Danke Facebook- und Online Werbung: Du heilst mich von meiner Shopping-Sucht

Vor zwei Wochen war mit an einem Sonntag ein wenig langweilig und ich suchte nach einem schönen Trenchcoat auf verschiedenen Shoppingportalen. Ist ja ein wenig wie Karten spielen: Mäntel auf die Wunschliste, Mäntel im direkten Vergleich, Mäntel in den Warenkorb (und wieder löschen), Mäntel in anderen Farben… Kurz und gut, seit diesem verregneten Sonntag bekomme ich laufend bei Facebook, Google, Online-Portalen, Zeitungen und Blogs Trenchcoats angezeigt, manche blinken sogar und bewegen sich! In der Zwischenzeit bin ich so weit, dass ich eine regelrechte Abscheu gegen Trenchcoats empfinde – so was wollte ich allen Ernstes mal kaufen???

Laut Haufe hat eine US-Studie jetzt ermittelt, dass die allgegenwärtige Werbung auf Facebook und Co vor Allem junge

Sind Menschen konditionierbar wie Pawlowsche Hunde?

Sind Menschen konditionierbar wie Pawlowsche Hunde?

Menschen abstößt und vertreibt. Ganze 75% der Befragten zwischen 16 und 39 Jahren fühlen sich auf Social Media Kanälen von Werbung verfolgt und sind genervt. 56% sagten sogar, dass sie wegen dieser ständigen Werbe-Belästigungen aufgehört haben, Social Media zu nutzen!
haufe.de: Junge Menschen fühlen sich von Werbung verfolgt

Das so genannte Retargeting (den potentiellen Kunden personalisiert zugeschnitten immer wieder auf externen Webseiten mit Werbung verfolgen) wirkt nicht nur bedrohlich, da es besonders unverfroren vor Augen führt, wie selbstverständlich unser Verhalten im Web getrackt wird, es ist sogar für Unternehmen und Marken kontraproduktiv! Zwar wird es sicher immer mal wieder einen Interessierten geben, der weichgekocht wird, und bei der zehnten Einblendung des Produkts zuschlägt – doch wer misst die vielen Anderen, die irgendwann für sich die Entscheidung treffen: ‚Nie wieder diese Marke – nie wieder dieser Online-Shop‘?

clockwork-orange-606062_640Schön, dass es nun mit dieser Studie den Beweis gibt, wie sehr Retargeting und Werbung in sozialen Netzwerken Kunden vertreibt und verärgert. Ich persönlich wollte da einfach mal „Danke“ sagen: Während ich früher zur Entspannung manchmal shoppen ging oder im Web nach schönen Produkten stöberte, fühle ich mich durch die allgegenwärtigen Werbeeinblendungen fast geheilt – so wie Alex aus Clockwork Orange geheilt wurde…. Filmmeisterwerk von Stanley Kubrick: Alex war als Chef einer Jugendbande süchtig nach Gewalt und wurde geheilt, indem er sich stunden- und tagelang Gewaltexzesse angucken musste – und ihm dabei ein übelkeitserregendes Serum verabreicht wurde.

Einkaufs-Center bereiten mir danke der Werbeüberfrachtung auch ohne Serum diese Übelkeit. Allein der Geruch dieser ganzen Berge von Textilien, die von Menschen – sogar Kindern! – unter sklavenähnlichen Bedingungen hergestellt wurden, ist unerträglich. Reiseangebote mit Stränden und Meer erzeugen in mir Bilder von mit Sonnenmilch eingeschmierten Massenmenchen, und wenn ich an den ganzen Müll aus Möbeln, Stoff, Geschirr, Elektrogeräten und Papier denke, schäme ich mich vor all denen, die noch nicht mal Zugang zu sauberem Wasser haben. Die müssen uns doch für total bescheuert halten mit unserem Konsum-Wahn.

Also DANKE! liebe Werbeagenturen, die immer ihren Kunden mit möglichst viel Aktivismus und KPI’s beweisen müssen, dass sie ihr Geld nicht umsonst bekommen. DANKE liebe Marken, dass Ihr denkt, wir wären nichts weiter als Pawlowsche Hunde, die einfach nur oft genug das Glöckchen klingeln hören müssen, bis wir endlich kaufen. Ihr habt es geschafft, ich wünsche mir einfach nur noch, dass sich alles von selbst in meiner Wohnung rot einfärbt, was ich länger als ein Jahr nicht mehr in der Hand hatte: Kleidung, Geschirr, Bücher, Spiele, Videos, CD’s… – und dann von Zauberhand verschwindet. Wuff.

 

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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