Auf dem Weg zum richtigen job: Das Kompetenzprofil

Der derzeitige Fach- und Führungskräftemangel ist für Menschen, die auf der Suche nach einer neuen Anstellung suchen, eine große Chance. Nicht nur bei vielen akademischen Berufen fehlen Bewerber, auch in der Pflege, der Gastronomie, im Handwerk, Handel und anderen Ausbildungsberufen gibt es kaum Bewerber für ausgeschriebene Stellen. Wir leben also in Zeiten, in denen Bewerbungwillige sich gut überlegen sollten, wo sie arbeiten wollen. Eine gute Vorbereitung ist die Erstellung eines Kompetenzprofils – das man dann auch Bewerbungen und Berufsprofilen in sozialen Netzwerken hinzufügen kann.

Warum ein Kompetenzprofil?

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

„Wer bin ich, und wenn ja, wie viele“ ist eine beliebte Redewendung geworden für Menschen auf dem Weg zu ihrer Berufung. Wir verbinden mit Arbeit nicht mehr die Fron, die wir leisten müssen, um unsere Ausgaben zu bestreiten; wir verbinden Arbeit mit Sinn, mit Erfüllung, mit Rahmenbedingungen, die uns emotional beglücken. Vollbeschäftigung ist eine gute Zeit, um diesem anspruchsvollen Traum näherzukommen. Doch nur, wenn wir genau wissen, wer wir sind und was wir können, können wir selbstbewusst unseren nächsten Karrierestep bzw. unseren Traumjob finden.

Erst das Kompetenzprofil, dann die Stellensuche

Noch immer leben die meisten Bewerbungswiligen in der Vorstellung, sie müssten sich dem zukünftigen Arbeitgeber anpassen. Statt sich zu fragen „Passt dieses Unternehmens zu mir? Passt die geforderte Aufgabenstellung und passen die Rahmenbedingungen?“ fragen sie sich, ob sie so auftreten, dass der/die Entscheider auf der anderen Seite des Schreibtischs sich beeindrucken lassen.

Das Kompetenzprofil kann davor schützen, sich zu benehmen wie ein Heiratswilliger, der jede Frau nimmt. Hauptsache, überhaupt mal eine sagt „Ja“! Doch welcher Arbeitgeber will schon solch einen Bewerber als zukünftigen Mitarbeiter? Bei Fach- und Führungskräften wünscht man sich jemanden, der sein Bestes gibt, weil er unbedingt will. Eine langfristig ausgerichtete Festanstellung ist tatsächlich ein bisschen wie heiraten. Lernen Sie sich bei der Erstellung des Profils selbst kennen – und nutzen Sie Ihr Kompetenzprofil, um vom passenden zukünftigen Arbeitgeber erkannt zu werden.

Wie erstelle ich ein Kompetenzprofil

Zunächst ist es wichtig, den Adressaten zu visualisieren. Ich empfehle stets, sich ein „Traumunternehmen“ im Web zu suchen, um sich für eine dort vorhandene Aufgabe vorzustellen. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob es gerade eine entsprechende Stellenausschreibung gibt – wichtig ist nur, dass Sie „für diese Aufgabe in diesem Unternehmen brennen“.

Sie schreiben also über sich selbst wie über ein großartiges Produkt, das Sie an den richtigen Kunden verkaufen wollen. Sie wollen davon überzeugen, dass die Kaufentscheidung das Beste ist, was dem potenziellen Kunden passieren kann. Er hat die Gelegenheit, die beste Entscheidung seines Lebens zu treffen.

Der Anfang: Sagen Sie im ersten Satz Ihres Kompetenzprofils, was Sie so einzigartig und unersetzbar macht. Für welches Problem sind genau Sie die optimale Problemlösung? Diesen ersten Satz werden Sie erst nach Erstellung des Kompetenzprofils schreiben. Denn erst dann wissen Sie selbst, was Sie so unersetzbar macht – und für welche Aufgabe.

Erster Absatz: Was sind Ihre beruflichen Kompetenzen? In Ihrem Lebenslauf steht ja schon, welche Ausbildung und welche beruflichen Stationen Sie durchlaufen haben. Im Kompetenzprofil hingegen steht das, was zwischen den Zeilen zu lesen ist. Projekte zum Erfolg führen, Prozesse effizient gestalten, Struktur, digitale Kompetenz, Vertriebsgeschick, Präsentationserfahrung, Schnelligkeit, Disziplin, Multitasking-Fähigkeit, Lernbereitschaft, Kraft, Geschick, Erfahrung, Bewältigung extremer Herausforderungen…

Je nach Berufsbild wünschen sich Arbeitgeber etwas anderes – nur Disziplin, Engagement und Leistungsfähigkeit sind wohl immer dabei. Für diesen ersten Absatz bitte drei bis fünf Zeilen formulieren. Stichworte können genügen. Bitte nicht die Sätze ausschmücken wie in konventionellen Anschreiben! Diese sind oft regelrecht eine Beleidigung der Intelligenz des Adressaten.

Zweiter Absatz: Was sind Sie für ein Mensch? Jedes Unternehmen und jede Abteilung ist ein sensibles System, das sich durch neu hinzukommende Mitarbeiter verändern muss. Was genau bringen Sie in ein Team ein? Sind Sie eher der introvertierte Faktenmensch, der Ruhe braucht? Oder ist Ihnen das soziale Miteinander im Team wichtig? Haben Sie Führungsqualitäten bewiesen? Sind Sie in erster Linie leistungsorientiert? Oder sind Sie derjenige, der in schwierigen Zeiten den Zusammenhalt des Teams aufrechterhalten kann? Wie wichtig ist es Ihnen, sich auf feste Strukturen und Vereinbarungen verlassen zu können? Auch die sozialen Skills bitte in drei bis fünf Zeilen zusammenfassen und darauf achten, dass Sie nicht schwärmerisch ausschmücken. Das können Sie ja noch im Vorstellungsgespräch nachholen.

Dritter Absatz: Nun kommt der wichtige Absatz, in dem Sie formulieren, was Sie von Ihrem Geschäftspartner (also bei einer Festanstellung von Ihrem zukünftigen Arbeitgeber) erwarten. Worauf legen Sie bei der Zusammenarbeit Wert? Sind Ihnen Verlässlichkeit bei Abmachungen wichtig? Ist es Ihnen wichtig, dass während der Arbeitszeit Raum bleibt für sozialen Austausch?

Woran genau erkennen Sie einen guten Arbeitgeber? Was erwarten Sie von der Bezahlung und Wertschätzung in Form von Weiterbildungen, Boni, Teamentwicklung, Gesundheitsvorsorge, Agilität? Dieser Abschnitt sollte etwas kürzer sein als die ersten zwei, bei denen es um Sie geht. Lassen Sie genügend Freiraum. Mit diesen zwei, drei Sätzen wollen Sie zwar diejenigen herausfiltern, für die Sie auf keinen Fall arbeiten wollen – doch es sollte genügend Flexibilität geben, um über den eigenen Tellerrand hinaus positiv überrascht werden zu können.

Nun der „Elevator Pitch“: Als Letztes formulieren Sie, was ganz an den Anfang des Kompetenzprofils gehört: Die Zusammenfassung Ihres Kompetenzprofils. Ihr Alleinstellungsmerkmal. Ihre Selbstüberzeugung.

Wo setze ich das Kompetenzprofil ein?

Im ersten Schritt empfehle ich, das Kompetenzprofil in den beruflichen Netzwerken Xing und LinkedIn einzupflegen. Bei Xing können Sie unter dem Punkt „Portfolio“ sogar noch pdf’s hinzufügen (z.B. den Lebenslauf, eine Referenz oder eine Arbeitsprobe) und Ihr Kompetenzprofil durch Bilder ergänzen. Außerdem empfiehlt es sich, eine Kontaktmöglichkeit anzugeben – zum Beispiel eine E-Mail-Adresse – damit interessierte Arbeitgeber oder Personalvermittler mit Ihnen Kontakt aufnehmen können.

Falls Sie eine Bewerberwebsite erstellen wollen, ist das Kompetenzprofil der Ausgangspunkt – ergänzt durch weitere Informationen wie Lebenslauf, Arbeitsproben, Referenzen, Zertifikate, Kontaktdaten. Diese kann man als pdf’s zum Download bereitstellen, falls man will.

Im nächsten Schritt kann die ausführliche Fassung des Kompetenzprofils entweder als „dritte Seite“ Bewerbungen hinzugefügt werden, oder man erstellt ein Kurzprofil jeweils passend für die ausgeschriebene Stelle. Dies allerdings nur, wenn man die Stelle unbedingt will und bereit ist, hierfür den erforderlichen Zeitaufwand zu betreiben.
Hier finden sich einige Beispiele für berufliche Kurzprofile

Und hier noch Tipps von der uni-wuerzburg.de zu Potentialanalyse und Kompetenzprofil

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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