Warum Digitalisierung nicht gleich IT ist

Manchmal braucht es einfach den richtigen Anstoß um ein Thema, das einem schon lange im Kopf herumgeistert in einen Beitrag zu verwandeln. Heute war mein Anstoß für diesen Beitrag ein kurzer Austausch bei Twitter. Dort habe ich einen Artikel von Thomas Linn entdeckt, in dem Thomas sich mit der Begriffsdefinition für „Digitalisierung“ befasst. Meiner Meinung nach macht es wenig Sinn, die von ihm gewählten Begriffe „Digitalisierung“ und „Digitale Transformation“ in der allgemeinen Kommunikation unterschiedlich zu definieren. Jedenfalls sehe ich nicht wie dies dabei helfen kann, den vielen KMU die mit der Digitalisierung konfrontiert sind, deren tiefgreifende Bedeutung deutlich zu machen.


Dieser Artikel soll sich aber nicht darum drehen ob es nun sinnvoll ist oder nicht, Begriffe voneinander abzugrenzen. Ich möchte mich vielmehr mit der Frage befassen, warum Digitalisierung eben nicht reine Technologie ist und somit auch nicht viel mit der IT-Abteilung im Hause von KMU zu tun hat.

IT = Technologie ≠ Digitalisierung

Haben Sie schon den Artikel von Thomas Linn gelesen? Er beschreibt sehr schön, dass es digitale Technologien bereits seit langer Zeit gibt (Thomas nimmt diese Tatsache als Grund dafür, Digitalisierung = Technologie zu setzen und definiert die „digitale Transformation“ ≠ Technologie. Aber wie gesagt, ich möchte die beiden Begriffe einfach nicht trennen, da dies meiner Meinung nach nicht hilft). Er zieht als treffendes Beispiel dafür, dass wir neue digitale Technologien seit langem erleben, das neue digitale Telefonnetz heran. Das Telefonnetz ist bereits seit 1997 komplett von analoger auf digitale Technologie umgestellt worden. Ist das Digitalisierung? Nein, ich denke hier liegt einfach ein schlichter Technologiewechsel vor, der vergleichbar ist mit dem Umbau von Netzwerken die auf Koaxialtechnik gesetzt haben hin zu solche in denen Twisted-Pair-Technologie eingesetzt wird.

Die Telekom hat deshalb 1997 noch lange nicht an dem gearbeitet, was wir heute im Allgemeinen unter Digitalisierung verstehen. Ich kann das einigermaßen beurteilen, denn ich habe kurz nach 1997 angefangen dort zu arbeiten. Da war nicht erkennbar, dass digitale Technik auch nur im Geringsten Einfluss auf Arbeitsprozesse, Kundenkommunikation, Mitarbeiterführung, etc. genommen hat.

Jetzt wissen wir also, dass man als Unternehmen digitale Technologien einsetzen kann, ohne auch nur einen echten Schritt in Richtung der Digitalisierung getan zu haben. Und nun?

Digitalisierung ohne digitale Technologien. Geht das?

Das ist eine sehr gute Frage. Denn wir wollen ja versuchen deutlich zu machen, dass Digitalisierung nicht gleich Technologie ist. Müssen wir deshalb auch beweisen, dass Digitalisierung auch ohne die Einführung neuer Technologien funktioniert? Müssen nicht, aber wir können ja mal gemeinsam drüber nachdenken.

Bleiben wir doch direkt mal bei der Telekom und ihrem seit 1997 vollständig auf digitaler Technik basierendem Telefonnetz. Digitale Telefontechnik hat in keinem Unternehmen automatisch dazu geführt, dass irgendwelche Prozesse verändert wurden und als „Digitalisiert“ (nach dem hier zu Grunde liegenden Verständnis) betrachtet werden könnten.

Um den Umkehrschluss zu ergründen, müssten wir uns ansehen, welche – im Zusammenhang mit der digitalen Telefontechnik stehenden – Schritte der Digitalisierung auch ohne digitale Telefontechnik hätten vollzogen werden können. Fällt Ihnen etwas ein? Ich habe lange gesucht, konnte aber nichts Greifbares finden. Also scheint es wohl so zu sein, dass die Digitalisierung ohne digitale Technologie nicht vollzogen werden kann.

Warum die IT Abteilung wichtig ist

Darum brauchen KMU also eine IT-Abteilung, die mit neuen Technologien umgehen und einschätzen kann, was genau gebraucht wird um Digitalisierung erfolgreich zu vollziehen. Der IT-Leiter, sein Team und alle Dienstleister sollten unbedingt und immer auf dem neuesten Stand sein. Die Geschäftsführung hat die Aufgabe, gemeinsam mit allen Abteilungen Potentiale zu ergründen und dafür zu sorgen, dass ein Unternehmen nicht hinterher rennt, wenn es um die Digitalisierung geht.

Zu den Abteilungen, die eingebunden sein müssen, gehört unbedingt auch die IT-Abteilung. Zum einen, weil diese als interner Dienstleister selber Digitalisierungspotentiale heben kann. Zum anderen aber auch, weil dort die notwendigen Technologien bereitgestellt werden müssen. Nur die IT-Leitung kann realistisch einschätzen, wie der aktuelle Stand der Technik im Unternehmen ist und welche Schritte der Digitalisierung mit dieser Technik vollzogen werden können. Außerdem kann auch nur die IT-Abteilung dafür Sorge tragen, dass Technik und Dienstleistungen eingekauft werden, die bei den kommenden Schritten notwendig sind.

Ich höre oft (zum Glück lange nicht mehr so oft, wie noch vor einem Jahr) den Satz: „Digitalisierung? Sprechen Sie darüber mit meiner IT-Abteilung.“ Nein. Das werde ich nicht tun! Denn auch wenn diese Abteilung wichtig ist, werden dort nicht die relevanten Entscheidungen getroffen. Digitalisierung ist Aufgabe der Geschäftsführung, die sich – wie so oft – den fachlichen Input aus den verschiedenen Abteilungen holt. Den Anstoß kann aber nur sie geben. Da nutzt es nichts, mit dem IT-Leiter über digitale Technik zu sprechen…

Als Vertriebsspezialist, Social Media Kenner und Experte des digitalen Wandels schreibt Dennis Arntjen jede Woche Beiträge rund um die Digitalisierung des Mittelstands. Gemeinsam mit Eva Ihnenfeldt leitet Dennis Arntjen das Unternehmernetzwerk KMU Digital. Dort ist er verantwortlich für die Mitgliederbetreuung, den Vertrieb sowie verschiedene Themen rund um die Organisation von Veranstaltungen.

www.kmu-digital.net

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert