und politischen Ausrichtung: Nie wieder Krieg, Barmherzigkeit gegenüber den Hilflosen, soziale Gerechtigkeit und die wirksame Einschränkung skrupelloser Geld- und Machtinteressen sind meine Grundwerte in der Politik. Aber eben nun mal meine! Da erhebe ich keinen Anspruch auf Wahrhaftigkeit.

Ich empfehle also jedem Bürger, der Wert legt auf Demokratie und politische Mitgestaltung, sich zunächst einen Ausgangspunkt zu legen bei der Findung einer eigenen Medienkompetenz. Ich kann versprechen, dass es in den digitalen Welten Unmengen von kritischen Journalisten, Korrespondenten, Medienmachern und Bloggern gibt, die sich um Autoritäten angliedern, denen wir vertrauen. Oft ist es auch interessant, sich aus dem eigenen Kulturkreis zu erheben und internationale Quellen zu lesen! Dank Google Übersetzer, der immer besser wird, kann man sich auch mal an Sprachen und Presseerzeugnisse wagen, die in einer fremden Sprache erscheinen. Alles eine Frage der Priorität, der Neugierde, der zeitlichen Ressourcen.

Also meine Empfehlung für diesen ersten Schritt: Suchen Sie sich Ihre persönlichen Journalisten und Intellektuellen, denen Sie am meisten Vertrauen entgegenbringen. Googlen Sie diese Namen und lesen Sie, was diese Menschen in den letzten Wochen, Monaten und im letzten Jahr gesagt und geschrieben haben. Mit wem haben Ihre Autoritäten gesprochen? Mit wem sind sie verbunden? So haben Sie den Kern gesetzt. Das kostet nicht viel Zeit und reicht zunächst.

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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