Sind Sie ein Wutbürger? Mit zwei Fragen sich selbst auf die Spur kommen…

Die Journalistin, Politikerin und ehemalige Oberbürgermeisterin von Kiel (mit spektakulärem Rücktritt) Susanne Gaschke fragte jüngst in Weltonline, woher wohl die Wut vieler Bürger in Deutschland käme. Sie selbst meint, dass es an Vereinsamung und falschen Beziehungsentscheidungen läge. Ein etwas merkwürdiger Erklärungsversuch – aber ihre beiden Fragen finde ich spannend: 1. In welchem Land würden Sie heute am allerliebsten leben? Und 2. Zu welcher Zeit würden Sie in Deutschland am allerliebsten leben? Tatsächlich hat sich ein Facharbeiter aus Leipzig die Mühe gemacht, die Fragen öffentlich zu beantworten – und damit zu erklären, warum er ein „Wutbürger“ ist. Finde ich prima – und werde es selbst mal aus meiner Sicht probieren. Vielleicht machen Sie mit?

Frage 1: In welchem Land würden Sie heute am allerliebsten leben?

Da ich kein erfahrender Weltenbummler bin, kann ich diese Frage nur abstrakt beantworten. Ich würde gern in einem LandTraumland leben, in dem Demokratie vom Volke ausgeht – vielleicht ist die Schweiz für mich da das beste Vorbild. Ich wünsche mir zum Zweiten ein Land, in dem Respekt vor jedem fühlenden Wesen Normalität ist. Ich wünsche mir, dass Abweichler, Verrückte und Kriminelle ebenfalls wie Menschen behandelt werden, und nicht zu Monstern erklärt werden. Man muss die Gesellschaft vor ihnen schützen – keine Frage – aber es sind trotzdem Menschen. Und Tiere sollen auch respektvoll behandelt werden. Wäre Tibet so ein Land?  Außerdem wünsche ich mir eine Multikulti-Gesellschaft wie bei uns im Ruhrgebiet. Die Vorstellung, nur von „Reinrassigen“ aus dem jeweiligen Land umgeben zu sein, lässt mich gruseln.

Weiterhin wünsche ich mir eine digitale Gesellschaft wie in Estland, in der alle Bürger über digitale Zugänge schnell und unkompliziert wählen können, sich mit Behörden abstimmen, Einblick über alle gespeicherten persönlichen Daten erhalten. Und wo WLAN ein Grundrecht ist.

Das ideale Land: Ich vermute, außer der Schweiz (aber so bergig)  wäre Island noch schön (aber so kalt). Estland klingt auch verführerisch, aber ich bin ja kein Nerd und würde dort nicht gebraucht. Kurz und gut, ich ärgere mich enorm darüber, wie abgehoben und intransparent unsere deutschen Politiker in ihrem selbst gebastelten Privilegien-Ghetto schalten und walten, aber ansonsten ist das Ruhrgebiet schon für mich der beste Platz auf Erden.

2. Zu welcher Zeit würden Sie in Deutschland am allerliebsten leben?

Da ich mit 57 Jahren schon ein bisschen an das Ende denken muss, würde ich gern in die Zukunft gucken. Ich bin so gespannt, wie es in zwanzig, dreißig Jahren sein wird! OK, man kann Pech haben, und die Nationalisten und gesellschaftlichen Verlierer unterstützen eine aggressive menschenverachtende Politik. Und man kann Pech haben, und die zurzeit extrem ungestört funktionierende Lobby zwischen Großkonzernen und Politik überlegt sich, neben dem Nahen und Mittleren Osten doch auch in Europa mal alles aus den Fugen zu hauen. Dann würde ich meine Zukunftsversetzung in ein Deutschland im Jahr 2036 bitter bereuen.

Doch falls wir Menschen uns endlich wieder für Politik interessieren und anfangen, die verheerenden Interessenbünde von Macht und Geld friedlich zu stören, dann bin ich sicher, in zwanzig Jahren ist das Leben in Deutschland richtig richtig aufregend und schön. Lauter Wunder würden mir begegnen, voller Kreativität und technischer Finessen. Die jungen Hochschulabsolventen bringen gerade so viel Bewegung in die „Erfinder-Szene“ mit ihren unzähligen StartUps. So viele Menschen denken groß, visionär und philosophisch, so viele junge Leute entdecken, dass Nachhaltigkeit, soziales Miteinander und Planetenrettung Spaß machen wie kein anderes Hobby – ja, das würde ich gern noch erleben. Ich würde es wagen, mich in die Zukunft schießen zu lassen in meinem unerschütterlichen Optimismus.

Ansonsten hat mich die Antwort des Facharbeiters aus Leipzig wirklich bewegt. Auch wenn ich ganz andere Wertvorstellungen habe wie er, habe ich verstanden, warum er sich nach Zeiten sehnt, in denen er und sein Können wirklich gebraucht werden, in denen es Abenteuer zu bewältigen gibt – und ein Mann noch als Mann gilt, und ein Pionier als Pionier. Aber über Susanne Gaschke habe ich mich geärgert. Entscheiden Sie selbst, wie Sie die beiden Artikel bewerten.

Und vielleicht haben Sie ja Freude daran, für sich selbst die beiden Fragen zu beantworten! Und wenn Sie mögen, natürlich gern als Kommentar für uns alle hinterlassen. Das wäre ein wunderbares Geschenk.

Bildquelle: pixabay_MartinStr

Eva ipad_kleinEva Ihnenfeldt
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Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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