Erfolgreich werden? Standhaft bleiben

Viele Jahre lang habe ich Gründer begleitet auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Das waren keine StartUps auf der Suche nach Investoren – das waren Menschen, die aus existenziellen Gründen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben. Viele von ihnen waren arbeitslos geworden und sahen keine Chance mehr für sich, weil sie zu alt waren oder weil ihr Beruf kaum noch gefragt war. Andere hatten Burnouts hinter sich und wollten sich vor neuen üblen Erfahrungen schützen. Weit über 500 Gründungen durfte ich in der Zeit von 2004 bis 2009 als Geschäftsführerin der von mir gegründeten Gründergenossenschaft begleiten – und was soll ich sagen? So gut wie niemand fiel zurück in die Arbeitslosigkeit. Was waren die Erfolgsfaktoren?

Neue Ideen, aus der Not geboren

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Ingenieure wurden Webdesigner oder Dozent, eine Gardinennäherin gründete in ihrem Einfamilienhaus eine Näherei, Buchhalter eröffneten ihr eigenes Büro und Verwaltungskräfte unterstützten Anwaltskanzleien als freie Mitarbeiter. Einige gingen in den Vertrieb, andere wurden mobile Friseurinnen oder gründeten einen Catering-Service.

Was mich damals so faszinierte, war, dass sie durchhielten, auch wenn es viel Gegenwind gab. Ich erinnere mich an einen Bauzeichner, der direkt nach der Gründung eine schwere OP hatte und monatelang ausfallen musste, was ihm fast das Genick brach. Aber nur fast! OK, damals gab es vom Staat gute Unterstützung für Gründer (die sagenumwobene Ich-AG-Zeit), aber diese half nur in den ersten Monaten – nach spätestens einem Jahr mussten die Gründer komplett auf eigenen Beinen stehen.

„Es geht immer weiter“

Es war nie leicht. Es ging mal raus und dann wieder runter. Immer wieder mussten wir uns neu erfinden. Das Netzwerk der Genossenschaft war das, was uns auffing und was uns motivierte, den Mut nicht zu verlieren. Wir hielten zusammen, organisierten Treffen, Infoveranstaltungen, Beratungstage, Vorträge, Workshops und sogar eine Messe für Gründer.

Das Besondere an diesen Menschen, die auf keinen Fall in das gefürchtete Hartz-IV-System geraten wollten, war, dass sie standhaft blieben, auch wenn es schwierig wurde. Gerade in Zeiten der Not und Ausweglosigkeit entstanden neue Ideen, neue Chancen, neue Geschäftsideen. „Es geht immer weiter“ war unsere Losung, wenn wir uns gegenseitig mal wieder Mut machen mussten. Und es war wirklich so: Es ging immer weiter.

Standhaftigkeit

Die Zeiten haben sich geändert. Heute haben wir Fachkräftemangel und kaum noch jemand steht vor einer so dramatischen Situation wie vor 15 Jahren. Zwar gibt es unendliche viele psychisch Erkrankte, wie die Statistiken der Krankenkassen belegen, doch die seelisch geschwächten Menschen, die der Belastung im Arbeitsmarkt nicht gewachsen sind, brauchen Therapie und behutsame Unterstützung – und ganz gewiss keine Existenzgründer-Hilfe.

Und doch können wir etwas aus dieser Zeit für uns ganz persönlich mitnehmen: Standhaftigkeit entsteht durch Krisen, die bewältigt werden müssen. Die Kunst, niemals aufzugeben, ist die Stärke derer, die keine Alternative haben zum Weitermachen. Standhaftigkeit entsteht durch einen starken Willen, der aus Selbsterhaltungstrieb und Verantwortungsbewusstsein geschmiedet ist. Ein Wille, der aus Liebe zum Leben und Liebe zu den Liebsten genährt wird ist ein Wille, der Berge versetzen kann.

Die Schwachen stärken

Heute ist es mein Beruf, die Schwachen und Entmutigten zu stärken. Ich helfe ihnen dabei, ihren Glauben an sich selbst zu finden und ihren Willen, etwas aus sich zu machen. Doch auch bei diesem neuen Ansatz spielt Standhaftigkeit die wichtigste Rolle. Nur wer nicht aufgibt, kommt voran. Nur wer auch bei Schwierigkeiten weitermacht, kann Krisen überwinden und im Leben bestehen.

Ich komme mehr und mehr zu dem Ergebnis, dass zur Heilung von psychischen Erkrankungen Standhaftigkeit einer der Schlüssel ist. Egal, wie traurig Du bist, wie gelähmt, verzweifelt, mutlos: Bleib standhaft! Ob es finanzielle Ängste sind, seelische, arbeitsbedingte, familiäre, sucht- oder beziehungsbedingte – bleib standhaft und weiche nicht aus. Meine Erfahrung mit den vielen Gründern aus Zeiten riesiger Arbeitslosigkeit hat es mir bewiesen: Standhaftigkeit zahlt sich aus – immer. Mach einfach weiter und gib nicht auf. Standhaftigkeit ist eines der Geheimnisse von Selbstvertrauen und Erfolg. Standhaftigkeit gibt die Kraft zum Aufbruch. Mit Standhaftigkeit kannst Du Dinge ändern, wie das berühmte Gelassenheitsgebet beschreibt:

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, 
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, 
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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