Konzerne machen es schon lange. Sie suchen gezielt nach Startups von denen sie lernen können, deren Produkte interessant sind oder die als potentielle Ziele für Investments in Frage kommen. Im Mittelstand ist der Kontakt zu Startups noch lange nicht die Regel. Das ist aber auch kein Wunder. Denn der Aufwand den Konzerne treiben, ist für viele Mittelständler einfach nicht leistbar. Weder finanziell noch zeitlich.
Leider führen viele Vorurteile, der Faktor Zeit und das Unwissen darüber wie man als Mittelständler den Kontakt zu Startups am besten sucht dazu, dass gar nichts passiert. Dabei ist es gar nicht so schwer die ersten Schritte zu gehen und Beispielsweise mal die eine oder andere Messe bzw. Startup-Veranstaltung zu besuchen.
Wichtig ist im Grunde genommen nur eins:
Klare Ziele setzen
Das war es schon! 😉
Welche Ziele können das beispielsweise sein? Na ja. Das wissen Sie als mittelständischer Unternehmer oder Mitarbeiter eines mittelständischen Unternehmens wesentlich besser als ich. Aber einige Beispiele kann ich Ihnen schon liefern:
- Sie möchten vielleicht Unternehmerisches Denken fördern
- Innovation ins Unternehmen tragen
- Konkrete Probleme lösen
- Neue Technologien erschließen
- Lernen wie digitale Geschäftsmodelle funktionieren
Diese und noch viele andere Ziele könnten auf Ihrer Agenda stehen. Aktuell versuchen Sie noch, die vielen Herausforderungen durch Innovation im eigenen Haus zu lösen. Sie gucken sich ggf. bei Lieferanten um und analysieren den Markt. Innovation geschieht aber eher auf evolutionäre Art und Weise. Also langsam und gesittet. Das scheinbare Chaos der Startup-Welt, in der augenscheinlich jeden Tag eine neue Kuh durchs Dorf getrieben wird, liegt ihnen nicht. Revolution? Das erscheint gefährlich.
Dabei mögen wir Unternehmer Dynamik doch eigentlich ganze gerne. Verspricht sie doch viel Abwechslung und immer neue Herausforderungen. Wären da nicht das Tagesgeschäft und die Verantwortung für unsere Mitarbeiter.
Aber was, wenn ich sage: „Alles Ausreden!“? Dann machen wir einfach mal weiter, oder?
Mit den gesetzten Zielen ist es aber natürlich noch nicht getan. Wenn Sie Ihre Ziele kennen und vielleicht wirklich bereit sind, neue Wege zu gehen und den Kontakt zu Startups zu suchen, müssen Sie sich überlegen wie Sie Ihre individuellen Ziele am besten erreichen. Anfänglich wird Ihnen das nicht leicht fallen. Sie kennen die verschiedenen Möglichkeiten wahrscheinlich gar nicht und fragen sich, wo Sie anfangen sollen. Holen Sie sich trotzdem nicht sofort Hilfe von Außen. Gucken Sie einfach wie Sie erste Kontakte zu den Startups in Ihrer Region knüpfen können. Und lesen Sie Artikel wie diesen hier um Tipps zu erhalten. Ach ja. Und die Aktivitäten größerer Konzerne dürfen Sie auch analysieren. Denn auch wenn das vielleicht alles eine bis fünf Nummern zu groß für Ihr Unternehmen ist, können Sie anhand dieser Aktivitäten klare Strategien erkennen und Handlungsweisen ableiten.
Mögliche Maßnahmen
Teilnahme an Startup-Events
Als erster Schritt sicherlich gut. Der Kontakt zu Startups fördert das unternehmerische Denken und hilft dabei, erste Kontakte zu knüpfen.
Anfänglich können Sie diese Aktivität recht ungerichtet betreiben. Fordern Sie Ihre Mitarbeiter auf, diese Events zu besuchen und sich dort aktiv zu beteiligen. Weisen Sie ruhig auf verschiedene Möglichkeiten hin. Greifen Sie aber nicht lenkend ein.
Später können Sie dann das Feedback Ihrer Mitarbeiter einbeziehen und gucken ob es Sinn macht, die Besuche besser zu koordinieren. Ich glaube aber, dass es sich lohnt jedem Ihrer Mitarbeiter jeden Besuch einer Startup-Veranstaltung zu ermöglichen. Sollten Sie Sorgen wegen des Budgets haben, dann legen Sie ein maximales Budget fest das jeder Mitarbeiter individuell innerhalb eines bestimmten Zeitraums ausgeben darf. Nur schränken Sie niemanden durch irgendwelches Hierarchiegehabe ein! Jeder sollte sicher frei entscheiden können, welche Veranstaltungen für ihn und seine Arbeit wertvoll sind.
Welches Ziele fördern Sie mit dieser Maßnahme? Sie lassen Kontakt zu innovativen Unternehmen zu und fördern somit die Kreativität Ihrer Mitarbeiter, neue Lösungsansätze zu finden. Außerdem können Sie sich von der Nähe zu jungen Unternehmern die Förderung des Unternehmerischen Denkens in Ihrem Haus versprechen.
Durchführen von Startup-Events
Sie und Ihre Mitarbeiter haben die ersten Veranstaltungen kennen gelernt und wissen welche Formate es so gibt. Dann können Sie beurteilen ob Ihnen eines dieser Formate zusagt und hilft.
Machen Sie sich Gedanken ob Sie eine Event-Serie organisieren möchten oder lieber nur ein einzelnes Event. Geht es Ihnen um den Kontakt zu Startups oder wollen Sie andere Ziele erreichen? Sie könnten zum Beispiel einen Hackathon veranstalten bei dem Startups gemeinsam mit Ihnen Lösungsansätze für Herausforderungen finden, die Sie bisher nicht gelöst haben. Besonders aus produzierenden Unternehmen höre ich oft, dass solche Formate sehr zielführend und für alle Beteiligten nutzbringend sind.
Andere Formate könnten beispielsweise in Anlehnung an das von der Gelsenwasser AG entwickelte Format „Perfect Match“ stattfinden. Dazu ist zwar einiges an Vorbereitung notwendig. Dass sich dieser Aufwand lohnt, bestätigt der Vorstandsvorsitzende der Gelsenwasser AG Henning Deters.
„Das Wichtigste: Wir als Team nehmen viele Anregungen und hoffentlich auch den Enthusiasmus unserer Gäste ein Stück weit mit in den Unternehmens-Alltag. Die Vorstellungen der jungen Unternehmer waren so vielfältig und überzeugend, dass uns die Entscheidung für einen Sieger schwer fiel“
Gelsenwasser hat in Vorbereitung auf einen kompletten Tag mit Pitches und intensivem Austausch eine Menge Vorarbeit geleistet. So wurden Videos gedreht, Interviews gegeben, passende Startups aufgerufen sich zu bewerben und vorab 16 Teams ausgewählt. Sicherlich ein großer Aufwand, der sich aber für alle Beteiligten gelohnt hat.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass sich aus etlichen Ideen gemeinsam gute Geschäftsmöglichkeiten entwickeln lassen.“
bestätigt Henning Deters.
Hier sehen Sie einige Eindrücke im Video von Gelsenwasser:
Welche Ziele fördern Sie mit dieser Maßnahme? In erster Linie wieder das unternehmerische Denke in Ihrem Unternehmen. Aber Sie werden auch zusätzliche Impulse für Innovation erhalten. Durch die relativ aufwendige Vorbereitung und den dadurch engeren Kontakt zu Startups sind die Effekte größer als bei einer einfachen Teilnahme an Veranstaltungen anderer.
Bereitstellung von Arbeitsorten und Produktionsflächen
Ebenfalls gut durchdenken muss man diese Möglichkeit der Zusammenarbeit. Der Gewinn für die Kultur des eigenen Unternehmens und der Gewinn zusätzlicher Innovationsimpulse machen diese Maßnahme aber zu einer durchaus lohnenden.
Als mittelständisches Unternehmen stellen Sie Teile Ihrer Räumlichkeiten als Co-Working-Space zur Verfügung in dem interne Mitarbeiter und unterschiedliche Startup-Teams parallel zueinander arbeiten. So lernen sich die Menschen untereinander kennen und können sehr leicht Einblick in die jeweilige Arbeitsweise und -kultur nehmen.
Etwas komplizierter wird es sogar, wenn Sie Produktionsflächen und -anlagen zur Verfügung stellen möchten. Wenn Sie über solche Formen der Kooperation nachdenken, sollten Sie vorab (beispielsweise über ein Format wie den Perfect Match) ein Auswahlverfahren stattfinden lassen in dem Sie herausbekommen, welches Startup ganz genau zu Ihnen passt.
Welche Ziele fördern Sie mit dieser Maßnahme? Sie bekommen wichtige Innovationsimpulse. Nicht nur für Ihr Kerngeschäft, sondern für die gesamte Arbeitsweise in Ihrem Unternehmen. Für den Fall, dass Sie auch Produktionskapazitäten zur Verfügung stellen, werden diese Impulse sehr groß sein.
Legen Sie einen Accelerator auf
Acceleratoren sind Programme in denen Startups meistens nur wenige Monate gefördert werden. Ihnen werden oftmals Arbeitsplätze in Form von CoWorking-Spaces, Workshops, Coachings, Mentoring und der Austausch mit erfahrenen Mitarbeitern großer Unternehmen zur Verfügung gestellt. Konzerne verbinden diese Programme oftmals mit Investitionen in die beteiligten Startups und gelangen so an Geschäftsanteile vielversprechender Unternehmen.
Für Sie als Mittelständler empfehle ich einen etwas andere Herangehensweise. Zum einen weil Sie wahrscheinlich nicht bereit sind, die notwendigen finanziellen Mittel in voller Höhe aufzubringen und zum anderen weil Sie sicherlich keinen Mitarbeiterstab extra mit der Betreuung eines solchen Programms beauftragen möchten. Auch die Investition in Ideen die mehr oder weniger gut mit Ihrem Kerngeschäft zusammenpassen ist für den Anfang keine Option, die ich für besonders erstrebenswert halte.
Wenn Sie einen Accelerator starten möchten, sollten Sie sich dazu einen geeigneten Dienstleister suchen. Diese gibt es noch nicht wie Sand am Meer, aber sicherlich lassen sich mit ein wenig Recherche die richtigen Partner finden. Sie sollten darauf achten, dass Sie einen Accelerator nicht alleine starten. Für mittelständische Unternehmen ist es wohl am besten, wenn diese mit anderen Unternehmern, Banken und Business Angels kooperieren um einen gemeinsamen Accelerator aufzulegen.
Sie sollten auch darauf achten, einen möglichst günstigen (nicht im finanziellen Sinne) Standort zu finden. Das ist nicht unbedingt ihr eigener oder der Standort eines befreundeten Unternehmens. Suchen Sie auch nach vorhandenen CoWorking-Spaces. Achten Sie außerdem darauf, dass sowohl Sie und Ihre Mitarbeiter als auch die beteiligten Startups den Standort gut erreichen können. Für Sie bedeutet diese Form der Zusammenarbeit mit Startups nämlich, dass Sie in Person aber auch einige Ihrer Mitarbeiter regelmäßig am Standort des Accelerators präsent sein sollten.
Diese Präsenz ist zum einen notwendig, damit Sie alle beteiligten Startups und die dahinter stehenden Personen gut kennen lernen. Aber auch, weil Ihre und die Expertise Ihrer Mitarbeiter gefragt sein wird. Immerhin bringen Sie Erfahrung mit, die viele Startups in ihrem Team nicht vorweisen können. Das ist für die beteiligten Startups oft der hauptsächliche Grund aus dem diese an solchen Programmen teilnehmen.
Das Thema Investition in eines oder mehrere Startups sollten Sie als Mittelständler ans Ende eines Accelerators stellen und aus Ihrer Sicht auf keinen Fall zu einer Verpflichtung machen! Erst nach einer gewissen Zeit können Sie beurteilen ob sich eine Investition lohnt und ob Sie mit den in Frage kommenden Teams harmonieren. Dieser Punkt ist besonders wichtig, da Sie – im Gegensatz zu Investitionen von Konzernen – mit „Ihrem“ Startup in Zukunft im besten Fall sehr eng zusammen arbeiten.
Welche Ziele fördern Sie mit dieser Maßnahme? Sie werden erleben, dass Startups auf völlig andere Art und Weise an die Lösung von Herausforderungen herangehen. Dadurch und durch den engen Kontakt werden sich Ihnen Zugänge zu neuen Märkten und Technologien erschließen, die sie auf anderem Wege nur durch Zufall oder in Verbindung mit sehr hohen Investitionen mit ungewissem Ausgang erhalten. Natürlich fördert der Kontakt zwischen Ihren Mitarbeitern und den beteiligten Startups auch das unternehmerische Denken sowie die Innovationskraft Ihres Unternehmens.
In der Fortsetzung geht es um drei weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit.