Diversity: Der wichtigste Anspruch junger Menschen an den Arbeitgeber

Diversity bedeutet Vielfalt. Gerade junge Akademiker, die in den Achtziger und Neunziger Jahren geboren sind, wünschen sich von ihrem Arbeitgeber eine Unternehmenskultur, in der jedes Individuum angenommen, geschätzt und gefördert wird. Vielfalt bedeutet dabei mehr als die Abkehr von Diskriminierung anhand von Geschlecht, Rasse, Alter, Herkunft, Handicap und sexueller Orientierung. Vielfalt schließt auch das Wertesystem der Individuen ein, ihren Charakter und ihre persönlichen Ziele.

Mein/e Beruf/ung ist Diversität

In meinen Lehraufträgen bin ich umgeben von Diversität. Alle zwei bis vier Wochen werde ich hineingeworfen in eine Gruppe von 15 bis 25 Menschen aus ganz Deutschland, die nur eines verbindet: Der Antrieb, mehr über Marketing in der digitalen Zeit zu wissen bzw. dieses professionell anwenden zu können.

Da sitzt die international erfahrene Geschäftsführerin einer großen Marke Seite an Seite mit einem abgebrochenen Studenten, der seine Zeit auch heute mit über 30 vor Allem mit Computergames verbringt. Da finden sich Mütter von vier Kindern, die in den Beruf zurückkehren, zusammen mit Ü-50-Jährigen Männern, die seit Jahren ihre verantwortungsvollen und statusverwöhnten Führungspositionen vermissen, weil sie am Arbeitsmarkt anscheinend nicht mehr gebraucht werden.

Da kommen viele Nationalitäten, Altersstrukturen, Ausbildungen und akademische Studiengänge zusammen, viele verschiedene berufliche Ausrichtungen und viele unterschiedliche Motivationen und Wertesysteme.

Marketing bedeutet, in Lösungen zu denken und zu handeln

Meine Aufgabe als Trainerin ist es, diesen erwachsenen Menschen beizubringen, dass sie nie wieder in „Problemen“ denken, sondern ausschließlich in „Lösungen“. Ich versuche nach bestem Wissen und Gewissen zu vermitteln, dass es keine „Ausweglosigkeiten“ gibt sondern nur Rätsel. Marketing bedeutet, aus jeder Situation und jeder Aufgabenstellung das Beste herauszuholen und die optimalste Strategie zu finden, um gewinnorientiert agieren zu können. Handlungsautonomie spielt hierbei eine Schlüsselrolle.

Faszinierend ist es für mich zu beobachten, wie von Tag zu Tag die Liebe zur Diversität wächst bei meinen Studierenden. Anfangs herrschen noch oft Vorurteile gegenüber den „Andersartigen“. Doch je besser man sich kennenlernt, desto mehr schwinden die Schubladen und Urteile.

Die Generation 50plus in der Diversität

Vor Allem einige Männer 50+ haben es schwer, da sie anscheinend häufiger Probleme damit haben, sich in der Gruppe zurückzunehmen. Da verdreht schon mal der ein oder andere junge Mensch die Augen, wenn ein Älterer seine höchstpersönliche Interpretation der Welt von sich gibt (dieses früher war alles besser…). Oder wenn das Gefühl dafür verloren gegangen ist, in nur wenigen Worten Sachverhalt zu erläutern und das Plenum sich bei den weitschweifenden, insistierenden Ausführungen entsetzlich langweilt.

Merkwürdigerweise finden sich diese Phänomene bei Frauen über 50 sehr viel seltener. Dafür haben sie andere Charakterzüge, die im Team zu Konflikten führen können. Wir Frauen über 50 neigen manchmal dazu, herrisch zu sein und unsere Kollegen/Innen herumzukommandieren. Auch Bitterkeit und der so genannte Zweckpessimismus können eine Herausforderung sein für das Team. Nichts schadet Diversity so sehr wie negative Schwingungen.

Millennials und ihre Offenheit gegenüber Diversity

Junge Menschen sind einfacher in Diversitäten zu integrieren als ältere. Toleranz, Mitgefühl und konstruktives Miteinander scheinen sich tatsächlich in den jüngeren Generationen eher abzubilden als bei älteren.

Ich weiß (noch) nicht, ob das an der speziellen Lebensphase liegt und die heute Älteren in ihren jungen Jahren ebenfalls unvoreingenommener und offener waren – oder ob es tatsächlich eine Veränderung in den Wertesystemen unserer Gesellschaft gibt. Ich tendiere allerdings dazu, die zweite Erklärung zu wählen. Die jungen Erwachsenen von heute sind meist in demokratisch liebevollen Elternhäusern aufgewachsen. Angst und Strafe sind ihnen fremd. Neid und herabwürdigende Ehrgeiz findet sich selten. Akzeptanz und Wertschätzung für die Andersartigkeit der Mitmenschen wurde von frühester Kindheit ab gelebt. Was für ein Glück!

Diversity im Unternehmen ist wie ein Orchester

Ich liebe meinen Job so sehr, da ich mir manchmal vorkomme wie ein Dirigent, der die verschiedenen Charaktere und Wertesysteme zusammenbringen will, um eine gemeinsame Choreografie zu entwickeln und ein großartiges Orchester zu formen.

In meinen Kursen sind Menschen mit Burn-Out, mit schrecklichen Schicksalsschlägen, mit psychischen Besonderheiten und mit den verrücktesten Vermittlungshemmnissen. Manchmal darf ich auch Menschen in speziellen Fächern unterrichten, die schon als Jugendliche ihre Schullaufbahn abgebrochen haben und stattdessen ein äußerst gefährliches Leben gewählt haben. Und die mit dreißig, vierzig Jahren feststellen, dass sie sich plötzlich nach einem bürgerlichen Leben sehnen, so ganz spießig mit Familie, Haus, Arbeit und Urlaubsanspruch.

Diversity – Vorstufe zum Paradies auf Erden?

Diversity ist der Ausdruck meiner Sehnsucht nach dem Paradies. Ich wünsche mir, dass das Lamm beim Löwen liegt und das Äffchen dem Elefanten am Rüssel ziehen darf. Ich wünsche mir, dass wir lernen, alle Menschen von Herzen lieb zu haben, unabhängig von ihrem individuellen Sein. Die Unzufriedenen, die Frustrierten, die psychisch Durchgedrehten, die Rächer und die Einsamen, die Verbohrten und die Opportunisten. Die Opfer und die Täter, die mit dem riesigen Gewissen und die, die pragmatisch nur an das glauben, was sie anfassen können. Die Gläubigen und die Atheisten, die Trump-Anhänger und die Bernie Sanders Sozialisten.

Was machen wir mit Rassisten und Narzissten?

Ich wünsche mir, dass die Täter freiwillig aus ihrem destruktiven Lebensstil heraustreten, weil sie beginnen, an das Gute zu glauben. Ich sehne mich nach einer Welt, in der wir gemeinsam lachen, wenn jemand sich unmöglich benimmt. Eine Welt, in der wir dem „Bösen“ nicht mehr mit Sanktionen und übler Nachrede begegnen, sondern mit der Suche nach harmonischen Lösungen, die für alle Seiten einen Gewinn darstellen und sie zufrieden und entspannt sein lassen.

Also meine lieben Freunde, die Ihr Euch bei Eurem Arbeitgeber nichts so sehr wünscht wie Diversity – denkt nicht nur daran, dass Ihr keine Rassisten und Diskriminierer im Team haben wollt. Denkt daran, dass Ihr auch Rassisten, Narzissten und Diskriminierer bei Euch haben werdet, da es sie nun mal gibt.

Nutzt Euer Mitgefühl und Eure sanfte Einflussnahme, um sie zu wandeln. Und wenn Eure Chefs zu Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Ignoranz neigen, stellt ihnen Blumen auf den Schreibtisch – das kann Wunder wirken! Lasst uns Hierarchien unsichtbar werden lassen und jeden Menschen gleichwertig annehmen. DAS ist Diversity, von unten nach oben wie von oben nach unten. So schaffen wir das Paradies.

t3n vom 5.3.19: Millennials wünschen sich vom Arbeitgeber als erstes Kriterium Diversität

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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