Warum es so ätzend ist, wenn man bei Facebook und WhatsApp zum „Teilen“ aufgefordert wird

Kennen Sie das auch? Sie sehen bei Facebook ein Video, das ihr Wertesystem berührt. Das Video ist emotional, hat eine eindringliche Botschaft, spricht Sie ganz direkt an. Sie verspüren den Impuls, diese Videobotschaft an Ihre Freunde weiterzugeben – doch dann kommt die letzte Videsequenz mit einer solchen oder ähnlichen Formulierung: „Wenn Du diese Botschaft verstehst und die Welt besser machen willst, teile dieses Video mit Deinen Freunden“. Zack, bin ich weg. Ich lass mich doch nicht wie ein dressierter Pawlowscher Hund vorführen! Noch schlimmer sind diese elenden Kettenbriefe bei WhatsApp…

Bei WhatsApp kommt hinzu, dass ich bei diesen viralen Messages zunächst den Eindruck haben muss, mein Kontakt schreibt mir eine persönlich gemeinte Botschaft, die womöglich sogar mit meiner derzeitigen Befindlichkeit zu tun hat. Erst am Ende des Textes/ des Videos/ des GIF’s oder nach Betrachten des Bildes (beliebt sind hier Festtagsgrüße, die Weihnachten, Ostern, am Valentinstag etc. wie Virusepidemien durch WhatsApp geistern) erfolgt die Auflösung. Auf die Spitze getrieben etwa in diesem Tenor: „Teile diese Botschaft mit 10 Menschen, denen Du ein langes, gesundes, glückliches Leben wünschst“.

Ich glaube, dass viele der konditionierten Teiler diesen Befehl sogar direkt mit einem unguten Gefühl befolgen. Aber wir haben beigebracht bekommen, zu gehorchen – uns so gehorchen viele eben. Oder es ist eine Art religiösen Antriebs: „Wenn ich das nicht tue, geschieht mir vielleicht ein Unglück, weil ich so herzlos war…“ 

Lasst Euch nicht moralisch erpressen!

Mein Appell an alle, denen die viralen Teil-Aufträge Kopfschmerzen bereiten: Lasst Euch nicht länger erpressen. Traut Euch, auch mal „nein“ zu sagen. Ich verspreche Euch, es wird Euch kein Ziegelstein vom Dach auf den Kopf fallen als Strafe. Macht Euch frei von dem, was Eure Umwelt von Euch erwartet. Backt in der Schule nur Kuchen, wenn Ihr Kuchen backen wollt und geht nur zu den Festivitäten, zu denen Ihr gehen möchtet. Nehmt die Viral-Erpresser im Internet als Lernstück, um Euch auch überall sonst zu befreien von moralischen Konditionierungen 🙂

Und an alle Anbieter mit Marketing-Interessen: Natürlich wünschen wir uns, dass unsere Leser und Follower unseren Content teilen! Doch es lohnt sich, dabei ein wenig intelligenter und empathischer vorzugehen als mit dem Holzhammer. Mit der Frage: „Was würde mich als intelligenten reflektierten Leser so freuen, dass ich voller Elan den Text/ das Bild/ Video/ Audio in meinen sozialen Netzwerken mit meinen Kontakten teile?“ kommt man sicher weiter als mit den verängstigten Teilern, die den Content eigentlich gar nicht teilen wollen. Was ich jetzt in einem Marketing-Blog gefunden habe, fand ich sehr vorbildlich. Da stand unter einem großartig ausführlichem Beitrag zu einem relevanten Marketingthema:

Teilen ist Liebe

Da habe ich geteilt 🙂

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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