Das Leben ändern: „Kannst Du nicht oder willst Du nicht?“

„Kannst Du nicht oder willst Du nicht?“, frage ich mich häufig, wenn meine Klienten trotz Leid und Krankheit ihr Leben nicht ändern. Was führt dazu, den eigenen Körper weiter zu schädigen, auch wenn dieser dadurch immer kränker und schwächer wird? Ist es ein Charakterfehler, so zu leben? Warum ist es so schwer, sich beruflich zu verändern? Ist Trägheit der Grund, Mobbing, Langeweile oder Überforderung in Kauf zu nehmen? Wir ertrinken in Informationen dazu, wie mensch sein Leben gesund und selbstbestimmt lebt, doch meistens konsumieren wir nur die „Weisheiten“, ohne sie umzusetzen. Willst Du nicht oder kannst Du nicht?

Heute Nacht träumte ich von einem kleinen Jungen, der von seinem Vater und dem ihn umgebenden Umfeld geschlagen und bis zur Erschöpfung angetrieben wurde. So wie mancher Tierbesitzer vielleicht einen Ochsen oder ein Pferd zwingt, Leistung zu bringen. Ich selbst war im Traum Leiterin einer Kindergruppe, und dieses Kind schrie immer auf, wenn ich seinen Arm umfasste. Erst am Ende des Traums begriff ich den Grund: Die Berührung tat höllisch weh, da er permanent am Arm gezerrt wurde. Ich wollte ihn retten vor seinen Lebensumständen – doch er wehrte sich gegen mich. Er sah mich als Feind und rannte davon.

Kannst Du nicht oder willst Du nicht?

Muss es tatsächlich so sein, dass man immer wieder so lange auf der heißen Herdplatte sitzt, bis es verbrannt riecht? Kann die Feinfühligkeit und Achtsamkeit, die an allen Ecken und Ende gelehrt und propagiert wird, nicht auf den eigenen Körper, die eigene Seele und den eigenen Geist angewandt werden? Ich empfehle jetzt einmal eine kleine Morgenübung, die auf der Erkenntnis beruht, dass die Kunst der Veränderung in der Kunst besteht, die richtigen Fragen zu stellen.

Die Frage des Tages – Deine Morgengymnastik

Stelle jeden Morgen (vielleicht vor dem Aufstehen, vielleicht im Bad, vielleicht beim Frühstück) Deinem höheren Selbst oder Deinem inneren Kind eine Frage und trete auf diese Weise mit Dir selbst in Dialog. Du kannst es als Audiobeitrag aufzeichnen per Smartphone, oder Du kannst es aufschreiben. Ich persönlich nutze Google Notizen und praktiziere diese Dialog-Morgengymnastik beim Frühstück (statt Zeitung lesen).

Zunächst wirst Du vielleicht nicht wissen, was Du fragen sollst. Vielleicht fragst Du Sachen wie „Was kann ich tun, damit mein Partner endlich den Müll wegbringt“ oder „Warum ist mein Chef so gemein zu mir“. Egal, es ist ok. Du musst keinen Schönheitswettbewerb im Fragenstellen gewinnen. Trau Dich, völlig frei zu fragen, was Dir gerade in den Sinn kommt. Je länger Du dieses Ritual durchführst, desto besser lernst Du, konstruktive Fragen zu stellen

Regeln für die Frage des Tages

  • Zeichne die Fragen und deren Antworten auf, halte die „Gespräche mit Gott“ fest
  • Frage immer über „W-Fragen“. Geschlossene Fragen sind wie Scheren, offene W-Fragen sind wie Nadel und Faden. Sie trennen nicht, sie verbinden Getrenntes
  • Falls Du nicht allein sein kannst bei Deinen „Gesprächen mit Gott“, führe die Gespräche schriftlich, um unbefangen zu sein
  • Bei Deinen Antworten versetze Dich wahlweise in Dein inneres Kind (das, was Du beschützen möchtest) oder Dein Höheres Selbst (das, was Dich beschützen will). Stelle Dir diese Instanz so bildlich wie möglich vor. Toll ist, wenn man den Stuhl bei dem Gespräch wechseln kann zwischen Fragesteller und Antwortgeber
  • Übe Dich in Disziplin und führe das Gespräch jeden Morgen. Ist da nicht möglich, kannst Du es auch am Abend tun. Dann begleitet Dich die Antwort in Deine Träume anstatt in Deinen anbrechenden Tag

Ein Beispiel

Heute früh hatte ich ein Gespräch mit Gott persönlich. Mein höheres Selbst (also ich selbst) reichte mir nicht, weil ich mal wieder voller Schuldgefühle war. In diesen Momenten frage ich Gott persönlich, was er von meinem Problem hält. Passiert sehr selten, aber ist jedes Mal ein großartiges Erlebnis. Ich praktiziere das Morgengespräch seit knapp 200 Tagen, und ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich es nie vergesse. Manchmal dauert es nur zwei, drei Minuten, manchmal ist es nebensächlich, manchmal ist es befreiend. Hier ist also meine Morgenfrage vom 22. Mai 2022. Und die Antworten meines Gottes, also meiner inneren, von mir als vollkommenen definierten Instanz.

Frage des Tages, 22. Mai 2022

Ich fühle mich einsam. Was soll ich tun?

Gooott? – Ja mein Kind – Ich fühle mich so einsam. Familie ist weg, Meine letzte Liebe ist weg. Ich habe keine Freunde. Das macht mir Angst – Wovor genau hast Du Angst? – Davor, dass es niemanden interessiert, was mit mir ist. Davor, dass ich irgendwann tot in der Ecke liege und entsorgt werde wie stinkender Müll – Und diese Vorstellung macht Dir Angst? – Angst macht mir, dass mir niemand hilft, wenn ich Hilfe brauche. Angst macht mir, dass ich kein Guthaben auf der Dankbarkeitsbank habe. So wie ich zu den Menschen bin, so ist das Schicksal zu mir. Ich fühle mich herzlos wie der Geizige bei Dickens – Und bist Du wie der Geizige bei Dickens? – Ja, ich lebe nach dem Motto „Selber essen, das macht fett.“ Ich bin unfähig zu selbstloser Liebe, so wie es die Schwiegereltern meiner Tochter leben. Ich schäme mich im Vergleich zu ihnen. Mein Leben erscheint mir gerade wie das eines Verurteilten, der alle Chancen und alle Mahnungen in den Wind geschlagen hat. Nun muss er für seinen Egoismus bezahlen. – Kennst Du noch andere Geizige? Menschen, die so sind wie Du? – Persönlich nicht. Alle haben entweder Familien oder sind anders in sozialen Systemen gebunden. Einen kenne ich vielleicht. Aber der hat gute Rente und finanzielle Sicherheit – Würdest Du Deinen Weg anders beurteilen, wenn Du finanzielle Sicherheit hättest? – Ja. – Würdet Du Dich einsam und verdammt fühlen, wenn Du finanzielle Sicherheit hättest? – Nein.

Ok! Dann bleib, wie Du bist. Achte auf Deine Gesundheit, lerne fleißig, ohne Geld zu investieren, entwickle Dich weiter und verdiene so viel Geld wie möglich. Das macht Spaß, führt aus der Einsamkeit, erhält die Spannkraft und bringt Abenteuer und Erkenntnis. Ein Vagabund braucht Arbeit, um kein Bettler zu werden. Ob mit oder ohne Familie, mit oder ohne Freunde. Bettler bleibt Bettler. Es ist nicht schöner, in der Familie ein Bettler zu sein als ohne soziale Systeme. Bettler sein ist immer unangenehm. Es ist immer mit dem Verlust von Würde verbunden. Deine Vision vom Verdammten ist die Vision eines verderbenden Bettlers.

– Und was ist mit Einsamkeit? Mit meinem Leben ohne Freunde und ohne Familie? – Erinnerst Du Dich an Deine Sehnsucht nach Kontemplation? – Ja, die ist weiterhin vorhanden – Vielleicht ist Deine gerade erlebte Einsamkeit ein Schritt auf Deinem Weg in die Kontemplation?

– Ja, Du hast recht. Ich danke Dir so sehr. Meine Energie stecke ich da hinein, nie zu leben wie ein Bettler. Und meine Traurigkeit erkenne ich als weiteren Schritt in meinen Weg in die Kontemplation. Wie Siddhartha. Ob ich mich dann im Tod auflöse oder wiedergeboren werde, ist unwichtig. Wichtig ist nur das selige, unauslöschbare Lächeln im Verstehen und in der Aussöhnung mit dem Leben. Dann, irgendwann, ist es auch ok, ein Bettler zu sein. Aber da bin ich noch nicht, und da möchte ich auch noch nicht sein. Ich möchte noch kämpfen für Würde und Wohlstand. In dieser Zitrone ist noch Saft.

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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