Crowdfunding: Wie baue ich eine Community auf, die mein Projekt unterstützt?

Bei StartUps ist es gerade modern, für die Erstfinanzierung der Idee auf Crowdfunding zu setzen. Klingt ja auch verführerisch! Bei Banken erhält man als Gründer kaum einen Kredit, Investoren setzen meist erst dann auf eine innovative Idee, wenn sie erste Umsätze bzw. Kundenerfolge vorweisen kann – da ist es doch am Beste, „das Volk“ trägt in Massen mit ihren Scherflein zur Realisierung des Unternehmens bzw. des Produkts bei. Gerade junge Menschen überschätzen jedoch den Willen des Volkes, für StartUps zu spenden. Warum sollten sie? Und so ist es ein langer Weg zum erfolgreichen Crowdfunding – und dieser lange Vorbereitungsweg kennt nur ein Ziel: eine Community aufbauen, die aus Überzeugung für die Innovation bereit ist, das Projekt zu unterstützen.

Wie baut man eine Community auf für ein Crowdfunding-Projekt?

  1. Untersuche Dein eigenes Verhalten: Für welche innovativen Projekte hast Du selbst Dich schon engagiert? Was für Elemente haben dazu beigetragen, dass Du Dich eingebracht hast? Was genau hast Du getan: Ein Produkt vorfinanziert um es als erster zu erhalten? Einen Geldbetrag aus ideellen Gründen in das Crowdfunding gegeben – und Dich über das „Danke schön“ gefreut? Über Social Media eine Idee weitergetragen und viral verbreitet? Über das Projekt und die Innovation in Gruppen und Foren diskutiert? Mit den Gründern Kontakt aufgenommen und eventuell sogar zur Entwicklung des neuen Produkts beigetragen?
  2. Was genau muss eine Idee mitbringen, damit Du ihr Vertrauen entgegenbringst? Was brauchst Du, um Geld oder Aktion in eine Idee zu investieren? Was vermittelt Dir so viel Spaß und Anerkennung, dass Du Dich ernsthaft dafür interessierst? Welche Informations- und Diskussionsquellen wünscht Du Dir, um dauerhaft mit der Idee verbunden zu sein und wieviel möchtest Du im weiteren Verlauf von der weiteren Entwicklung erfahren? Wären tägliche Updates übertrieben? Könntest Du Dir vorstellen, über Social Media (z.B. Instagram Stories) täglich keine Einblicke im Kampf um die Realisierung der Vision zu erhalten? Was müsste passieren, damit Du eine Beziehung zu Gründern und Idee aufbauen kannst und Deine Loyalität wächst?
  3. Nach dieser Eigenprüfung untersuche erfolgreiche Crowdfunding-Projekte, die auf ähnliche Bedürfnisse und Werte der Unterstützer aufbauen: Nachhaltigkeitslösungen; Gamer-Innovationen; Soziale Projekte; Kreativ/ künstlerische Projekte, technische Gadgets… Welche Zielgruppe an Unterstützern ist mit Deiner vergleichbar? Was hatte das erfolgreiche Crowdfunding-Projekt getan, um die Community zu begeistern und ihr Vertrauen zu gewinnen? Wie viel Geld haben die Unterstützer in der Masse gegeben – und wie viel stammt von wenigen, die wahrscheinlich schon vor dem Start der Kampagne feststanden (rund die Hälfte bis zwei Drittel des Investments erfolgreicher Crowdfunding-Projekte stammen häufig von Familienmitgliedern und anderen Stakeholdern).
  4. Nun schaffe den Rahmen für Deinen Communityaufbau: Blog, Facebook Fanpage, Facebook Gruppe, Twitter, Instagram, YouTube, Newsletter… – eventuell kommen weitere zielgruppenspezifische Kanäle hinzu wie ein eigener Twitch-Kanal. Du brauchst nicht alles – aber Du brauchst auf jeden Fall eine Mutli-Channel-Strategie mit einem eigenen Blog.
  5. Zuhören und vernetzen: Im nächsten Schritt heißt es, sich täglich um Kommunikation zu bemühen. So wie man auch im „echten Leben“ zu Veranstaltungen geht als Gründer und Netzwerke aufbaut, so baut man eine Community im Web nur dadurch auf, dass man viele spannende Creator und Kommunikations-Aktive kennenlernt und ihre Aufmerksamkeit gewinnt. Dabei wirst Du feststellen, dass Dein Weg von Fallen und Täuschungen gepflastert ist: Angebliche Twitter-Freunde stellen sich als Spammer oder Following-Sammler heraus, Du wirst Nörgler und Trolle kennenlernen – und Vor Allem wirst Du erleben, dass sich kein Mensch für Dich interessiert. Es ist so schwer, aus der Masse herauszustechen!
  6. Nun geht es darum, die ersten freundlich Interessierten mit einem echten Mehrwert zu belohnen: Einblicke in Deine StartUp-Entwicklung, persönliche Einblicke (Instagram-Stories sind da sehr praktisch) echte Hintergrundinfos zu Produkt und Innovationsgrad, Transparenz in Bezug auf Finanzierung und Businessplan… Crowdfunding basiert sehr auf dem Open Source Gedanken: Nur wer Wissen teilt und bereit ist, andere mitmachen zu lassen, wir Unterstützer finden. Oder man fungiert als „Anführer“, der eine neue Idee vertritt, hinter der sich viele versammeln, die davon begeistert sind.
  7. Rund sechs Monate wirst Du wohl brauchen, um eine nennenswerte Community aufzubauen. Du wirst in dieser Zeit nicht nur zwei, drei Stunden über Social Media kommunizieren – Du wirst auch auf Veranstaltungen auftreten, mit der Presse und Medien Beziehungen pflegen, wirst lernen, Dich selbst darzustellen und die Angst vor der Bühne verlieren. Du wirst Dich weiterentwicklen in Bezug auf Deine Ausgangsidee und die „Problemlösung“. Du wirst Deine Vision mehr und mehr verankern in einer Umgebung, die lebt und de Dich inspiriert und Dir weiterhilft. Du wirst Respekt und Liebe entwickeln zu den Menschen, die Dich und dein projekt unterstützen, weil Du sie überzeugt hast. Du wirst großartige Mitstreiter kennen lernen, wirst reisen und wirst Dich in Deiner Unternehmer-Persönlichkeit weiterentwickeln.

Oder vielleicht lieber doch nicht?

Ja, so geht das mit dem Communityaufbau – es ist ein ebenso harter Weg wie es ein harter Weg im analogen Leben ist, eine Bewegung oder Bürgerinitiative oder Sekte zu gründen. Die Menschen im Social Web kann man zwar nicht anfassen, so lange man ihnen rein digital begegnet – doch ansonsten ist es wie in der vertraut haptischen Welt: Sympathie, Glaubwürdigkeit, Vertrauen und ein echter Mehrwert für die einzelnen Crowd-Mitglieder entscheiden darüber, ob Du dauerhaft Anhänger findest – und ob diese in Dein Vorhaben investieren.

Alternativ kannst Du versuchen, mit viel Budget kommerziell Dein Crowdfunding zu realisieren: Google Adwords, Facebook – Werbung, Affiliate-Partner, Influencer-Marketing, Werbung in passenden Online-Medien, Advertorials, SEO-optimierter Content… Aber selbst bei extrem hohen Werbebudgets wird das schwierig im Crowdfunding, da die Community anspruchsvoll ist. Da würde ich lieber das schöne Geld in Messen, Fachpublikationen und Online-Werbung für mein Produkt direkt stecken – denn ein gescheitertes Crowdfunding kann rufschädigend sein – so nach dem Motto „Stell Dir vor es ist Flahmob und Keiner geht hin“

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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