Überzeugend präsentieren – was die Menschen von Vorträgen erwarten

Ich selbst komme ja aus der Generation „Stuttgart21-Wutbürger“. Wir Babyboomer sind in einem veralteten Schulsystem groß geworden, in dem wir uns rebellisch gegen Lehrer und Professoren aufgelehnt haben. Ob im Gymnasium oder der Uni, wir wollten Veränderungen in den Inhalten, den Aussagen, dem Respekt, der Moral. Konsumverhalten machte uns misstrauisch, wollte uns jemand „unterhalten“, witterten wir üble Absichten und misstrauten der fröhlichen Verpackung. Das hat sich heute sehr geändert. Wir Menschen leben in einer reizüberfluteten Welt, bei dem Überangebot von medialer Unterhaltung ist es schwer geworden, Zuhörer für sich zu gewinnen – ein bisschen „Show“ muss schon sein.

Selbstbewusst präsentieren – wie man mit Vorträgen überzeugen kann

Ich bin viel als Trainerin unterwegs. Dabei habe ich gelernt, dass es Eva Ihnenfeldt vor Studenteneinen großen Unterschied macht, ob ich in Vollzeit unterrichte, oder ob ich in ein, zwei, oder auch drei Stunden einen Workshop gebe. Ich gebe zu, dass ich lieber unterrichte, da sich in den vielen Stunden aufbauend Ergebnisse entwickeln, die für alle Teilnehmer nachhaltig und gewinnbringend sind. Man lernt sich kennen, man spricht über die individuellen Ziele der Studenten, man begleitet den Unterricht mit Gruppenarbeiten und Coaching, es wird eine Projektarbeit erarbeitet und am Ende des Moduls vorgestellt. Eine äußerst befriedigende Arbeit, die oft glücklich macht.

Bei Vorträgen und kurzen Workshops hingegen haben die Teilnehmer eine ganz andere Erwartungshaltung. Lange Jahre stand ich immer wieder vor einem großen Publikum, das sehr heterogen motiviert war, manchmal sind nur wenige Workshop-Teilnehmer da, die als zahlende Kunden zu Recht einen hohen Mehrwert für sich erwarten. Dazwischen gibt es natürlich viele Abstufungen und Varianten – bis hin zum entspannten Tagesworkshop, der viel Eigenarbeit der Teilnehmer ermöglicht.

In jedem Fall ist es meine Aufgabe, das Herz meiner Zuhörer und Teilnehmer zu gewinnen. Denn nur, wenn ich ihr Herz gewinne, öffne ich sie für die Inhalte, die ich vermitteln will. Ich habe keine Zeit, über 60, 80, 120 Stunden nach und nach Wissen aufzubauen – als „Speaker“ muss ich in wenigen Minuten einen bleibenden Eindruck hinterlassen, damit sie aufmerksam werden, selbst weiterforschen und sich selbstmotiviert nach dem Vortrag bzw. Workshop informieren und weiterbilden.

WhiteboardGanz großes Kino sind ja die TED-Talks, die als Video abrufbar sind (viele auch mit deutschen Untertiteln). Da kann man die Meister der Präsentation beobachten, die nicht nur als Experten spannende Fakten vermitteln, sondern die Zuschauer mitreißen durch ihr Charisma und ihre Vortragskunst.

Selbstverständlich liegt es nicht jedem, als Showmaster das Publikum zu begeistern, doch vielleicht helfen folgende 7 Tipps, um in zukünftigen Präsentationen die Augen der Zuhörer zum Strahlen zu bringen. Ich werde selbst versuchen, mich daran zu halten 😉

  1. Schaue Dir drei TED-Talks an, die Dich begeistern und schreibe mit, warum diese wohl so genial sind (Folienanzahl und -gestaltung, Storytelling, Auftreten, Körpersprache, Emotionen, Dramaturgie, Sprechtempo, Botschaft, Mission etc.)
  2. Bereite Deinen Vortrag zunächst in Word vor – und nicht gleich als ppt. Später kannst Du Stichworte aus der Vorbereitung groß ausgedruckt als „Meilenstein-Spickzettel“ verwenden – besser ist natürlich, Du redest dann völlig frei. Noch besser: Du nutzt bei Powerpoint die Referenten-Notizen, die nur für Dich sichtbar sind – nicht für die Zuhörer.
  3. Schreibe vor der Ausarbeitung ein Konzept nach folgenden Gesichtspunkten: Was ist die Botschaft des Vortrags? Wer ist die Zielgruppe und welche Erwartungshaltung hat sie wohl? Was sollen die Teilnehmer mitnehmen? Mit welcher Strategie willst Du sie begeistern? Welche Geschichte willst Du erzählen?
  4. Benutze für die Foliengestaltung möglichst wenig Text – wähle vor Allem Bilder, Grafiken und Illustrationen, die Deinen Vortrag untermauern. Die Folien sind die Vermittler von Emotion und Inspiration – Dein Vortrag (am besten ganz ohne Vorlage) ist die Geschichte, die von den Bildern getragen wird. Selbstverständlich ist auch die richtige Ausstattung entscheidend für die erfolgreiche Präsentation.
  5. Nutze für die Dramaturgie des Vortrags die Erkenntnisse der „Heldenreise“. Starte mit einem „Rätsel“ bzw. einer Frage, um die Aufmerksamkeit zu gewinnen. Zeige im Laufe des Vortrags, dass es sich lohnt, die Botschaft der Präsentation zu verfolgen: Nimm für den Vortrag eine einzige Grundidee, welche sich durch die Präsentation zieht, gestalte die Reise von den anfänglichen Unsicherheiten und Zweifeln über die ersten Erfahrungen, über Widerstände, wachsende Kompetenz bis hin zum belohnenden Erfolg (Wachstum, Gewinn, Liebe, Anerkennung…)
  6. Beziehe die Zuschauer in Deinen Vortrag mit ein und halte den Kontakt zu ihnen. Sprich sie direkt an, nimm sie als Beispiel für Deine Botschaft, bring sie zum Lachen, rühre sie an, zeige Deine Empathie für ihre Situation und Motivation.
  7. Last but not least: Bedenke immer, dass nur etwa 10 Prozent Deiner Worte in Erinnerung bleiben. Was sich die Menschen merken, sind Geschichten, Emotionen, Deinen Ausdruck und Deine Glaubwürdigkeit als Speaker. Versuche nicht, Dein geballtes Wissen in wenigen Minuten oder Stunden zu vermitteln. Siehe Dich als Inspirator, als Wegweiser, und nimm Dich dabei nicht zu ernst. Die Menschen wollen unterhalten und bestärkt werden – alles Weitere können sie sich anlesen – oder sie werden einen wirklichen Lehrgang besuchen!

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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