Mein persönlicher Shitstorm oder: Der Unterschied zwischen Facebook und Twitter

Auf Twitter blieb mein Tweet unkommentiert - passiert ja auch so viel da!

Kurz vor der Wahl fiel mir ein Post in Facebook von einem Freund auf, der schrieb: „Boah wenn ich noch einmal lese, dass ich am Sonntag wählen gehen soll, werde ich mir einen Kasten Bier besorgen, coolen Punk auflegen und Anarchie verbreiten!“ Ich konnte ihn so gut verstehen, auch ich fand die ständige Propaganda auf allen Kanälen unerträglich – erinnerte mich an den enormen Druck in der ehemaligen DDR, wo es zwar keine direkte Wahlpflicht gab – aber einen enormen gesellschaftlichen Druck. Und da ich ja so ein Freiheitsfreund bin, ließ ich bei Twitter und Facebook am Wahlsonntag fast identische Nachrichten los:

Auf Twitter blieb mein Tweet unkommentiert - passiert ja auch so viel da!

Auf Twitter blieb mein Tweet unkommentiert – passiert ja auch so viel da!

Völlig überrascht war ich jedoch über die Reaktion. Obwohl ich bei Twitter sonst viele Reaktionen erhalte, fand niemand von den 1.468 Followern diesen Tweet in irgendeiner Form interessant – doch bei Facebook erhielt ich insgesamt fast 40 Kommentare! Und zwar nicht nur  freundliche 😉 Ehrlich gesagt war ich sogar ganz schön schockiert von einigen Reaktionen, eine Frau (die ich gar nicht kenne) kommentierte sogar: „Ich entfreunde selten, aber so eine Haltung ist für mich untragbar. Das wäre für mich, als würde ich in meiner Freundesliste bei jemandem entdecken, dass er/sie einer der extremen Parteien angehört. Tschüssn.“

OK, mag ja sein dass sie dachte ich selbst würde nicht wählen gehen – aber selbst wenn, ist das so ein Verbrechen?

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Ich selbst gehöre ja zu der Minderheit, die stolz ist auf unser Land, unsere Demokratie und sogar unsere Politiker – aber ich kann total gut verstehen, wenn Jemand frustriert ist über die Politik, verbittert und müde. Und hätte ich zu dieser Personengruppe gehört – Junge Junge, das hätte ich besser verschwiegen und meinen Wahlzettel ungültig gemacht. Nichtwähler haben es anscheinend schwerer als ich dachte.

Was ich gelernt habe aus dem kleinen „Shitstorm“ (jaja, ich weiß, Shitstorm ist wohl übertrieben): Facebook ist eine wunderbare Plattform, um seinen Mut und seine Überzeugung zu testen. Man muss auch mal Gegenwind aushalten und ich konnte mich testen inwieweit ich mit Ablehnung klarkomme.

Twitter ist ganz anders als Facebook: Facebook ist sehr privat, persönlich, empfindlich wie eine Meißner Porzellantasse – sehr schnell verletzt man Gefühle und sehr schnell wird man verletzt. Twitter ist dagegen „gutmütiger“, da darf man sich auch mal einen Flapsus erlauben und wird nicht so schnell kritisiert.

Und zum Schluss noch ein politisches Statement:

Ich bin schon immer ein politischer Mensch gewesen, schon als Jugendlicher habe ich mich gern politisch engagiert. Auch meine Arbeit empfinde ich als politische Arbeit – die Social Media Manager die wir ausbilden haben auch gesellschaftlichen Einfluss und Social Media revolutioniert tatsächlich diese ganze Welt (hoffentlich zum Guten…)

Was ich mir nach dieser Wahl von Herzen wünsche ist, dass wir in Deutschland es schaffen, abseits von politischen Parteien konstruktiv gemeinsam eine gute Politik zu machen – anstatt sich gegenseitig zu bekriegen (was mich – und sicher auch viele Politikverdrossene – anwidert). Ich wünsche mir einen Zusammenschluss aus wirtschaftlicher Vernunft, sozialer Gerechtigkeit und dem tiefen Wunsch, dass es allen fühlenden Wesen gut gehen möge. Und ich drücke ganz fest die Daumen, dass die SPD sich nicht der großen Koalition verweigert – und dass auch Die Grünen und die Linken sich mit ihren Initiativen einbringen können, ohne von den Regierungsparteien mundtot gemacht zu werden.

Ich wünsche mir ein Klima im Bundestag wie im Untersuchungsausschuss „Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund“. Dort haben Politiker aller demokratischen Parteien friedlich und konstruktiv miteinander gearbeitet, um das Unfassbare aufzuklären und dafür Sorge zu tragen, dass so etwas nie wieder passiert. Lasst uns einen neuen Schritt tun in Richtung Demokratie! Nicht mehr Schalke gegen BVB sondern pragmatisch und mit guten gemeinsamen Zielen – das wäre so schön!

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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