Meme sind im Internet sehr beliebt. In der Zwischenzeit googlen mehr Menschen nach „Meme“ als nach „Jesus“ – wobei es natürlich auch Memes gibt mit dem berühmten Nazarener. Witzige Bilder mit eingefügten Texten gibt es unzählige, mit einem Meme-Generator kann jeder Mensch ganz einfach aus Bildern ein Meme erstellen – und über Plattformen wie 9gag mit der Öffentlichkeit teilen. Natürlich werden die unfreiwilligen Hauptdarsteller auf den Bildern sehr selten gefragt, ob sie begeistert davon sind, wenn die Welt sie verhöhnt, und ob sie gelassen hinnehmen, wenn immer wieder neue Spottsprüche über sie kreiert werden. Der Mensch ist des Menschen Wolf, das wissen wir – aber nur für billige Schenkelklopfer andere seelisch misshandeln? Warum bloß?
Bekannt wurde etwa vor Kurzem die Geschichte, bei der ein Foto von einem kleinen behinderten Jungen, der entgegen aller ärztlichen Prognosen lebt und sich seines Lebens freut, mit billigen Sprüchen verziert und verbreitet wurde. Seine Eltern sind trotz aller Bemühungen nicht in der Lage, das Cybermobbing zu beenden. Sie suchen die verletzenden Bilder im Web, bitten um Löschung, kämpfen gegen Windmühlen in ihren Bemühungen, ihrem Kind diese verhöhnenden Kalauer zu ersparen, wenn es älter wird und solche Memes über sich entdeckt. Wir grausam können Menschen sein!
CBS Newswire
Lizzie Velasquez
Nun hat sich so ein Opfer endlich einmal gewehrt gegen die billige, gedankenlose. primitive Cybermobbing-Flut. Lizzie Velasquez taugt nicht zum Opfer, da sie selbst das Web für ihren Beruf und ihre Berufung nutzt. Sie ist zwar durch ein seltenes Syndrom von Kind ab dem Spott und der Abscheu der Menschen ausgesetzt, doch anstatt sich zu verstecken formte sich früh in ihr der Wunsch, Motivationstrainer zu werden und anderen Menschen dabei zu helfen, sich unabhängig zu machen von der Meinung der „Anderen“.
Lizzy Velasquez bei Instagram
Während unzählige Meme-Opfer bisher geschwiegen haben – oder gerichtlich versucht haben, gegen die Urheber vorzugehen, um der seelischen Misshandlung ein Ende zu setzen, konnte Lizzie Velasquez ihre Online-Kanäle nutzen, um zu erklären, was es mit einem Menschen macht, wenn er hilflos ausgeliefert zur Witzfigur wird.
Falls Ihr also demnächst ein urkomisches Meme-Bild findet von weinenden Kindern, Menschen mit Behinderungen, dickeren nackten Menschen, Menschen in demütigenden Positionen oder Menschen, die aus der Mainstream-Rolle fallen, denkt vor dem Weiterteilen daran, dass Ihr Euch mit der Verbreitung der Memes einreiht in die Massen von Menschen, die schon im Mittelalter Hinrichtungen als Gaudi empfanden und „Fremde“ mit Schimpf und Schande aus dem Dorf gejagt haben. Auch das ist eine Form von Rassismus: Das Fremde herabwürdigen ohne daran zu denken, was das für das weitere Leben des Opfers bedeutet.
Doch nun lassen wir Lizzy Delasquez selbst sprechen – mit einem flammenden Appell an alle Meme-Schenkelklopfer- Stammtischfreunde
Enough is Enough | Vlogmas Day 12 https://t.co/qjONBDHzVT
— Lizzie Velasquez (@littlelizziev) 12. Dezember 2016
Und hier ihr berühmter TED-Vortrag von 2013 – mit über 10 Millionen Aufrufen. Ja liebe Lizzy Delasquez, Negativität kann uns helfen, unseren eigenen Weg zu finden – doch nicht alle Menschen sind so stark und klug wie Du