Wie kann ich mich zum Lernen zwingen?

Früher war „Lernen“ auf die Zeit der Kindheit und Jugend konzentriert. Das hat sich geändert. „Lebenslanges Lernen“ ist kein Buzzword sondern bis ins hohe Alter unerlässlich, um sowohl beruflich, geschäftlich als auch privat zu bestehen. Doch was kann ich als Erwachsener tun, um mich zum Lernen von neuen Fähigkeiten und zur Aufnahme neuen Wissens zu zwingen? Denn von allein kommt die Fähigkeit des ständigen Lernens nur selten…

Wie kann ich mich zum Lernen zwingen?

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Frage nach dem Warum:
Der Mensch hängt an seinen Gewohnheiten. Er verändert sich nicht gern. Die berühmte Komfortzone wird sogar mit zunehmenden Alter immer attraktiver für die meisten Menschen. So erlebt man in Diskussionen über das Internet, dass gerade ältere Menschen die Gefahren und Nachteile des Digitalen als Argument vorbringen, um sich dem neuen Fähigkeitskomplex zu verweigern.

Kann das nicht ein Anderer tun?
Eine anderer Abwehrmechanismus gerade bei Unternehmern ist, dass sie digitale Kompetenz an Dienstleister übertragen wollen. Das mühsame Studium der einzelnen Bereiche wollen sie sich ersparen und sich auf Vertrautes konzentrieren: Personalführung, Controlling, Vertrieb, Stakeholder-Pflege etc. Problem dabei ist, dass man als Unwissender das perfekte Opfer für Betrüger und Hochstapler ist. Gerade bei SEO haben diese schmerzhafte Erfahrung schon viele Unternehmen gemacht.

Bild von Tumisu auf Pixabay 

Den eigenen Willen entdecken:
Es ist also zunächst wichtig, den eigenen Willen zu finden und zu erkennen, dass das mühsame Studium von neuen Kenntnissen und Fähigkeiten unabdingbar ist für die Ziele, die man sich gesetzt hat. Ob als Geschäftsmensch, als Fach- und Führungskraft – oder als Bürger: Egal wie alt wir sind – neue intellektuelle Fähigkeiten zu erwerben, macht glücklich. Und im Gegensatz zu Kindern und Studenten können wir als Erwachsene lernen, was wir wollen, wie wir es wollen und mit welchen Methoden wir es tun. Wichtig sind nur (wie immer) Beharrlichkeit und dieser starke Wille.

Lernhindernisse – Lernblockaden

Je fremder uns ein Themengebiet ist (z.B. Computerprogramme aneignen) desto abwehrender reagiert unser Hormonhaushalt. Stresshormone erzeugen Blockaden und Lernhemmnisse. Das Reptiliengehirn mit seinem Flucht-und Angriff-Instinkt ist so beschäftigt damit, mit allen Sinnen den Stress zu bewältigen (oder sich alternativ „tot zu stellen“), dass man auf den Lernstoff reagiert wie auf einen Sägezahntiger. Flucht, Angriff, Aufgeben – wir sind eben alle auch noch weiterhin Neandertaler…

Schul-Traumata:
Für alle, die es verabscheut haben, in der Schule dem Willen des Lehrers gehorchen zu müssen und lauter Dinge für Prüfungen pauken zu müssen, in denen man keinen Sinn erkennt (beliebtes Beispiel Mathematik), ist selbstgesteuertes Lernen im Erwachsenenalter eventuell sogar wie ein Befreiungsakt und kann sehr viel Spaß machen.

Doch alle, die das Bewertungssystem in der Schule als bedrohlich und bestrafend wahrgenommen haben, kennen sicher diese Blockaden, die einen Menschen verfolgen können wie andere kleine und große Traumata. Ich selbst zum Beispiel kenne das von Vokabellisten. Zeig mir eine, und mir dreht sich regelrecht der Magen um…

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Ein Plan muss her

Hat man sich nun entschieden, ein klar definiertes Ziel zu verfolgen (z.B. den Willen, sich auch mit 50 noch beruflich in der digitalen Welt Kompetenz und Gestaltungsfähigkeit zu erarbeiten), braucht man einen Plan, um die gewohnte „Komfortzone“ (die zwar vertraut, aber auch sehr stressig und schmerzvoll sein kann) zu überlisten.

Je nach Lerntyp wird man da verschiedene Lernpläne und Lernmethoden entwickeln, die motivieren, disziplinieren, strukturieren und kontrollieren. Lernerfolge wahrzunehmen ist die Voraussetzung, damit Glückshormone ausgeschüttet werden können. Je mehr Lernerfolge ich habe, desto mehr will ich weiter lernen. Frustrationen sind hinderlich, Erfolge sind berauschend schön.

Zeitmanagement

So ein Lernplan ist immer ähnlich aufgebaut. Man definiert die verschiedenen Themengebiete und deren Unterthemen. Man sucht sich Material (Bücher, Software, Freunde, Videos, Webinhalte, Kurse…) und kann erste Lernschritte einschätzen. Will man zum Beispiel Excel lernen, fragt man vielleicht in Foren/ Facebook-Gruppen nach Empfehlungen und sucht das ideale Lehrbuch für Einsteiger. Man teilt die einzelnen Lernziele und Kapitel in Zeitvorgaben und trägt sich diese im Kalender ein.

Kommunikation in einer Lerngruppe

Durch die Kommunikation in der digitalen Community erhält man im Weiteren Motivation und Kontrolle. Man kann Fragen stellen – und man kann Fragen beantworten. DAS macht dann glücklich. Erlerntes weitergeben zu können, ist eine sehr gute Motivation und tragt dazu bei, dass man in der Community angesehen und beliebt ist. Wir sind soziale Wesen. Wir brauchen Respekt und Zuneigung.

Hat man das Glück, dass man in einer Lerngruppe im haptischen Leben ist (z.B. in einem VHS-Präsenz-Kurs) kann man freundschaftliche Beziehungen aufbauen zu den Mitlernenden. Das hat den Vorteil, dass die emotionale Motivation steigt. Doch es kann auch nachteilig sein, wenn man sich an die Schule erinnert fühlt und wenn man eine andere Lerngeschwindigkeit bzw. einen anderen Stoffzugang hat als im Kurs vorgegeben ist.

Beharrlichkeit und Disziplin

Den eigenen Willen erkennt man gut daran, wie kampfbereit der Hormonhaushalt auf Widrigkeiten und Fremdartiges reagiert. Freut man sich morgens beim Aufstehen schon auf das heutige Lernpensum aus dem Lernplan? Oder schlägt man missmutig das Lernmaterial zu, weil man wieder nur „Bahnhof, Bahnhof, Güterbahnhof“ versteht und keine Lust mehr hat, sich zu quälen?

Der innere Schweinehund:
Der innere Schweinehund hat viele Ursachen und wir haben viele Tricks entwickelt, wie er uns vom Lernen abbringt. Da hilft manchmal nur eiserne Disziplin, und die kann man mit Belohnungen und Bestrafungen fördern. Ob man sich mit Geld belohnt, das in einen Extratopf wandert, wenn bestimmte Lernziele erreicht sind – oder ob man einem Familienmitglied Geld (oder etwas Anderes) geben muss, wenn man vom Plan abgewichen ist, es wirkt!

Von Belohnungen und Bestrafungen:
Die gute alte Belohnungs- und Bestrafungsideologie aus der Schule ist nicht nur ein Überbleibsel aus der Untertanen-Erziehungsideologie, sie ist auch sehr wirksam, da sie nicht mehr nach dem „Warum?“ fragt. Sie ist sozusagen das „Darum“ in uns selbst. Mach einfach und denk nicht drüber nach. Aber natürlich muss man sehr aufrichtig mit den selbst erdachten Belohnungen und Bestrafungen sein – sonst ist es sinnlos. Außer man will lernen, wie man sich selbst und andere gut betrügen kann…

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Lernerfolg und Lerntypen

Es gibt unzählige Methoden, um Lernerfolge zu überprüfen. Das Internet ist voll von Lernstrategien, es läuft fast über von den ganzen Tipps, wie man gut lernen und Lernerfolge überprüfen kann. Vom Grundschüler bis zum Studenten – für jeden Lerntyp ist etwas dabei.

Lerntypen:
Ich selbst bin der „Lese-Schreib-Typ“. Ich eigne mir am besten neuen Stoff an, indem ich viel recherchiere, lese, unterschiedliche Quellen nutze (auch sehr gern YouTube-Videos), dann das Wichtigste schriftlich zusammenfasse und mich mit selbst entworfenen Fragen prüfe.

Auswendig lernen:
Muss ich etwas auswendig lernen (was mit extrem schwerfällt) hat es sich bewährt, mir mit einem Diktiergerät Fragen aufzunehmen und diese beim Tun zu beantworten. Ob beim Spaziergang, bei der Hausarbeit oder beim Fitnesstraining – wenn ich mich bewegen kann, sind Audioreize sehr hilfreich. Oft kann ich mich sogar daran erinnern, wo genau ich mich beim letzten Hören befunden habe, wenn ich mich wiederholt prüfe.

Der haptische Lerntyp, der nicht gern still sitzt:
Leider bin ich nicht der haptische Lerntyp, der sehr schnell all das lernen kann, was darauf beruht, dass man es probiert. Handwerk und Gartenarbeit sind mir regelrecht ein Gräuel. Einfache Hausarbeiten sind ok zwischenzeitlich, da ich ja währenddessen Podcasts oder Hörbücher hören kann.

Ich bewundere haptische Lerntypen, die einfach anpacken und so lange experimentieren, bis sie es können. Mein Idol ist da Fynn Kliemann, der das wunderbar in seinem Dokumentations-Film „100.000 – alles, was ich nie wollte“ zeigt, wie er neue Dinge lernt – und wie verdammt ernst es ihm jedes Mal damit ist
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Haptische Lerntypen und ADHS:
In der Schule haben es haptische Lerntypen oft sehr schwer – still sitzen und sich auf körperlose Anweisungen einzulassen, fällt ihnen so schwer, dass in unserer heutigen Welt sogar viele daran erkranken. Auch Fynn Kliemann ist nach eigenen Aussagen der ADHS-Typ, der wenig schläft und der ständig etwas zerstört, weil er so viel ausprobiert. Doch Computerarbeit liegt ihm sehr.

Computer als Rettung:
Auch bei anderen Haptikern sieht man oft, wie diese sich mit Computer-Games regelrecht in Ekstase bringen und ihren Körper „in ihr Hirn“ verlagern können. Für Haptiker kann das Web mit seinen unzähligen Experimentiermöglichkeiten die Rettung überhaupt sein, um intellektuell anspruchsvolle Fähigkeiten zu durchdringen und in Besitz zu nehmen. Von Photoshop bis zur komplexen Webentwicklung – Haptiker können hier Höchstleistungen bringen, obwohl sie still sitzen während des Erforschens.

Die Sprache lernen in einem fremden Land
Wenn wir in einem fremden Land sind und die fremde Sprache zum Überleben und zur vollständigen Aufnahme in die Gesellschaft brauchen, werden wir mit diesem starken Willen Lernerfolge zustande bringen, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Auch wenn es vielen Menschen extrem schwer fällt (wie mir) der Muttersprache untreu zu werden, finden sich Wege, wie man für sich die geeigneten Methoden finden kann.

Der eiserne Wille führt dazu, dass wir uns aus unserer vertrauten Community in die „fremde Welt“ wagen und dort durch den Austausch mit Einheimischen beginnen, die Sprache des fremden Landes zu verstehen und ihre Schönheit zu begreifen. Denn als soziale Wesen ist es wichtig, Kontakt aufzunehmen und in einer Community mitzumischen.

Wie kommt man in eine Einheimischen-Community?
Ich empfehle da gern den Kirchenchor (falls man singen kann) da Kirchenchöre oft verzweifelt nach Mitgliedern suchen – und da die älteren Herrschaften durch ihre Einsamkeit gern bereit sind, einem zu helfen bei der Eingewöhnung in die fremdartige Kultur.

Außerdem haben einige Chormitglieder sicher die Hoffnung, sie könnten den Novizen von ihrer Religion überzeugen. Das steigert ihre Motivation – und man kann sich selbst trotzdem treu bleiben. Vielleicht tut es ja auch überzeugten Katholiken gut, mal was über die Vision und die Regeln anderer Religionen zu erfahren… Nur mutig muss man sein! Was soll schon passieren?

Lernen muss Spaß machen!

Das Wichtigste beim selbst gewählten Lernen ist, dass es Spaß macht. Wenn wir es hassen, können wir es nicht lernen. Doch niemand kennt uns so gut wie wir selbst. Wenn wir Mathematik hassen, weil wir in der Schule darin versagt haben, gibt es Wege, aus den Konditionierungen zu entfliehen.

Immer das Gleiche „Du willst wachsen? Dann verlassen Deine Komfortzone – sonst wird das nix…“ In diesem Sinne: Gut Lern!

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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