BigData bzw. Personal Data bei Facebook: Handynummern führen zu persönlichen Adressbüchern

Viele Facebook-User haben bei Facebook ihre Handynummer angegeben – häufig aus Sicherheitsgründen. Nun wurde bekannt, dass Facebook diese Handynummern nutzt, um auf die Adressbücher der User zuzugreifen. Zwar beteuert Facebook selbst, sie würden die gewonnenen Telefonnummern aus den Adressbüchern ausschließlich für Freundschaftsvorschläge und ausschließlich auf Wunsch des Users nutzen, doch die australische Tech-Journalistin Kashmir Hill, die diese „Schatten-Kontaktdaten“ anhand von universitären Tests publiziert hat, meint, die Informationen werden gezielt für Werbezwecken verwendet.

Was bedeutet das für uns Privatmenschen? Müssen wir damit leben, dass wir persönlich identifiziert und analysiert werden? Betrifft das wirklich nur Werbung? Oder gelangen solche Informationen auch an andere Stellen wie Arbeitgeber und Regierungen?

Das Anzeigen-Targeting von Facebook

Will ein Unternehmen Facebook-Werbung schalten, können Zielgruppen sehr genau ausgewählt werden – auch anhand ihrer Interessen und Vorlieben. Ob bedeutende Kunden, denen auch direkt ein Facebook-Berater zur Seite steht, die Auswahlkriterien feiner justieren können als ein „normaler“ Anzeigenkunde, ist ungewiss. Doch Erkenntnisse aus der Cambridge-Analytica Wahlbeeinflussungs-Affaire weisen darauf hin, dass es so ist.

Können Werbetreibende bei Facebook Tabellen mit E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Namen und Geburtsdaten hochladen, wird diese „Personal Data“ für die Feinjustierung von Werbeanzeigen genutzt. Das betrifft alle Werbetreibenden: Können diese Kontaktdaten z.B. per Excel hochladen und beteuern sie, dass sie die Erlaubnis der Nutzer für die Datennutzung haben, können sie ihre Zielgruppen-Werbung personalisiert adressieren.

In den Testreihen, bei denen Forscher von zwei Privatuniversitäten die Konsequenzen für die „Schatten-Kontakte“ untersucht haben, wird deutlich, wie genau mit den Kontaktdaten-Informationen verfahren wird. Es nützt also anscheinend nichts, kein Facebook (bzw. Instagram) -Mitglied zu sein, wenn man im mobilen Adressbuch eines Facebook-Users verzeichnet ist – und wenn dieser User Facebook seine Mobilnummer mitgeteilt hat (z.B. für die Zwei-Faktoren-Authentifizierung).

Kein Recht auf Herausgabe der Daten für „Schattenprofile“

Die unfreiwilligen „Schattenprofile“ können nicht auf ihr Recht zur Herausgabe gespeicherter Daten bei Facebook pochen. Egal, ob sie selbst Facebook-User sind oder gar nicht in dem Netzwerk registriert – Facebook lässt nicht auf Schatten-Profil-Datensätze zugreifen, um die Privatsphäre des Verursachers zu schützen. Gäbe man die Datensätze an „Schattenprofile“ heraus, könnten diese sich ja gegen den Verursacher wenden. Eventuell könnten sie sogar Klage gegen ihren Telefonbuch-Kontakt einreichen, da dieser seine Handynummer an Facebook übermittelt – und somit den Zugriff aufs Adressbuch ermöglicht hat. Oder sie könnten Klage einreichen gegen ein Unternehmen, dass mit persönliche Datensätzen den Facebook-Werbeanzeigenmanager füttert.

Es gibt also ganz eindeutig in großem Maße „Personal Data“ bei Facebook – und gewiss auch bei anderen Digital-Unternehmen. Mit diesen Personal Data (Personal Data sind alle Informationen, die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare lebende Person beziehen) kann gezielt kommuniziert werden. Den Testreihen nach können den ermittelten Telefonnummern auch viele Verhaltensweisen, Kaufabschlüsse und Kommunikationskontakte zugeordnet werden.

Fazit

Ich frage mich, ob wir „nur“ personalisierte Werbung erhalten dank unserer Transparenz, oder ob die umfassende Überwachung noch in andere Hände gerät. Regierungen, Arbeitgeber, Immobilienverwaltungen, Finanzdienstleister, Institutionen und Behörden… wie gläsern sind wir? Müssen wir uns politisch korrekt verhalten und darauf achten, kein abweichendes Verhalten an den Tag zu legen, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten?

Ich stelle in letzter Zeit fest, dass sich dank meines Google-Sprachassistenten die Fälle mehren, bei denen ich ein bestimmtes Thema im Offline-Leben diskutiert habe – und kurz darauf passende Werbungen bzw. Botschaften im Handy fand. Beispiel: In meiner derzeitigen Weiterbildung haben wir vor zwei Tagen über die „4 Seiten einer Nachricht“ von Friedemann Schulz von Thun diskutiert. Wir wählten das Beispiel „Der Mülleimer ist voll“.

Heute wird mir laufend ein Emoji empfohlen mit einer Figur und einem Mülleimer. Befindet sich unter den Verkehrszeichen-Symbolen und wurde definitiv noch nie von mir verwandt. Da kann ich nicht an Zufall glauben. Auch meine Umgebung berichtet immer wieder von solchen Überraschungen.

Quelle: Das Schweizer News-Portal Watson vom 27. September 2018.
Die wissenschaftliche Studie mit dem Titel „Investigating sources of PII used in Facebook’s targeted advertising“ steht unter Creative-Commons-Lizenz  hier als PDF-Dokument zur Verfügung.

 

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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