Was brauchen Crowdinvesting-Projekte, um erfolgreich zu sein?

Haben Sir schon einmal über Crowdinvesting nachgedacht? Also Rendite erzielen, indem man sich an Geschäftsideen/ Produktideen beteiligt, für die man Zinsen und Erfolgsauszahlungen erhält? Das Prinzip ist im Grunde genommen (stark vereinfacht), dass ein junges Unternehmen/ eine junge Idee extrem wächst, und viele private Investoren davon profitieren: Sie leihen dem Unternehmen Geld, und beim Exit (meist nach 5 Jahren) erhalten sie ihr Geld zurück – plus einer Rendite, die sich danach richtet, inwieweit das Unternehmen in den 5 Jahren erfolgreich seinen Gewinn gesteigert hat. Während dieser 5 Jahre erfolgt dann meist noch eine kleine Verzinsung des Darlehens. Man sieht also, es handelt sich um hohe Risiken, und man braucht viel Vertrauen in die Idee, um dort Beträge von vielleicht 100 Euro, 1.000 Euro – oder auch mehr zu investieren. Doch was schafft dieses Vertrauen? Was muss ein Unternehmen leisten, um Crowdinvestoren von sich zu überzeugen?

Wer sind eigentlich Crowdinvestoren?

Businessman_2Im Gegensatz zu Unterstützern von Crowdfunding-Projekten sind Crowdinvestoren weniger am ideellen Wert einer Idee interessiert, als an der Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. Ist es realistisch, dass das Unternehmen innerhalb der nächsten 5 Jahre rasant wächst und rasant Gewinne einbringt? Kann es in kürzester Zeit den internationalen Markt erobern? Handelt es sich um ein StartUp, das begeisternde Produkte für die „latenten Bedürfnisse“ der Masse bereistellt?

Wie ist es um die Glaubwürdigkeit des Teams gestellt? Haben sie schon nennenswerte Umsätze erzielt mit der Idee? Wie viel Eigenkapital haben sie selbst investiert und welche weiteren „Oper“ haben sie gebracht für die Realisierung der Idee? Welche seriösen Investoren vertrauen der Idee, indem sie selbst investiert haben und Unternehmensanteile erworben haben? Wie wird über das StartUp in der Presse berichtet?

Wie ist die Fanbase über Social Media Kanäle? Wie ist das Kommunikationsverhalten über Facebook, Twitter, Blog und Co? Wie groß ist die Community im Web? Welchen Eindruck hinterlassen Video, visuelles Material, Businessplan – sind die Gründer professionelle Marketing-Experten? Wissen sie, was sie tun? Sind sie mit dem digitalen Medien- und Kommunikationsverhalten der potentiellen Unterstützer und Kunden vertraut?

Emotionale Aspekte: Ebenfalls wichtig und nicht zu unterschätzen sind die emotionalen Aspekte: Vertraut man dem CEO, wenn man das Interview mit ihm liest? Wie wirkt das Gründerteam im Video? Gibt es Goodies für Investoren sozusagen als kleines Geschenk zusätzlich zum Renditeversprechen? Wie ist die Reaktionszeit und Tonalität, wenn potentielle Investoren Fragen stellen zum Projekt? Vertrauen, Sympathie und Transparente Einblicke ins Unternehmen sind wichtig für Crowdinvestoren, auch wenn sie fast ausschließlich männlich, jung, einigermaßen vermögend und finanzpolitisch erfahren sind.

Man muss sich die Zielgruppe der typischen Crowdinvestoren so ähnlich vorstellen wie Hobby-Börsianer mit hoher Webaffinität und Interesse an technischen Innovationen und Digital Business. Die meisten sind im Umgang mit sozialen Medien souverän. Sie diskutieren in Online-Communities, haben Online-Magazine und Blogs abonniert und informieren sich täglich in der Crowdfunding- und StartUp-Szene.

Was braucht ein Crowdinvesting-Projekt, um erfolgreich zu sein?

Entscheidend ist die Vorbereitungsphase. Nachdem die Plattform das Projekt für gut genug befunden hat (man kann sich vorstellen, dass bei den großen Crowdinvesting-Plattformen wie Seedmatch und Companisto kaum eine Bewerbung Gehör findet – die wenigsten erfahren auch nur eine Antwort, wenn sie ihre Pitchdecks einreichen!).

Man sollte sich mindestens zwei  Monate Zeit lassen für die sorgfältige Vorbereitung des Crowdinvestings. Mit der Plattform werden die Verträge genauestens erörtert. Denn auch hier gibt es viele Fragen, die geklärt werden müssen: Wie können Kapitalgesellschaften investieren? Wie können ausländische Investoren investieren? Wie wirkt sich die Zinsertragssteuer auf die Anlagen der einzelnen kleinen Crowdinvestoren aus? Welche Dokumentationspflichten hat das kapitalsuchende Unternehmen gegenüber Finanzamt und Investoren…Sicher fallen einem noch viele weitere Fragen ein. Auf jeden Fall sollte sich jedes Unternehmen, das an Crowdinvesting interessiert ist, intensiv mit den vertraglichen und rechtlichen Dingen auseinandersetzen.

Zum Zweiten wird die Eigenleistung der Crowdinvesting-Plattform durchleuchtet: Wie viele registrierte Nutzer sind vorhanden, wie ist die Reichweite über Social Media, Presse und Netzwerke? Wie viele Projekte sind schon finanziert worden – mit welchem Erfolg? Welche Erfahrungen haben andere StartUps mit der Plattform (vielleicht einfach mal Jemanden anrufen?). Was bietet die Crowdinvesting-Plattform genau, um mein Projekt zu unterstützen?

Nun erfolgt das Konzept für die Eigenleistung. Immerhin will man für seine Idee 50.000 Euro, 100.000 Euro oder mehr einsammeln. Immerhin verspricht man den Investoren, dass sie beim Exit in 5 Jahren ihren Einsatz verdoppeln oder verdreifachen. Das ist eine hohe Verantwortung, und dieser Verantwortung muss man nach außen sichtbar deutlich gerecht werden. Schlecht ist, wenn ein Crowdinvesting scheitert. Das kann für ein junges Unternehmen im Extremfall das Aus bedeuten. Man hat Vertrauen verspielt.

Schlecht ist auch, wenn innerhalb der nächsten 5 Jahre die Investoren unzufrieden mit der Transparenz der Zahlen – und mit der Entwicklung der Gewinne sind. Man bewegt sich online! Auch wenn unzufriedene Investoren anfangen, sich bei Facebook, Twitter und Co negativ über das Unternehmen zu äußern, weil sie die Geschäftsführung miserabel finden und glauben, ihr Geld wird verschleudert, kann das einen bedrohlichen Imageschaden bedeuten. Also bitte nicht auf die leichte Schulter nehmen! Wer sich für Crowdinvesting entscheidet, muss mindestens so viel Liebe, Leidenschaft und Ernsthaftigkeit in das Projekt stecken, wie in eine Hochzeit in weiß.

Kriterien für ein gutes Crowdinvesting-Projekt beim Start

Auf die Art der Produkte wollen wir nicht weiter eingehen, zu unterschiedlich sind die erfolgreichen Projekte. Klar ist, dass ein Produkt in seiner Skalierbarkeit überzeugen muss. Consumer-Produkte haben häufig höhere Chancen als B2B (Business to Business) Projekte, da sie emotional anziehender sind und Masse auch immer Skalierbarkeit beinhaltet.

Eines schwebt bei Crowdinvesting-Projekten immer über Allem: Extremes Wachstum der Gewinne innerhalb der nächsten 5 Jahre – darum geht es bei Crowdinvesting. Nachhaltigkeit, Welt verbessern, emotionale Verbundenheit und persönliches „Haben wollen“ kommen zwar hinzu, doch die Renditeerwartung orientiert sich nun mal am Wachstum der Gewinne. Also lautet Regel 1: Bei Allem, was du in Deinem Konzept vorbereitest, webst Du den güldenen Faden der Skalierbarkeit mit ein.

Der erste Eindruck entscheidet: Wenn Dein Projekt an den Start geht, muss alles stimmen – wie der Anfang, so der Verlauf. Der Tag, die Uhrzeit, die eigenen Investoren, die genau instruiert sind, um welche Uhrzeit sie ihre (höheren Beträge) investieren, damit nach 24 Stunden zumindest ein fünfstelliger Betrag aus Mitteln des eigenen Netzwerkes gesichert ist… Die Dramaturgie des Starts ist genau geplant wie bei einer Theater-Premiere.

Die Kurzbeschreibung und der Teaser mit Slogan ist das Erste, was die Menschen anzieht, wenn sie das Projekt finden. Versetze Dich intensiv in Deine „Persona“ (idealer Kunde) hinein und gestalte optisch und textlich diesen Teaser so, dass Deine Persona einfach weiterlesen muss!

Das Video ist sehr wichtig, da nur über die Kombination von Bewegtbild und Ton ein ganzheitlicher Eindruck entsteht. Fünf Minuten sind ein gutes Maß. Keine 10 Sekunden darf Langeweile entstehen. Man lebt immer mit der Bedrohung des Abbruchs. Nie darf sich etwas wiederholen, nie darf der Eindruck entstehen, dass mit Effekthascherei verführt werden soll. Respekt vor dem Investoren ist wichtig. Transparenz und die genaue Auflistung von Argumenten, warum es sich lohnt, hier zu investieren. Die Qualität ist wichtig um zu bezeugen, dass man sorgfältig ist und mit Profis zusammenarbeitet. Bewährt hat sich die Dramaturgie und Tonalität, die Dove bei seinen berühmten YouTube-Videos anwendet: Emotional persönliche Ansprache, viele visuelle Eindrücke, abwechselnd Produktpräsentation in seiner Vielfalt und Aussagen des Gründerteams.

GelsegenVerteile den Start Deines Projekts über so viele Social Media Kanäle wie möglich. Baue in der Vorbereitungszeit gezielt eine Fanbase bei Facebook auf. Achte darauf , dass Deine Fans wirklich interessiert an dem Produkt sind – und nicht nur weil sie an einem Gewinnspiel mitgemacht haben. Die Interaktionsrate bei Facebook ist sehr wichtig fr den Erfolg Deines Crowdinvesting-Projekts. Sammle Abonnenten für Deinen Newsletter, die per E-Mail direkt beim Start informiert und begeistert werden. Menschen über 40 sind häufig nicht in sozialen Medien aktiv, hier ist weiterhin die E-Mail der Kommunikationskanal Nr. 1.

Deine Story muss absolut überzeugend sein. Versetze Dich wiederum in Deine „Persona“ (z.B. Jürgen, Vertriebler mit 100.000 Euro Jahresbruttoeinkommen, 35 Jahre alt, Single, täglich informiert über StartUp- und Crowdinvesting-Szene, investiert im Monat in ein Projekt mit insgesamt 1.000 Euro, nicht plattform-gebunden) und gestalte die Story so, dass Jürgen sich einloggt als registrierter Plattform-Nutzer und sich intensiv (ca 1 bis 2 Stunden) mit Deinem Businessplan und Deinem Auftritt im Web beschäftigt.

Alles, was nun folgt, geht in die Tiefe: Jürgen sieht, dass nach 24 Stunden schon 42 Investoren mehr als 60.000 Euro investiert haben – das gibt ihm Vertrauen und macht neugierig. Der Businessplan ist sehr ausführlich, die Unternehmensbewertung und die Gewinnerwartung für die nächsten Jahre erscheinen realistisch. Business Angel sind als Gesellschafter dabei und haben mehr als 100.000 Euro in das Unternehmen investiert. Das Team ist erfahren, dynamisch, sympathisch, erscheint tüchtig und kommunikationsstark zu sein.

Das Interview mit dem CEO im Blog der Plattform ist ebenfalls ausführlich, sachlich, gibt Vertrauen und Sympathie. Die Story mündet in einem klar formulierten Appell in den potentiellen Investoren: „Ich verspreche Dir, dass wir wissen was wir tun, und ich bin sicher, Du machst mit uns einen sehr guten Gewinn in 5 Jahren“.

Nachdem Story und Businessplan überzeugt haben, untersucht Jürgen die weiteren Auftritte des Unternehmens im Web: Website, Profile in sozialen Medien, Presseberichte, Interviews etc. in Blogs und in Online-Magazinen. Je mehr ihn die Kommunikationskompetenz der Gründer überzeugt, desto mehr wächst sein Vertrauen in das Projekt.

Bevor Jürgen sich entscheidet, tatsächlich 1.000 Euro in Dein Unternehmen zu investieren, stellt er Dir Fragen auf der Crowdinvesting-Plattform – vielleicht auch auf Deiner Facebook-Fanpage, Deinem Blog oder per E-Mail. Es sollte Dir gelingen, innerhalb weniger Stunden auf all diese Fragen zu antworten: Als CEO, mit freundlicher Höflichkeit, dankend, ausführlich, respektvoll. Je mehr Du den Dialog zufriedenstellend gestaltest, desto besser. Schließlich liest bei öffentlichen Fragen unterhalb des Projekts auf der Crowdinvesting-Plattform nicht nur Jürgen Deine Antworten, sondern viele andere! Hier kannst Du live punkten.

Von nun an heißt es, täglich das Projekt zu füttern. Du hast in der Vorbereitungsphase Deine Investoren schon so instruiert, dass Du nun strategisch einstellen kannst, wann Du das Projekt erneut mit größeren Summern „befeuerst“. Das ist kein Betrug an der Crowd, das ist professionell und selbstverständlich. Schön, wenn Deine Investoren noch kleine Kommentare zu ihrem Investment hinzufügen – auch das schafft Vertrauen.

Du hast in Deinem Konzept genau festgelegt, wann Content erscheint auf welchen Plattformen: Dein Blog, Deine Social Media Kanäle, Online-Magazine und Blogs. Du bist bestens vernetzt in der StartUp Szene, hältst Vorträge und gibst Interviews. Denke daran, dass Du nur zwei, drei Monate Zeit hast, um Dein Unternehmen mit viel Kapital zu unterfüttern – diese Crowdinvesting-Zeit sei Dir eine intensive Kommunikationszeit, in der Dein Projekt oberste Priorität hat.

Sicher gibt es noch viele weitere Erfolgsfaktoren, die ich nicht benannt habe, aber ich denke, das gibt einen guten Überblick. Entscheidend ist die Ernsthaftigkeit des Vorhabens, die Qualität der Plattform, die Qualität der Skalierbarkeit, die Qualität der Strategie, die Qualität des Businessplans –  und die Qualität der Kommunikation. Crowdinvesting ist eine großartige Ergänzung zu anderen Finanzierungsquellen, aber man sollte den Aufwand und die erforderliche Marketing-Brillanz nicht unterschätzen. Denn nichts ist katastrophaler wie ein gescheitertes Projekt – sowohl für das StartUp als auch für die Crowdinvesting-Plattform.

Eva ipad_kleinEva Ihnenfeldt
Herausgeberin der SteadyNews
Marketing-Expertin
Tel.: 017680528749
E-Mail: [email protected]

 

Bildquelle1: pixabay_unsplash

Bildquelle: pixabay_PublicDomainPictures

 

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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