Was ist eigentlich „Arbeiten 4.0“?

Was auch immer Andrea Nahles sich dabei dachte als sie das Grünbuch für die Arbeit 4.0 herausgab: Irgendwas wird sie sich gedacht haben. Deutschland, das Land des Fachkräftemangels, braucht natürlich auf jeden Fall irgendwie eine moderne Form der Arbeit. Mehr in die Zukunft gewandt und natürlich mit Logistik. Und dem Internet der Dinge. Von dem wohl kaum jemand in Deutschland weiß, was das sein soll – aber wir brauchen natürlich ein Internet mit dem man arbeiten kann. Vielleicht sollte da dann allerdings erstmal der Ausbau der Leitungen und die Infrastruktur im Vordergrund… Wie dem auch sei, was ist dieses Arbeiten 4.0 eigentlich?

So richtig definiert hat Andrea Nahles das irgendwie nicht und der Begriff der Arbeit 4.0 ist auch – na ja – nicht so ganz greifbar. Aber Kinder brauchen nun mal Namen und wenn die neue Arbeitswelt nun „New Work“ heißt oder ob sie nun „Arbeit 4.0“ bezeichnet – im Grunde ist das Jacke wie Hose. Begriffe müssen erstmal mit Werten und Definitionen gefüllt werden. Dabei wird beim Schlagwort „New Work“ gerne einiges in den Topf geworfen, was unter anderem CoWorking, Arbeitsplatzsharing, Telearbeit oder Homeoffice umfasst. Sprich: Die Arbeit 4.0 ist nichts für Leute, die am Montageband stehen oder im Stahlwerk ihre Schichten ableisten müssen. Sicherlich greift auch bei ihnen die Digitalisierung der Arbeitswelt – hier dann eher als „Industrie 4.0“ gekennzeichnet, wenngleich auch kaum jemand weiß was das genau eigentlich ist, aber das erwähnte ich schon – allerdings müssen sie sich wohl eher nicht Dingen beschäftigen wie „Wo ist das nächste WLAN? Und wo ist die Steckdose? Ich muss noch eben eine Kolumne schreiben!“

Sicherlich kann man über den Begriff der „New Work“ diskutieren – alles, was digital ist da reinzuwerfen aber genau das ist nicht unbedingt das, was der Begriff an sich beschreibt. Hinter der „New Work“ steckt zumindest ein wenig mehr als hinter dem Grünbuch Arbeit 4.0 der Bundesregierung. Ein Konzept. Entwickelt von Fritjof Bergmann, der sich darüber Gedanken macht was eigentlich passiert, wenn wir Freiheit nicht mehr als Alternative zwischen zwei Angeboten – die Wahlfreiheit – verstehen sondern Freiheit als Möglichkeitsraum, der jenseits der Jobmaschinerie stattfindet, die momentan uns noch beherrscht. Freiheit ist für Bergmann die Möglichkeit etwas wirklich Wichtiges zu tun. Etwas, was dann auch völlig außerhalb der bisherigen Definition von Arbeit und Freizeit – zwischen diesen beiden Möglichkeiten wählen wir ja momentan mehr oder weniger – liegen kann. Und Bergmann redet dann von einer Umschichtung, unterscheidet zu je einem Drittel Erwerbsarbeit, Arbeit, die man gerne macht und tut und der sogenannten Selbstversorgung.

Davon ist nun das, was Andrea Nahles und was wir allgemein mit „New Work“ verbinden – nämlich die Möglichkeiten der Wissensarbeiter ihre Arbeit dort zu vollbringen wo sie gehn und stehen – allerdings weit, meilenweit, sehr weit entfernt. Jedenfalls nach dem, was im Grünbuch aufgelistet ist. Von dem, was die „New Work“ tatsächlich will – nichts weniger als die Revolution der Arbeitswelt an sich – ist das, was die Bundesregierung möchte noch weit entfernt. Lassen wir uns doch mal darüber nachdenken, ob Digitale Arbeit wirklich gleich mit „New Work“ ist. Vermutlich kommen wir dann auf den gleichen Schluss: Sie sind wie Geschwister, einiges haben sie sicherlich gemein, aber eigentlich sind sie dann doch grundverschieden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert