Spirituelle Unternehmensführung: „Wie macht das Auto?“ „Grrrrrrrrrrrrrr“

Mein Anruf heute abend bei der Pannenhilfe vom ADAC: „Mein Auto springt nicht mehr an. Ich war nur ganz kurz einkaufen und jetzt macht es nur noch komische Geräusche wenn ich den Schlüssel drehe“ „Keine Sorge, ich sage gleich einem Kollegen Bescheid – kann aber 90 Minuten dauern.“ Oje, 90 Minuten in der Knüste in Witten-Stockum. Es regnet und es ist Winter. Und ich habe Hunger! Also weg vom Netto-Parkplatz – zu Fuß zum Edeka. Bei Netto gab es kein Schnittlauch, und ich brauche am Wochenende Schnittlauch… Vielleicht finde ich danach ein Schnellrestaurant, wo ich in der Wärme was vegetarisch Low Carb mäßiges essen kann beim Warten…

Kaum bin ich im Edeka, klingelt mein Handy. „Hier ist der ADAC – Sie haben ein Problem?“ „Ja, mein Auto springt nicht mehr an. Es macht nur noch grrrrr, wenn ich den Schlüssel drehe“. „Wir macht das Auto?“ prustet die männliche Stimme am anderen Ende los. „Grrrrrrrrrrrrrr“ sage ich brav und wir Beide lachen. „Ferndiagnose gestellt“ klingt es fröhlich selbstbewusst durch den Hörer – „Das ist die Batterie – und ich bin in 10 Minuten bei Ihnen“.

Tatsächlich ist Dr. House zehn Minuten später am Tatort. Ich gehe dem großen Abschleppmonster-Wagen winkend entgegen – ein älterer Fahrer mit Schnauzbart winkt fröhlich zurück. Oh wie ich die ADAC-Pannenhilfe liebe! Ich versichere ihm sofort, dass ich den ADAC fast so wichtig finde wie meine Krankenversicherung – was er sofort versteht. In wenigen Minuten ist die Batterie überbrückt und wir setzen uns in seinen Brummi in die Wärme für die Formalitäten.

Und dann kommt mal wieder das, was ich gern „spirituelle Unternehmensführung“ nenne. Ohne Scheu und Distanz erzählen wir uns in wenigen Minuten unser ganzes Leben. Zwei Scheidungen er – eine Scheidung ich. Sind beides Typen, die sich weiterhin gut verstehen mit den Ex’s. Er repariert auch mal eine Lampe bei seinen Verflossenen, wenn sie Hilfe brauchen. Wir sind beide um die sechzig. Ich frisch verliebt seit Silvester – er frisch verliebt seit drei Jahren. Wir hatten beide nicht mehr mit so etwas gerechnet und es auch wirklich nicht vor.

Es folgt die Geschichte seiner Reha, bei der er diese dritte Liebe fand. Und wie er einer Reha-Mitgenossin um die 60 schwimmen beigebracht hat. „Sie schwamm dann wie ein Fisch im Wasser zum ersten Mal in ihrem Leben. Hin und her und hin und her. Danach kannten mich dann auch die Letzten in der Reha, so hat sich das herumgesprochen“.

Er war auch zwölf Jahre selbstständig als Kfz-Meister mit Werkstatt und Mitarbeitern, ist aber wohl froh, nun beim ADAC ungefähr netto das Gleiche zu haben wie damals mit dem Betrieb. Seine jetzige Schicht begann übrigens Freitag früh um 8 Uhr und geht durch bis Montag früh um acht. Schlaf gibt es wenig, erklärt er mir. Immer höchstens zwei, drei Stunden am Stück – sie machen ja auch Autobahn-Unfälle und so. Wow!

Nachdem das Formblatt ausgefüllt ist, wissen wir so viel voneinander, als stände die Apokalypse bevor und man müsste sich bei neuen Bekanntschaften beeilen mit allem. Wir geben uns gegenseitig Tipps, wie wir es schaffen, in einem Aufzug Mitfahrer aufzutauen. „Irgendwas fällt mir immer ein, um das Eis zu brechen“ sagt er. „Zur Not sage ich ‚Schöne Schuhe'“ ergänze ich aus meinen Erfahrungen. Selbstverständlich grüßen wir stets in Aufzügen. Und zwar soooo herzlich, dass zurück gegrüßt wird 🙂 Das ist unser Ehrgeiz.

„Ob wir Wittener besonders nett sind?“ frage ich ihn. „Ruhrgebietler“ meint er nur trocken. Und da hat er wohl recht. Würden alle Menschen so kooperativ und vertrauensvoll miteinander Umgang pflegen, wäre diese Erde wohl das Paradies. Freundlich, wertschätzend, tolerant und fleißig. Mehr braucht es nicht, um ein Paradies zu schaffen

Für mich steht ja fest: Jeder Mensch ist ein Unternehmer – und spirituelle Unternehmensführung heißt, sich dessen bewusst zu sein und das eigene Leben selbst-bewusst und welt-bewusst in Echtzeit zu gestalten. Immer häufiger erlebe ich Geschichten wie diese wunderschöne heute abend. Da freut man sich doch, dass die Batterie schlapp macht! Was für ein wunderschönes Feierabend-Abenteuer. Ich bin sehr dankbar.

Freunde lasst uns so leben. Lasst uns offen sein für die vielen kleinen Wunder, die uns begegnen. Lasst uns Vertrauen üben und lasst uns üben, auch die misstrauischsten Zeitgenossen zum schmunzeln zu bringen. „Wie macht das Auto?“ „Grrrrrrrrrrrrrrrrrrr“ …..

Dr. House hat mir dann noch erklärt, wie ich die Batterie wechseln muss. Ich soll immer erst die Minus-Dingens entfernen (rechts) und dann die Plus-Dingens (links). Wenn nämlich nur noch Minus ist, steht das ganze Auto im Minus und wird total heiß. Kann sogar Brandwunden geben und Schraubenschlüssel zum Schmelzen bringen! Also nie vergessen – rechts ist Minus – und Minus allein ist böse böse böse…

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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