Vergleich Deutschland und Bulgarien – oder: Was Eva Ihnenfeldt und Marie Antoinette verbindet

Vor einigen Wochen schrieb mich eine junge bulgarische Gymnasiastin an mit dem Wunsch, ein Interview für ihre Deutsche Sprachdiplom-Prüfung mit mir zu machen – über den Medienkonsum in Deutschland. Ich erklärte mich einverstanden unter der Bedingung, dass wir das Interview über Google Hangout gestalten und es anschließend bei YouTube veröffentlichen. Heute abend war es dann soweit: Iren-Zornitsa Zhivkova stellte mir neun Fragen über den Einfluss der Medien auf die Menschen in Deutschland. Sie wollte wissen, inwieweit Medien Weltanschauungen beeinflussen, inwieweit Medien mit Politik und Wirtschaft verbunden sind – und mit welcher Haltung Deutsche Nachrichten in der Presse konsumieren.

Im Laufe des Interview kamen wir auch zu der Frage, wie Werbung die Menschen in Deutschland manipuliert. Verführt Werbung dazu, immer mehr Geld auszugeben – oder ist Werbung nützlich als Informationsmittel? Und da zeigte Eva Ihnenfeldt plötzlich ihre geistige Verbindung zur französischen Königin Marie Antoinette, die kurz vor der Französischen Revolution voller Verwunderung über das Elend der französischen Bevölkerung ausrief: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“ Bulgarien ist das ärmste Land in der Europäischen Union. Der Durchschnitts Brutto-Verdienst liegt laut Wirtschaftswoche bei 350 Euro monatlich.

Bildschirmfoto 2016-05-23 um 12.39.06Iren erklärte mir, wie wenig Geld 40 Prozent der Bevölkerung haben, nämlich die Alten und Schwachen, die ohne Familienanschluss mit 75 Euro monatlich überleben müssen, und ungläubig antwortet Eva Ihnenfeldt: „Ja, was kostet denn in Bulgarien ein Liter Benzin?“ Klar habe ich nicht dabei gedacht, dass sie Alten und Schwachen Auto fahren, doch ich wollte ein Maß haben, um zu verstehen, was es in Bulgarien abseits von Kohl und Kartoffeln gibt. Für Iren muss das eine sehr merkwürdige Situation gewesen sein, weil das Wenigste, um das sie sich in ihrem Heimatland Sorgen macht, sind Benzinpreise.

Ich bin so unendlich froh, dass wir Internet haben, dass wir uns über die ganze Welt hinweg vernetzen können, dass wir uns über Skype, Google Hangout und andere Videoformate begegnen können und austauschen. Iren nächste Frage war, ob ich denke, dass in Sozialen Netzwerken und dem Internet die Realität gezeigt wird, und welche Vor- und Nachteile Online-Medien meiner Meinung nach haben – und voller Überzeugung konnte ich nach dieser peinlichen Sequenz sagen:

Online-Medien sind den alten, linearen Medien um Unfassbares überlegen. Ja, sie können die Realität ins Haus holen. Ja, ich kann mit Iren und ihrem Smartphone durch ein bulgarisches Dorf gehen und mit ihrer Übersetzungsfähigkeit alte Menschen interviewen, die mit 75 Euro monatlich überleben – weiß Gott wie das möglich ist (Benzin kosten übrigens knapp einen Euro pro Liter – und ein Big Mac etwa 5 Euro). Ich kann mit ihr durch eine bulgarische Innenstadt laufen und sie bitten, im Cafe jemanden anzusprechen und zu fragen, wie sie es aushalten, dieses deutsche „Versailles“ in den Medien zu ertragen. Und ich kann sie fragen, warum die Alten und Schwachen nicht von ihren Familien versorgt werden – was zum Beispiel in Polen absolut üblich ist.

Ich kann mich dumm machen mit Medien, und ich kann ich klug machen mit Medien. Ich kann alles glauben, was man mir vorsetzt in Tagesschau, BILD-Zeitung und Focus, oder ich kann Hintergründe und Quellen und Autoren recherchieren. Ich kann nach Sensationen gieren und mich ärgern, wenn mir Geld und Privilegien genommen werden – und ich kann mit Iren durch Bulgarien laufen und Menschen über Livestream und Soziale Netzwerke kennen lernen. Alles ist möglich – das Gute wie das Böse – wir haben die Wahl.

Vielen Dank, liebe Iren-Zornitsa Zhivkova, die im nächsten Jahr ihre Deutsche Sprachdiplom-Prüfung mit Bravour bestehen wird, die so nachdenklich und reflektiert ist mit ihren 20 Jahren, und die den Wunsch hat, nach Deutschland zu kommen und hier zu studieren. Chapeau, Sie sind eine beeindruckende junge Frau.

Hier ein Überblick über die Fragen von Iren-Zornitsa Zhivkova

1.Welche Rolle spielen die Medien bei der Errichtung der Weltanschauungen?
2.Wie tragen die Medien zu der sozialen Kompetenz und Intergration der Menschen bei? Iren
3.Wie beeinflussen die Medien die Politik und die Wirtschaft?
4.Inwieweit sind die Medien objektiv und inweiweit lässt sich die Wahrhaftigkeit der Information garantieren?
5.Welchem Medium schenken die Deutschen Vertrauen?
6.Wenn die Information in der Presse veröffentlicht wird,ist es wahr,dass man immer die Sensation und den Nutzen sucht und führt das nicht zu falschen Vorstellungen und zu Fehlen be der Wiedergabe der Information?
7.Werden wir vn den Werbungen manipulierd,damit wir mehr Geld ausgeben oder sind sie gute Informationsmittel?
8.Soziale Netzwerke und Internet- wird dort die Realität wirklich gezeigt?
9.Welche Vor-und Nachteile haben die Online-Medien?

Wer Kontakt zu der engagierten jungen Frau aufnehmen möchte, hier ihre Kontaktdaten:

Varna,Bulgarien

Und hier der zweite Teil des Interviews (der erste Teil mit allgemeinen Fragen zur Mediennutzung war von der Qualität nicht gut genug)

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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