Serie zu KI Teil 5: Künstliche Intelligenz und Arbeitswelten

Seit der Industrialisierung erleben wir einen stetigen Wandel in Produktion und Dienstleistung. Automatisierung ist schon lange dafür verantwortlich, dass stumpfsinnige und mechanische Arbeiten an Maschinen abgegeben werden. In modernen Industrienationen wie Deutschland beträgt der Anteil der Dienstleistungen zur Bruttowertschöpfung rund 70 Prozent – Produktion etwa 30 Prozent. Doch was ist der Unterschied zwischen Automatisierung und KI-Technologie? Von künstlicher Intelligenz sprechen wir immer dann, wenn Computer aus Daten Schlüsse ziehen und dazulernen können – sich also selbstständig weiterentwickeln. Dadurch können sie in Arbeitsbereichen eingesetzt werden, die weit mehr Komplexität umfassen als im Zeitalter der reinen Automatisierung: Individuelle Serviceprodukte und datenbasierte Dienstleistungen werden durch Business Intelligence ermöglicht. Das beeinflusst zunehmend Gesellschaft und Wertesysteme.

Business Intelligence, Web Intelligence und Künstliche Intelligenz

Man unterscheidet zwischen digitalen Daten, die innerhalb einer Organisation gewonnen und verarbeitet werden – und robot-507811_640digitalen Daten, die durch das Internet erzeugt werden und verarbeitet werden: Der Web Intelligence. Dadurch, dass fast jeder Mensch täglich im Internet Daten hinterlässt, ist diese Masse an Material nahezu ein unbegrenzter Schatz, um neue Produkte zu entwickeln, Produkte auf einzelne Menschen und Zielgruppen passgenau anzupassen – und Serviceleistungen zu erweitern.

Durch künstliche Intelligenz (kognitives Computing) kommt zu der bisherigen Datenverarbeitung hinzu, dass IT-Systeme mit Menschen und anderen IT-Systemen kommunizieren können. Aus früheren Interaktionen werden Schlüsse gezogen. Die Systeme entwickeln sich weiter. Somit können Aufgaben übernommen werden, die über Routineaufgaben weit hinausgehen.

Das Internet der Dinge

Man schätzt, dass 2020 rund 50 Milliarden Geräte mit dem Internet kommunizieren. So werden reale Welt und virtuelle Welt zunehmend verbunden. Dadurch, dass die kommunizierenden Computer und Sensoren immer kleiner sind und immer günstiger produziert werden können, werden sowohl für den privaten Gebrauch als auch für die Industrie mehr und mehr Geräte damit ausgestattet. Zu der bisherigen Web Intelligence kommen also in den nächsten Jahren Daten und Datenverarbeitungen hinzu, die durch vernetzte Geräte entstehen und die sich häufig auf Prozessoptimierung beziehen. Die Geschmeidigkeit der Abläufe beeinflusst den Ressourceneinsatz, Produktionsprozesse, Distribution, Markterhebung und Marketingeinsatz. Menschen werden in ihrem Verhalten noch transparenter. Smartphone und Smartwatch sind nur der Anfang.

Selbstfahrende Autos, Busse und Bahnen werden viel diskutiert, Smarthome ist ein spannender Sektor für die Ausstattung und den Betrieb von Häusern und Wohnungen mit vernetzten Geräten. Echtzeit-Analysen und das entstehende zusätzliche Datenvolumen stellt die Technik vor große Herausforderungen. Zum Einen bemüht man sich, die Daten abseits der „großen universellen Cloud“ regional zu speichern und zu verarbeiten, zum Anderen ist das Thema Sicherheit im Fokus der Forscher und Entwickler, da Störungen und Angriffe im Internet der Dinge riskante Gefahren in sich tragen.

Robotik

Neben Business Intelligence und der Vernetzung der Dinge ist die Handlungsfähigkeit von Computern ein drittes Themengebiet, das die Zukunft der Arbeit beeinflusst. Roboter, die eigenständige Entscheidungen treffen, planen, durchführen, lernen und sich durch Mobilität und zunehmende Geschicklichkeit in unserer Welt handelnd einbringen können. Heute verfügt Deutschland über die höchste Industrieroboterdichte Europas: Auf 100 Mitarbeiter kommen drei Roboter. Dass diese meist in Fabriken eingesetzt werden, liegt auch an der schwierigen Stromversorgung, wenn der Roboter nicht stationär gebunden ist: Batterien sind schwer und müssen umständlich aufgeladen werden. Die Forschung arbeitet gerade intensiv an der Verbesserung von Servicerobotern, die beim Menschen eingesetzt werden, und an Robotern in der Medizin. Auch in der Logistik werden zunehmend Roboter eingesetzt werden können.

Welche Berufe sind von der zunehmenden Künstlichen Intelligenz betroffen?

An erster Stelle denken wir sicher an die selbstfahrenden LKW, die sicher bald eine Selbstverständlichkeit sein werden. Allein in Deutschland wird diese Entwicklung rund 500.000 Lastwagenfahrer betreffen. In den USA sind es etwa 3,5 Millionen Trucker, die durch die zunehmende Verlagerung auf selbstgesteuerte Fahrzeuge ihre berufliche Richtung verändern müssen. Kann sein, dass sich aus der Technologie neue, spannende Herausforderungen ergeben – doch sicher wird es in der Übergangszeit für viele Trucker nicht möglich sein, sich umzuorientieren, wenn Jobs auf digitalen Kenntnissen und der Kooperation zwischen Mensch und Maschine beruhen.

Auch andere Berufe im Transportwesen werden durch die automatisierten Fahrzeuge, Transportdrohnen und anderen technologischen Entwicklungen Veränderungen unterworfen sein: Taxifahrer, Post- und Paketboten, Bus- und Bahnfahrer… Dadurch, dass die vernetzten Systeme sich ständig weiterentwickeln, stoßen sie in Bereiche vor, die bisher die menschlich steuernde Hand brauchten. Auch wenn es noch zu Unregelmäßigkeiten und Störungen kommt, ist auf Dauer doch die Technologie dem menschlich unzulänglichen Verhalten überlegen.

Durch den Einfluss von künstlicher Intelligenz sind nicht nur Berufe im Wandel, die wenig kreative Intelligenz erfordern. Auch akademische Berufsbilder wie Arzt, Richter, Architekt, Ingenieur erfahren zumindest enorme Arbeitsentlastung durch die Datenverarbeitung und die Fähigkeit der Maschinen, Lösungen und objektive Beurteilungen zu berechnen.

Überall in den Medien werden Prognosen erhoben, die nahezu jedes Berufsfeld betreffen: Büro und Verwaltung, Gesundheitswesen und Medizin, Transportwesen, Banken und Versicherungen, Handel und Serviceleistungen, Handwerk, Rechtswesen, Ingenieurwesen, Management, Journalismus, Vertrieb…

Wo ist der Mensch unaustauschbar?

Was Maschinen zumindest zur Zeit noch nicht erwerben können, ist die Fähigkeit zu fühlen und die Fähigkeit des Gewissens. Computer können keine Empathie erlernen, kein Mitgefühl, kein intuitives Gerechtigkeitsempfinden, kein religiöses Empfinden, keine Dankbarkeit, keine Treue und keine Opferbereitschaft. Natürlich ist der Mensch auch immer die Schattenseite der menschlichen Tugenden – wo der Heilige schlummert, schlummert auch der Verbrecher.

In der Zeit.de war Ende Oktober 2016 ein interessanter Artikel zu lesen über die Rückkehr der Hausangestellten in den USA. Bürgerliche Haushalte brauchen zunehmend Menschen, die sich menschlich und individuell um das kümmern, was bleibt, wenn die gut verdienenden Ehepaare ihrem Job nachgehen: Sich um die Kinder kümmern, Nachhilfe geben, die Eltern pflegen, putzen, gärtnern, als persönlicher Assistent all das organisieren und übernehmen, was zu Hause und in der Freizeit getan werden muss. Und natürlich braucht man Sicherheitsleute, die Besitz und Besitzer vor Bedrohungen schützen.

Aufmerksamkeit, Herzenswärme, Empathie

Nicht nur, dass die Reichen sich in einem globalisierten, aus den Fugen geratenem Markt heute alle möglichen Bediensteten leisten können, weil sie billig und relativ rechtlos sind – es ist auch eine starke Sehnsucht nach „Menschelndem“ spürbar, man verkümmert ohne die Zuwendung von menschlichen Wesen, die nicht im Karrierewettbewerb stehen, sondern außerhalb der Arbeitswelt.

Die Feminisierung der Arbeitswelt

Gerade Frauen und typisch weibliche Berufe sind hier sehr gefragt bei dem „Loch“, dass durch die zunehmende Technisierung entsteht. Wenn intelligente Computer im Messen, Zählen, Berechnen und Analysieren jedem Menschen überlegen sind, wird wohl der Schmerz ebenfalls wachsen, den man empfindet, wenn die Seele einsam und verlassen nach Zuwendung schreit.

Entsteht nicht auch Kunst aus der Sehsucht nach Vollkommenheit, aus der Sehsucht nach Erlösung und innerem Frieden? Wird es vielleicht so sein, dass wir Menschen uns in ganz neue Sphären aufschwingen, weil wir ohne Ablenkung erkunden können, was uns wirklich antreibt im Leben? Was wir als Sinn definieren und wie wir uns in der Gesellschaft aller fühlenden Lebewesen definieren? Kann es sein, dass wir große Fortschritte machen im Zusammenleben und in der Gestaltung unserer Welt – aus der Freude am Spiel und an dem, was wir Liebe nennen? Könnte es sein, dass der uralte Spruch „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ durch die Freiheit, die intelligente IT-Systeme uns schenken, plötzlich viel leichter realisiert werden kann? Dass der Mensch nicht mehr nach Überlegenheit streben muss, sondern sich auf die freundlichen und liebevollen Tätigkeiten konzentrieren kann? Musizieren, malen, schauspielen, tanzen, kreieren, pflegen, kümmern, heilen…

Es könnte sein, dass traditionell weibliche Aufgaben wie erziehen, verschönern, putzen, kümmern und umsorgen nach und nach zu den angesehensten Arbeiten aufsteigen, die eine Gesellschaft sich vorstellen kann. Wenn Arbeit womöglich wirklich zu einer freiwilligen Entscheidung wird, da sie nicht mehr im direkten Zusammenhang mit dem existenziellen Überleben und der gesellschaftlichen Teilhabe steht, könnte es sein, dass der Kapitalismus sich sozusagen selbst überwindet – und dass Religion aus dem Inneren entsteht, frei von Dogmen und Verboten. Wir wissen nicht, ob es sich zum Guten oder Schlechten wandelt, aber ich bin davon überzeugt: Der Mensch hat es in der Hand, wie immer. Wir werden das erhalten, was wir gesät haben, mit den Regierungen, die wir gewählt haben und mit den Ausformungen, die uns wichtig sind. Ich bin gespannt!

Künstliche Intelligenz: Serie in den SteadyNews

  1. Einführung
  2. Deep Learning
  3. Das autonome Auto und das „Internet der Dinge“
  4. KI-Sprach-Assistenten und Bots
  5. Googles KI-Abteilung Deep Mind
  6. KI und Arbeitswelten
  7. Kritik von Yvonne Hofstetter

 

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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