Hilfe! Facebook wird geschäftlich immer wichtiger, doch wie trennt man das Private?

Viele Menschen nutzen Facebook schon viele Jahre lang privat. Andere scheuen sich davor, bei Facebook einen Account anzulegen, da sie befürchten, ihr Privatleben würde dadurch in die Öffentlichkeit gezogen. Für beide Gruppen besteht gleichermaßen das Problem, wenn sie Facebook für ihren geschäftlichen/ beruflichen Erfolg nutzen wollen: Wie kann ich mein Privatleben vor den Blicken der Berufs-Kontakte schützen? Und anders herum: Wie kann ich meine beruflichen Dialoge davor schützen, dass private Kontakte dort unprofessionell oder sogar schädigend agieren und mich blamieren? Hie einige Lösungsansätze

Facebook_MarketingVor Kurzem hat mich eine junge Lampen-Designerin gefragt, ob sie wohl wirklich für ihr Marketing unbedingt Facebook brauchen würde. Wie so viele junge Menschen hat sie ein Fake-Profil bei Facebook mit über 200 Freunden, und sie möchte das eigentlich nicht in ihren Echtnamen wandeln. Außerdem befürchtet sie, dass viele ihrer Freunde kein Verständnis dafür haben, wenn sie nun plötzlich Posts, Bilder und Videos mit Marketing-Zielen veröffentlicht. Wer hat schon einen Freundeskreis aus lauter Selbstständigen, wenn er/ sie ein Unternehmen gründet? Für „Die Angestellten“ klingt gewinnorientiertes Streben häufig nach Egoismus, Angeberei, verantwortungsvollem Risiko und Anmaßung, das weiß wohl jeder Gründer aus eigener Erfahrung…

Ich riet ihr, sich ein zweites Facebook-Profil mit Echtnamen anzulegen, und ihr Privatleben auf diese Weise von ihrem Berufsleben zu trennen. Natürlich besteht laufend die Gefahr, dass dann ihr Fake-Profil von Facebook gesperrt wird (Fake-Profile sind laut Facebook-AGB verboten) doch das Risiko würde ich eingehen. So kann sie sich behutsam mit dem Echtnamen-Profil einleben in die Kunst, mit Gleichgesinnten zu kommunizieren. Dort wird sie andere Freunde aufbauen und die Verbindung zu ihrer Website und ihren geschäftlichen Aktivitäten intensiv und offensiv gestalten können.

Schwieriger ist es, wenn Menschen schon lange Facebook mit Echtnamen privat nutzen, und nun plötzlich unternehmerische Interessen haben. Da bietet es sich an, mit Listen zu arbeiten und bei jedem Post zu überprüfen, ob der Eintrag nur an die „engen Freunde“ geht, oder die weiter entfernten Freunde – oder vielleicht an die Facebook-Öffentlichkeit. Man muss sich zwar zunächst in den Facebook-Listen-Gebrauch etwas einfinden, doch dann geht es ganz leicht. So hat man Kontrolle – und kann eventuell auch renitente Verwandte von bestimmten Posts ausschließen, um sich vor der Peinlichkeit zu bewahren, dass sie einen geschäftsschädigenden Kommentar schreiben.

Viele meinen, eine Fanpage könnte ein Ausweg aus diesem Dilemma sein, doch ich fürchte, das ist ein Irrtum. Die kommerzielle Nutzung von Facebook ist sehr erfolgsversprechend – doch meistens nur dann, wenn man auch Budget für Facebook-Werbung einplant. Fanpages haben organisch eine sehr geringe Sichtweite, da Facebook natürlich Geld mit seinen Businesskunden verdienen will. Ich zum Beispiel bin Fan von hunderten von Fanpages, da ich ja viele Unternehmen bei ihrer Social Media Strategie gecoacht und begleitet habe, doch ich sehe buchstäblich nie Posts von diesen vielen Fanpages – es sei denn, ich habe sie mit „Als Erstes anzeigen“ markiert oder in einer speziellen RSS-News-Liste untergebracht. Die muss ich dann immer anklicken, wenn ich über Facebook „Zeitung lesen“ will – dort sind meine Verlagsmedien gesammelt. Ansonsten sehe ich von Fanpages vor Allem Sponsored Posts von Fanpages, also Facebook-Anzeigen.

Braucht man denn Facebook geschäftlich?

Für mich ergibt sich seit einigen Monaten, dass Facebook im täglichen Dialog Xing ersetzt. Zwar habe ich bei Xing weit mehr Kontakte als bei Facebook (2.100 im Vergleich zu 900 bei Facebook), doch Dialog und wirkliche Vernetzung erfahre ich über Facebook sehr viel mehr. Menschen erkennen an meinen Posts, wie ich bin und wie ich arbeite. Sie schreiben mir PN über Facebook, sie rufen mich an mit dem Hinweis, dass sie über meine persönlichen Facebook-Einträge darauf gekommen sind, mich nun zu kontaktieren.

Zwischenzeitlich frage ich bei neuen Kontakten, ob es ok ist, wenn wir uns auch über Facebook befreunden – etwas, was ich noch vor wenigen Monaten nie gewagt hätte! Zwar frage ich immer mit dem Zusatz, dass ich mich nicht in ein Privatleben einmischen will und ein „Nein“ absolut respektiere, doch erstaunlich oft erlebe ich, dass die Angesprochenen sich über das Angebot freuen und sich gern über Facebook vernetzen.

Vorteile von Facebook gegenüber Xing

Xing ist hervorragend als Visitenkarten-Buch und als Akquise-Möglichkeit, um mit interessanten Stakeholdern und Gatekeepern in Kontakt zu kommen. Man kann Events bewerben und kann in Xing-Gruppen diskutieren. Ich bin großer Xing-Freund – doch für offene Dialoge ist Xing wenig nützlich. Die Timeline (Neuigkeiten) sind interessant zum Durchscrollen, laden aber nicht zu Dialogen ein.

Facebook ist sehr persönlich und visuell sehr ansprechend. Man kann sich offen austauschen und das eigene „Branding“ über Posts, Bilder und Videos befördern. Man kann mit den simpelsten Mitteln ansprechende, unterhaltsame und werteorientierte Botschaften weitergeben. Da ich ein offenes Profil bei Facebook habe, können auch Facebook-User, die nicht mit mir befreundet sind, mehr von mir kennenlernen, da sie alle öffentlichen Postst sehen können – wie bei einer Fanpage oder Facebook-Onlinezeitung.

Seit ich Weihnachten mit diesem Facebook-Marketing begonnen habe, habe ich sehr wertvolle Kontakte und Termine gewonnen. Die Menschen können erkennen, was meine Motive sind bei meiner geschäftlichen Tätigkeit. Sie können mich persönlich prüfen, bevor sie mit mir ernsthaft in Kontakt treten, um einen Auftrag zu erteilen oder eine Kooperation anzubieten. Wie ich immer so gerne sage: „Die Menschen von heute kaufen keine Produkte – sie kaufen Emotionen!“ Zwar bin ich nicht im Bereich B2C tätig, sondern habe ausschließlich Geschäftsbeziehungen zu Business-Vertretern, doch auch diese brauchen in unserer überfüllten Angebots-Welt Sicherheit in Bezug auf Vertrauen und Glaubwürdigkeit – das erhält man nicht bei Xing, das erhält man bei aktiven Usern über Facebook.

Meiner Meinung nach verschiebt sich Facebook in Richtung PR und Öffentlichkeit. Privat kommuniziert man über WhatsApp und vielleicht Instagram und Snapchat, doch Facebook ist mehr und mehr ein dialogorientierter Öffentlichkeits-Kanal, mit dem man Menschen gewinnen und binden kann. Emotionen sind der Kitt, der uns Menschen verbindet – und das kann Facebook leisten. Ich würde einmal ernsthaft überlegen, ob ich Facebook ganz bewusst für gewinnorientierte Ziele einsetzen will. Wenn ja, braucht man natürlich eine Strategie. Wer mag, kann am 2. April 2016 hierfür zu meinem Tagesworkshop nach Dortmund kommen – dort werden wir uns genau diesem Thema widmen: Wie finde ich meine passgenaue persönliche Social Media Strategie?
Mein Wunsch ist, dass alle (maximal 8) Teilnehmer anschließend nach Hause fahren und genau wissen, was sie als Nächstes tun werden – bei Facebook. Xing und Co. Zum Tagesworkshop bei Xing

Eva_Ihnenfeldt_KMUdigital_kleinEva Ihnenfeldt
Marketing und Social Media
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Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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3 thoughts on “Hilfe! Facebook wird geschäftlich immer wichtiger, doch wie trennt man das Private?

  • Reply CQ 2. März 2016 at 11:15

    Ich finde eine Fan-Seite mit Impressum definitiv professioneller, wenn es geschäftliche Dinge betrifft – zumal die Facebook-Nutzungsbedingungen eine kommerzielle Nutzung des persönlichen Profils nicht erlaubt.
    Und wer geschäftsschädigende Kommentare von Verwandten bekommt, hat wohl ein anderes Problem als Facebook…

  • Reply Karin Mager 9. März 2016 at 12:05

    Hallo Eva,
    interessante Gedanken zu Facebook und Xing. Ich bin eine der „Glücklichen“, die das Facebook-Profil von vornherein hauptsächlich beruflich nutzen, weshalb die Frage der Trennung von beruflich und privat kein Thema für mich ist. Der Zauber von Facebook sind für mich die vielen hilfreichen Facebook-Gruppen, die mich begleiten seit meinem Start als Solopreneur-Bloggerin und bei meinen sonstigen Online-Aktivitäten. Ich habe Facebook erst vor zwei Jahren im Rahmen einer Online-Fortbildung entdeckt und bin begeistert, wie viel Hilfe man – sofern man in den richtigen Gruppen ist – dort schnell und unkompliziert bekommt.

    Meines Wissens soll – wie CQ auch schrieb – die kommerzielle Nutzung des persönlichen Profils nicht erlaubt sein, doch tatsächlich findet bei mir auch der Austausch mit meinen Facebook-Kollegen nur über die Profilseite statt. Ist ja auch gar nicht anders möglich. Meine Fanpage-Seite dümpelt dagegen so vor sich hin, weil ich bisher auch keine Anzeigen schalte. Deshalb teile ich auch deine Idee, dass es mehr Sinn macht, die Profilseite für beruflichen Austausch zu nutzen. Gelegentlich versuche ich Freundschaftsanfragen von Unbekannten auf meine Facebookseite umzuleiten – mittels Einladung per PN. Doch das funktioniert nur selten. Der Austausch findet einfach über das Profil statt und dein Artikel bestätigt mich darin, dass das so sein darf.

    Schönen Gruß aus München
    Karin

    • Reply Eva Ihnenfeldt 11. März 2016 at 16:22

      Hi liebe Karin, da habe ich Dir doch gleich mal eine Freundschaftsanfrage gestellt – würde mich freuen, wenn wir verbunden bleiben 🙂 Kommerzielle Nutzung: Tatsächlich hat mir eine Web-Expertin erzählt, eine ihrer Kundinnen ist gesperrt worden, da sie ihr persönliches Profil rein für ihr Business genutzt hat. Ab und zu ein persönliches Foto, ein emotionales Statement, und es kann nichts passieren.

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