Bedeutung des 3D Druck für die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands

Wahrscheinlich reicht ein kurzer Artikel mit 700 – 1200 Wörtern hier in den SteadyNews nicht dafür aus, einen tiefen Einblick in die Bedeutung des 3D Drucks für den deutschen Mittelstand zu liefern. Aber an der Oberfläche kratzen und vielleicht einen Einstieg in das Thema bieten, das geht durchaus. Und daran versuche ich mich jetzt einfach mal.

Wenn wir über Digitalisierung sprechen, sprechen wir sehr oft über Computer, Robotik, den Wandel der Gesellschaft, Big Data und einige andere Themen. Die Produktion an sich spielt im Kontext der Digitalisierung durchaus auch eine große Rolle. Hier geht es oftmals um die bessere Auslastung von Maschinen, die (noch) stärkere Automation der Produktionsumgebung oder auch um die Weiterentwicklung von Bereichen der Industrie die erst in jüngster Vergangenheit mit dem Digitalen in Berührung gekommen sind.

Druckkopf eines 3D Druckers

Druckkopf eines 3D Druckers

3D Druck greift für mittelständische Industrieunternehmen an anderer Stelle. Hier geht es darum, in Zukunft (oder schon heute) befähigt zu sein, kleine individuelle Mengen bestimmter Produkte produzieren zu können oder zumindest sehr leicht Anpassungen an Standardprodukten vornehmen zu können. Auch eine ganz neue Art der Produktion wird möglich. Mir hat einmal der Inhaber eines mittelständischen produzierenden Unternehmens gesagt „wir können jetzt auch Kurven in unsere Werkstücke bauen!“. Es eröffnen sich also völlig neue Möglichkeiten und mehr Flexibilität für Innovation.

Innovation ist ein Stichwort, dass ich in den letzten Monaten – besonders im Vergleich zu Industrien in Ländern wie Israel und den USA – nicht unbedingt mit dem deutschen Mittelstand in Verbindung bringe. In unserem Sommerinterview mit Gunnar Sohn in der vergangenen Woche habe ich dazu ja schon etwas gesagt. 3D Druck ist für mich allerdings eine große Chance, den Innovationsgeist auch im industriellen Mittelstand auf ein neues Level zu heben und wesentlich höhere Entwicklungsgeschwindigkeiten zu erlauben.

Warum soll aber nun ausgerechnet der zugegebener Maßen in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen steckende 3D Druck dem industriellen Mittelstand helfen? Weil er dazu verhilft, flexibler agieren zu können. Unsere Industrie lebt sehr oft von der Entwicklung aufwändiger Werkzeuge und Maschinen, die alle auf ein bestimmtes Produkt oder sogar auf ein einziges kleines Bauteil eines Produkts hin entwickelt werden. Die Expertise die unser Mittelstand in diesem Bereich vorweisen kann, verhilft zu gehörigen Wettbewerbsvorteilen die lange Zeit nur sehr schwer zu brechen gewesen sind. Und trotzdem glaube ich (und ich bin damit ganz gewiss nicht alleine), dass die gesteigerte Flexibilität und die Möglichkeit neue Dinge recht kostengünstig auszuprobieren dazu verhelfen werden, die Innovationskraft des industriellen Mittelstandes neu zu definieren.

Sogar komplexe Produkte lassen sich im 3D Drucker herstellen

Sogar komplexe Produkte lassen sich im 3D Drucker herstellen

Heute (vielleicht noch nicht heute. Aber ganz sicher irgendwann in naher Zukunft!) benötigen produzierende Unternehmen nicht mehr für jede Spezialanfertigung bestimmte Werkzeuge oder Maschinen. Mit einem 3D Drucker der auch in der Lage ist für die jeweilige Anforderung benötigte Materialien zu verarbeiten und gut ausgebildeten Mitarbeitern lassen sich zumindest bestimmte Teile eines Produkts zeitnah und flexibel erstellen. Hinzu kommt, dass bei niedrigen Stückzahlen in zunehmendem Maße der 3D Druck günstiger sein wird als bei herkömmlichen Produktionsverfahren. Innovative Mittelständler haben nun die Möglichkeit, kleine Innovationsschritte verhältnismäßig günstig umzusetzen und immer weiter zu entwickeln.

Ein Trend der ebenfalls durch den 3D Druck beeinflusst bzw. unterstützt und sehr bald sehr stark an Bedeutung gewinnen wird, ist die sogenannte Mass Customization. Dabei handelt es sich um die individuelle Veredelung bestimmter Produkte. Ein frühes Beispiel dieser individuelle Veredelung bzw. komplett individuellen Fertigung eines Produkts liefert uns MyMuesli. Dort kann jeder sein individuelle Müsli herstellen lassen oder fertige Mischungen abwandeln. Im Bereich der Fertigung sind die Beispiele sicherlich komplizierter. Aber seien es nun Lautsprecher die vom Kunden in individuellen Farben bestellt werden können oder Dekorationsartikel die in genau der passenden Größe gefertigt werden. Individueller geht es nicht und 3D Druck spielt dabei oft eine große Rolle.

Hersteller machen sich natürlich bereits sehr viele Gedanken, an welcher Stelle das eigene Produkt entweder im 3D Druck (teil)gefertigt oder auf individuelle Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten werden kann. Ein Beispiel für einen Hersteller der 3D Druck schon heute einsetzt und gut für das eigene Marketing nutzt, ist die Firma Murtfeld aus Dortmund. Dort haben Kunden die Möglichkeit online Anfragen einzustellen und so Angebote für individuelle Produkte zu erhalten. Der Service geht sogar über den 3D Druck hinaus und schließt individuelle digitale Beratungs- und Planungsgespräche via Skype mit ein. Sicherlich ein Beispiel, dass Schule machen sollte.

Aber nicht nur in der eigentlichen „Fabrik“ lässt sich 3D Druck für den industriellen Mittelstand sehr gut einsetzen. Auch der Service an Fertigungsmaschinen kann vom 3D Druck profitieren. Ist eine solche Maschine defekt und handelt es sich bei dem defekten Bauteil um eine Komponente die sich theoretisch im 3D Druck Verfahren herstellen lässt, könnte entweder der jeweilige Techniker selber den Druck durchführen (dazu müssten die 3D Drucker noch deutlich günstiger und mobiler werden) oder er könnte zumindest veranlassen dass beim Hersteller der Maschine schnell und inidividuell genau das passende Ersatzteil gedruckt wird. Teure Lagerhaltung für Ersatzteile ließe sich reduzieren und Wartezeiten ggf. verkürzen.

Ich denke anhand der genannten Beispiele und Gedankenspiele lässt sich das Potential von 3D Druck gut abschätzen. Jetzt kommt darauf an, dass die Triebkraft die der 3D Druck entwickelt vom produzierenden Mittelstand schnell und mit guten Konzepten genutzt wird. Jeder Produzent ist aufgerufen, sich zu seinem Geschäftsmodell bezogen auf den 3D Druck Gedanken zu machen. Wenn es gelingt, das jetzige Geschäftsmodell zunächst an der einen oder anderen Stelle so zu wandeln das 3D Druck eine Rolle spielt und davon ausgehend immer weiter mit dem 3D Druck zu planen, dann nutzen die mittelständischen Unternehmer ihre Innovationskraft aus und werden in der Lage sein viele Trends zu setzen.

 

Als Vertriebsspezialist, Social Media Kenner und Experte des digitalen Wandels schreibt Dennis Arntjen jede Woche Beiträge rund um die Digitalisierung des Mittelstands. Gemeinsam mit Eva Ihnenfeldt leitet Dennis Arntjen das Unternehmernetzwerk KMU Digital. Dort ist er verantwortlich für die Mitgliederbetreuung, den Vertrieb sowie verschiedene Themen rund um die Organisation von Veranstaltungen.

www.kmu-digital.net

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