Elternsorgen: 1.300 Euro Budget pro Kind für die Sommerferien?

Einer Studie nach, bei der 1.500 Eltern aus Deutschland zum Thema „Sommerferien“ befragt wurden, fühlen sich viele Eltern ganz schön unter Druck, weil sie den Erwartungen ihrer Kinder und des sozialen Umfeldes entsprechen wollen. Denn diese Ansprüche an die „perfekten Sommerferien“ sind nicht unbescheiden und finanziell eine ganz schöne Herausforderung. Angeblich wird in den Sommerferien pro Kind ein zusätzliches Budget von 1.332 Euro ausgegeben – was für ein Stress…

Einfach nur Faulenzen ist nicht mehr…

OK, die Studie wurde von Groupon bei dem Umfrageinstitut Opinium in Auftrag gegeben. Man kann davon ausgehen, dass der Auftraggeber mit dem Ergebnis zufrieden ist „Nutzt unsere Schnäppchen und entsprecht den Erwartungen Eurer Kinder und Nachbarn!“. Doch auch im Wissen darum sind die Ergebnisse sicher nicht fern aller Realität. Im Vergleich zu früheren Kindheiten ist es definitiv so, dass Eltern ständig Erlebnisse und Reisen bieten müssen, da ein „Wir faulenzen einfach und gehen draußen spielen“ Kinder-Leben kaum noch möglich ist – weder nachmittags, noch am Wochenende – noch in den Ferien.
finanznachrichten vom 25.6.18: Social Media setzt Eltern bei der Planung der Sommerferien unter Druck

Schulden machen für die „perfekten“ Ferien?

Hinzu kommt, dass unsere konsumgeprägte Gesellschaft starken Einfluss auf den Nachwuchs hat. Fast jeder Mensch giert nach Geschenken, Besitz, Status und Kicks – und diese gibt es reichlich in der Freizeitindustrie. Kinder können sich nicht so leicht vorstellen, was das an finanzieller Belastung für die geliebten Eltern bedeutet – und Eltern wollen natürlich nicht die Kinder mit den eigenen finanziellen Sorgen belasten. Man will ja dem Nachwuchs nicht sie schönen Ferien verderben beim Blick auf das überzogene Konto…

Und dann auch noch die Inszenierungen in Social Media…

Als ob das nicht genug wäre, kommen auch noch die vielen Statusmeldungen in den sozialen Netzwerken hinzu. Ein Viertel der Eltern fühlen sich durch die Inszenierungen anderer „glücklichen“ Familien unter Druck gesetzt – und ein Drittel belastet es, wenn ihre Kinder von den Aktivitäten ihrer Freunde schwärmen, die reichlich Fotos und Videos bei Instagram, Snapchat und Co verteilen…

25 Prozent geben bei der Umfrage zu, dass sie selbst ebenfalls die perfekten Urlaube und Tagesausflüge posten, um sich gut zu inszenieren. Ständiger Begleiter ist neben der finanziellen Belastung das schlechte Gewissen, wenn man nicht ständig Zeit für die Freizeitgestaltung mit den Kindern hat. Vor Allem ein hoher Fernsehkonsum der Kinder macht Schuldgefühle. Fast ein Viertel der Eltern hat sich sogar schon einmal während der Sommerferien krank gemeldet, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können!

Kindheit heute – Kindheit früher…

Schuld, Schuld, Schuld… ob das schon immer so war? Ich glaube nicht. Ich selbst habe mich als Mutter relativ unbeobachtet gefühlt und bin eher lässig mit den Ansprüchen der Gesellschaft umgegangen. Meine Mutter (Hausfrau) war in meiner Kindheit zwar immer da, wenn sie nicht gerade einkaufen war am Vormittag – doch wir lebten irgendwie beide unser Leben und hatten außer den Mahlzeiten und gemeinsamer Fernsehritualen wenig Gemeinsamkeiten. Ich war mit meinen Freunden zusammen und sie brachte uns Kakao und Butterbrote – fertig.

Mein Vater spielte sowieso eher eine Gastrolle und kam gar nicht auf die Idee, sich in mein Privatleben einzumischen. Meine Kindheit war mein eigenes Reich – mit allen Freuden und allen Herausforderungen und allen Kümmernissen. Langeweile war mein ständiger Begleiter und erzwang eine Kreativität, von der ich noch heute profitiere.

Nein, ich hätte nicht gern ständig meine Eltern um mich gehabt, und wäre auch nicht gern ständig von ihnen „bespaßt“ worden. Ich mag sie wirklich gern, die Beiden – aber es ist auch gut, sich außerhalb ihrer Reichweite zu bewegen. Sie müssen nicht alles wissen – und noch weniger müssen sie alles kommentieren und bewerten. Sie sollen sich auch keine Sorgen machen, weil meine Kumpesl und ich spontan auf die Idee kommen, mit zehn Jahren eine Fahrradtour in die nahegelegene Großstadt zu machen. Lebe wild und gefährlich – und sieh zu, dass Deine Eltern so wenig wie möglich von Dir wissen.

Was würde ich Eltern von heute empfehlen?

OK, jede Zeit und jede Generation hat ihre Herausforderungen. Nichts ist besser und nichts ist schlechter. In einer konsumgeprägten Wohlstandsgesellschaft Kinder zu begleiten ist natürlich ganz anders als in den Sechziger und Siebziger Jahren. Dafür hatten wir damals brutale Lehrer und überhaupt ein Schulsystem, das auf Angst und Strafen aufgebaut war. Das war auch nicht lustig.

Ich wünsche allen Eltern von heute, dass sie sich mutig auf sich selbst besinnen und herausfinden können, wie sie wirklich mit ihren Kindern zusammenleben wollen. Ich wünsche den Eltern von heute, dass sie sich frei machen von den Ansprüchen der Gesellschaft und dass sie sich trauen, ihren Kindern zuzumuten, ihr Leben selbst zu gestalten. Ich wünsche ein aufrichtiges Miteinander – wo man auch mal über Geld diskutieren kann und gemeinsam einen Plan machen, wie man die Ferien gestaltet, ohne sich verschulden zu müssen. Soooo schwer ist das doch gar nicht – lass die Leute reden und sei Vorbild – in Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit – und das ganz ohne schlechtes Gewissen. Wir sind keine Roboter, wir sind Menschen. Und das finde ich wunderbar so.

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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