StartUps: Nur 4 Prozent der Gründer sind Frauen.

StartUps sind Unternehmensgründungen, die auf Innovation und Wachstum setzen. In Deutschland werden nur vier Prozent dieser wirtschafts- und einflussverändernden Unternehmen von Frauen gegründet. 86 Prozent der innovativen und häufig disruptiven (Etabliertes zerstörende) Geschäftsmodelle vereinen rein männliche Gründerteams, bei 10 Prozent ist zumindest eine Frau dabei. Warum gerade in Deutschland die Zahlen so verheerend sind, fragen sich viele. Liegt es daran, dass Frauen sich nicht genügend für Informatik interessieren? Nein, ich denke, die Gründe sind sehr viel naheliegender.

Es gibt Länder und Regionen auf der Welt, in denen Frauen unternehmerisch werden müssen, um ihre Kinder und Angehörigen zu versorgen. Dort sind Männer traditionell vielleicht weniger geeignet, um als Familienernährer zu agieren. Oder die Rahmenbedingungen sind so, dass junge Frauen ihren Wunsch nach Kindern mit der Strategie einer Unternehmensgründung verknüpfen müssen und wollen. In Ecuador, Vietnam und Brasilien gründen sogar mehr Frauen als Männer ihr eigenes Unternehmen.
rkw-kompetenzzentrum.de: Gründungsquoten von Frauen im internationalen Vergleich

Vielleicht gibt es im „Beamten-Staat“ Deutschland dafür besonders viele angestellte Führungs-Frauen?

Es muss ja auch nicht immer die Selbstständigkeit sein, um zu Einfluss und Führung zu kommen. In Ländern wie den USA und Schweden sind weitaus mehr Frauen in Führungspositionen als in Deutschland. In Vorständen deutscher Konzerne sind Frauen mit 12,1 Prozent international verglichen extrem selten. Warum also ist es in Deutschland für intelligente, gut ausgebildete Frauen so schwierig, das Risiko einer bedeutenden Unternehmensgründung zu wagen? Ich denke, die Antwort ist relativ einfach: Junge Frauen wollen Kinder!
bmwi: Frauen in Führungspositionen im EU-Vergleich

Warum gründen so wenige Frauen in Deutschland relevante Unternehmen?

Ich darf ja einmal jährlich ein komplettes Marketing-Modul für Studentinnen und Studenten aus geisteswissenschaftlichen Fächern der Ruhr-Universität gestalten. Meine Teilnehmer sind überwiegend weiblich. Sie sind engagiert, ehrgeizig, finanzieren das Marketing-Modul aus eigenen Kräften, um sich einen möglichst guten Start ins Berufsleben zu verschaffen. Mit einigen bleibe ich auch nach den zwei, drei Monaten verbunden.

Selbstverständlich wollen meine jungen Frauen eine Familie gründen! Die meisten sind in festen Beziehungen und wachsen gemeinsam mit ihren Freunden in eine Zukunft, in der Kinder eine entscheidende Rolle spielen werden – das ist doch völlig normal! Welche junge  Frau sagt denn freiwillig und ohne besonderen Grund: „Oh, ich will als ungebundene Frau mein ganzes Leben der Karriere und meine unternehmerischen Leidenschaft widmen. Ich wünsche mir einen Mann, der mir den Rücken freihält, damit ich ungehindert nach Gewinn und Einfluss streben kann. Ob in diesem Lebensmodell irgendwann auch Kinder einen Platz finden, wird sich zeigen – später…. vielleicht…“

Hinter den meisten erfolgreichen Müttern steckt eine dienende Oma

Wie sieht denn nun das Leben einer solchen Frau aus, die sich mit Mitte zwanzig, Anfang dreißig voll in ihre Karriere bzw. Geschäftsgründung stürzt? Falls es potentielle Omas und Opas gibt, die in der Nähe leben und richtig Lust auf Enkelbetreuung haben, ist die Realisierung dieser Visionen durchaus denkbar. Falls der Ehemann zu diesem Lebensentwurf passt und die Familie mit Au Pair-Mädels und anderen haushaltsnahen Dienstleistern der jungen Berufsausgerichteten den Rücken freihalten kann, geht es (einigermaßen) auch.

Und dann gibt es tatsächlich heute auch immer mehr Männer, die richtig Lust auf Kinder und Haushalt haben und selbst die Rolle der Familienarbeit übernehmen – Halleluja! Das ist dann sozusagen der Jackpot. Doch wie häufig gibt es das? Bei ein Prozent der jungen Familien?

Warum also gründen so wenig Frauen StartUps?

Die Aussicht, neben dem Aufbau eines auf Innovation und Wachstum ausgerichteten StartUps Kinder hauptverantwortlich zu betreuen, ist ganz einfach nicht möglich in Deutschland. Ich habe in meinen Lehrgängen natürlich auch Mütter, und diese sind IMMER gegenüber ihren Mitstudents gehandicapt. Morgens öffnet die Kita so spät, dass sie es pünktlich bis 8.00 Uhr nicht schaffen können. Ist ein Kind krank, müssen sie fehlen. Sind Ferien oder besondere Tage wie Geburtstag, St.Martin oder was auch immer, gehen die Kinder vor und sie sind (wenn überhaupt) nur halb bei der Sache. Kommen später und/oder gehen früher. Das ist ja auch völlig normal – aber wie soll man so ein StartUp führen?

Ich weiß, es gibt Lösungen, bei denen auch Führungskräfte ersetzbar sind und bei denen auch Entrepreneure weniger als 60- bis 80-Stunden in der Woche arbeiten bzw. konzentriert an ihrem Unternehmen wirken. Ich weiß dass es auch geniale Frauen gibt, die tatsächlich mit Baby im Tragetuch Verhandlungen führen und mit einer bewundernswerten Leichtigkeit Familie und Führungsposition unter einen Hut bringen.

Könnten Männer StartUp und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen?

Doch auch unter Berücksichtigung dieser Genies ist wohl klar, dass Männer keine StartUps gründen und führen könnten, wenn sie hauptamtlich Familien- und Hausarbeit übernehmen müssten. Wenn sie nicht mal eben durch die Lande reisen könnten zu Meetings und Pitches und wenn sie nicht den Rücken frei hätten, um sich mit ganzer Konzentration und ganzer Kraft Tag und Nacht ihrem „Baby“ StartUp widmen könnten – dann würde es scheitern.

Frauen sind in Deutschland nicht nur wegen unserer Familienideologie (die ihren herrlichsten Ausdruck findet in der Steuerklasse 5  🙂 ) benachteiligt, sondern auch wegen der gesamten Rahmenbedingungen, die eine ungehemmte Hingabe an Karriere und Berufung nur dann erlaubt, wenn frau auf Kinder verzichtet. Tja, so sind rasch vier Prozent Frauenanteil bei StartUp-Gründern erklärt.

In der t3n erläutern sechs Gründerinnen, warum es wohl so wenige Entrepreneurinnen gibt in Deutschland. Viel wird beklagt, dass Frauen weniger Mut hätten und weniger risikobereit sind – doch ich bin sicher: Kinderwunsch ist der hauptsächliche Grund für den geringen Frauenanteil in Führung und Unternehmertum. Da bleibt oft genug nur der öffentliche Dienst als Kompromiss…

FAZ: Studie – Frauen sind in der Gründerszene Deutschlands deutlich unterrepräsentiert

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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