re:publica 2016 #rpTEN (Teil 1 von 3)

Die re:publica hat in diesem Jahr in Ihrer 10 Auflage stattgefunden. Ursprünglich einmal als Bloggerkonferenz gestartet, trifft sich dort heute alles was irgendwie mit der Netzszene und digitalen Themen zu tun hat. Ich hatte den Besuch auf der re:publica bereits in den letzten Jahren immer wieder ins Auge gefasst, konnte diesen aber erst in diesem Jahr realisieren.

Plan und Wirklichkeit

Als ich mein Ticket für die diesjährige re:publica gekauft habe, standen noch lange nicht alle Sessions fest. Deshalb war mir zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich bewusst, was da auf mich zukommt und wie viele Möglichkeiten sich mir bieten würden.

Eine Woche vor dem Start am 02.05.2016 habe ich mich eingehenden mit den verschiedenen Themen beschäftigt. Dabei musste ich feststellen, dass ich mit den 524 angebotenen Sessions sowie den zusätzlich an den Messeständen einiger Sponsoren und an den Abenden stattfindenden Veranstaltungen leicht überfordert bin. Aus diesem Grund habe ich mir im Vorfeld einen detaillierten Plan gemacht, an den ich mich halten wollte.

Leider hatte diese Plan eine äußerst entscheidende Schwäche: Das Themenangebot war dermaßen vielfältig, dass es mir sehr schwer gefallen ist Entscheidungen zu fällen. Also sah der Plan an sehr vielen Stellen parallele Besuche von zwei oder mehr Sessions vor. Die Planung war also direkt dazu verdammt zu scheitern. 😉

Ich liste im Folgenden einfach mal aus, was ich an den jeweiligen Tagen geplant habe und was ich dann tatsächlich umsetzen konnte.

Tag 1 – 02.05.2016

Was habe ich mir vorgenommen?

  • Die 5G Stadt – Eine Diskussionsrunde mit verschiedenen Teilnehmern, die sich mit der Schaffung eines Gigabit Netzes auf Basis des 5G Standards beschäftigte. Daran haben ich teilgenommen.
  • Tipps für das #rpTEN Networking – Der Titel sagt alles. Ich bin nicht dabei gewesen.
  • #Schichtwechsel: Hilfe die Roboter kommen – Bedrohung, Invasion oder Chance? Da bin ich dabei gewesen.
  • Reset #Digitalebildung! Warum unsere Ansprüche komplett falsch sind. Sehr ärgerlich, denn da war ich nicht dabei!
  • Things to remember – Erinnerungsdinge an der Schwelle zum Digitalen. Da bin ich nicht dabei gewesen.
  • Deutschland 16: TV going Global. Da bin ich nicht dabei gewesen.
  • Digital Storytelling – Trends, Tools, Topics. Da bin ich nicht dabei gewesen.
  • Ist die Netzneutralität in Europe noch zu retten? Da bin ich nicht dabei gewesen.
  • Mobility reloaded – Inspiring Innovation with #DBLabs. Das habe ich mitgemacht.
  • Digital Transformation or Digital Destruction? It’s not only about technology, stupid! Da war ich nicht dabei.
  • Power Play: Wie sich Games und Politik gegenseitig verändern. Da war ich nicht dabei.
  • 1684 statt 1984: Des Königs NSA. Da war ich nicht dabei.

Was habe ich geplant, zusätzlich und stattdessen mitgenommen?

02.05.2016 11:00 Uhr – Greenpeace Pressekonferenz zum TTIP Leak

Die Teilnahme an dieser Pressekonferenz konnte ich nicht planen. Einfach deshalb, weil die Mitteilung über die TTIP Leaks erst am Montag bekannt gemacht wurde und die Pressekonferenz – zumindest für den normalen #rpTEN Teilnehmer – sehr kurzfristig angekündigt wurde.

Sobald ich davon erfahren hatte, dass auf der re:publica die Tatsache das dieser Leak stattgefunden hat in Form eines Interviews und einer Fragerunde bekannt gegeben wird, war mir klar das ich meine anderen Pläne verschieben muss. TTIP regt mich persönlich seit langer Zeit erheblich auf. Dabei spielt der eigentliche Inhalt nur eine zweitrangige Rolle. Mir geht es in erster Linie darum, dass Verhandlungen die mit solch hoher Erwartungshaltung geführt werden, einfach nicht vor den betroffenen Menschen (unter anderem uns allen) geheim gehalten werden dürfen. Wer so weitreichend verhandelt, wie es die Verhandlungspartner propagieren und wie die Kleinigkeiten die schon in der Vergangenheit bekannt wurden nahelegen, hat die Pflicht die Bevölkerung und vor allem die gewählten Volksvertreter voll umfassend zu informieren und absolute Transparenz herzustellen.

Die Pressekonferenz an sich war keine besondere Vorstellung. Es wurde kurz darüber berichtet, was die geleakten Dokumente ungefähr beinhalten, welche Rückschlüsse Experten von Greenpeace daraus ziehen und wie es nach Meinung der Greenpeace Vertreter nun weitergeht. Alle Anwesenden konnten Fragen stellen und erste – in den letzten Tagen sehr viel detaillierter ausgeführte – Informationen wurden genannt.

Ich finde, es ist ein sehr cooles Zeichen, dass die Pressekonferenz zum Leak auf der #rpTEN stattgefunden hat. Hier steht man wohl für die notwendige Transparenz und besitzt den Mut eine große Bühne zu bieten, auch wenn mit großem Getöse zu rechnen ist.

02.05.2016 12:15 Uhr – Die 5G Stadt

Direkt im Anschluss an die Pressekonferenz fand im selben Saal die Diskussionsrunde zum 5G Netz statt. Schnelles Internet ist ein Schlüssel zum Gelingen des digitalen Wandels. Darin sind sich alle Experten einig. Wie der Weg dahin aussehen kann, ob es sinnvoll ist zunächst weiter auf Kupfertechnologie zu setzen, ob funkbasierte Netze alleine die Lösung sind und wie die aktuellen Probleme in den Griff zu bekommen sind, darin sind sich Experten allerdings keineswegs einig.

Die verschiedenen Ansätze und Lösungsmöglichkeiten sowie einen realistischen Zeithorizont diskutierten Experten auf der Bühne unter anderem auch mit den Zuschauern im Saal. Leider kann ich zu dem Panel kein Video finden, so dass ihr nicht sehen könnt zu welchen Ergebnissen die anwesenden Experten gekommen sind und welche Einschätzungen überwiegen.

Klar ist, alle wollen schnelles Internet. Funknetze brauchen eine gute Anbindung der verschiedenen Antennen über Glasfaser. Die Entscheidung des Bundeskartellamtes der Telekom ein Monopol auf das Vectoring Verfahren mittels Kupferleitung zu verschaffen, wird zu immensen Verzögerungen beim Ausbau der Glasfaser Netze führen und uns allen somit großen Schaden zufügen. Sowie die Zusammenfassung.

02.05.2016 13:30 Uhr – #Schichtwechsel: Hilfe die Roboter kommen – Bedrohung, Invasion oder Chance?

Auch diese Diskussion fand im Saal 3 der re:publica 2016 statt. Diskussionsteilnehmer waren Sabine Bendiek (Vorsitzende der GF Microsoft Deutschland) sowie Stefan Heumann, (Mitglied der Geschäftsführung, Stiftung Neue Verantwortung). Moderiert wurde die Diskussion von Juliane Leopold.

Die Frage ob Roboter und selbstlernende Systeme eine Bedrohung darstellen und ob wir uns durch das Vorantreiben von technologischen Standards sozusagen selber abschaffen, stellt sich an verschiedenen Stellen immer wieder. Mich persönlich interessiert dabei ganz besonders die große Bandbreite der Meinungen und warum die verschiedenen Akteure welche Argumente auf den Tisch legen. Das die Diskussion an vielen Stellen sehr stark Interessengetrieben ist, wird jedem klar sein. Wir die Interessenslage der beiden Diskussionsteilnehmer ist, wurde einem – zumindest bei Frau Bendieks – im Verlauf der Diskussion sehr deutlich vor Augen geführt.

Alles in allem fand nicht wirklich eine differenzierte Diskussion statt. Die beiden Teilnehmer waren sich recht einig darin, dass Robotik und selbstlernende Software nicht „böse“ sind sondern eine Chance darstellen, die wir unbedingt nutzen sollten. Warum dies so ist, wurde nicht immer deutlich, was zu dem Eindruck geführt hat, dass hier sehr stark auf Basis wirtschaftlicher Interessenslagen argumentiert wurde. Natürlich entwickelt Microsoft an verschiedenen Stellen Systeme die selbst lernen und Aufgaben automatisch ausführen. Das diese Systeme letztendlich an den Mann und an die Frau gebracht werden müssen, ist klar.

Ich hätte mir eine differenziertere Diskussion gewünscht. Wenn wir diese Diskussion nämlich schon unter Experten nicht führen können, wird es uns nicht gelingen bestehende Ängste abzubauen und Befürchtungen ernst zu nehmen. Die Entscheidung für den Einsatz von immer mehr künstlicher Intelligenz und den Einsatz von Robotern ist schon lange gefallen. Da es sich hierbei nicht um eine Entscheidung für eine Technologie handelt, sondern um eine Entscheidung für eine grundlegende Veränderung unserer Gesellschaft, müssen wir dieses Thema viel stärker öffentlich diskutieren. Diese Chance haben die beiden Experten leider nicht wahrgenommen.

Auch zu diesem Panel konnte ich bisher kein Video finden. Ich begebe mich später noch einmal auf die Suche und liefere das Video dann ggf. noch nach.

02.05.2016 14:45 – Pitch it Baby. Virtual Reality, Hologramme, Drohnen und mehr. Medien-StartUps stellen sich vor.

Pitches finde ich immer gut und sie sind in diesem Fall ein guter Pausenfüller gewesen. Ich habe allerdings nur drei Startups „mitgenommen“. Besonders interessant war dabei die Vorstellung von „tvib“. Die Macher haben eine Technologie entwickelt mit der Werbetreibende sehr viel besser und vor allem in Echtzeit den Erfolg von Werbekampagnen im Fernsehen messen können. Dadurch wird nach Aussage der Macher, eine sinnvolle Verknüpfung von TV Werbung und Online möglich. Die bestehende Kundschaft zeigt, dass es sich hierbei um eine sehr interessante Technologie handelt die in jedem Fall Zukunft hat.

Mehr habe ich von den Pitches nicht mitgenommen, denn es war einfach mal Zeit für eine kleine Pause. 🙂

Kleine Pause – Essen auf der re:publica #rpTEN

Wer mich kennt, der weiß das ich sehr gerne gut schmeckende Dinge Esse. Solche Dinge zu finden war in Berlin gar nicht schwer. Also Daumen hoch für die vielen Gelegenheiten gutes Essen zu finden! 🙂

02.05.2016 16:00 Uhr – Mobility Reloaded. Inspiring Innovation with #DBLabs

Das die Deutsche Bahn mittlerweile sehr fortschrittlich mit Innovationen umgeht und Open Data zu einem zentralen Thema ernannt hat, weiß ich auch erst seit dem Agile.ruhr Camp vom vorletzten Wochenende. Deshalb war ich besonders gespannt auf die Session der Deutschen Bahn bzw. der drei Teams innerhalb der Deutschen Bahn, die sich mit dem Thema Innovation auseinander setzen.

Ich bin wirklich positiv überrascht, welche guten Ideen sich mit #DBLabs etabliert haben und wie sowohl intern nach Innovationen gesucht wird als auch Impulse von Außen aufgegriffen werden.

Sehr euch einfach das Video zu dieser Session an. Darin ist viel spannendes enthalten. Das kann übrigens durchaus auch eine Anregung für mittelständische Unternehmern sein. Wenn in kleineren Betrieben die Aktivitäten etwas kleiner ausfallen ist das ja nicht weiter schlimm. Hauptsache die Suche nach Innovationen geht über das übliche betriebliche Vorschlagswesen hinaus und wird auch wirklich ernsthaft betrieben. Ideen dazu liefert das Video. Oder gerne auch ein Anruf bei mir. 😉 (0151/27536121)

https://youtu.be/Kg3txFpqTZM

02.05.2016 18:30 Uhr – Wider die Herrschaft der Algorithmen! Wie bekommen wir die Kontrolle zurück?

Eigentlich hat mich der Titel dieser Session so gar nicht angesprochen. Ich mag den kritischen Umgang mit der aktuellen Entwicklung durchaus. Wenn aber der Titel eine Veranstaltung schon das erwartete Ergebnis der Diskussion widerspiegelt (in diesem Fall: Algorithmen sind doof. Wir müssen dagegen kämpfen!), dann bin ich immer etwas abgeschreckt.

In diesem Fall habe ich mich aber trotzdem dran gewagt. Denn die These zur Diskussionsrunde versprach einen interessanten Austausch:“Unser Denken ist gehackt. Suchmaschinen, Social Media und Big Data-Nudging: Algorithmen haben die Kontrolle über unseren Alltag übernommen.“

Leider begann die Diskussion mit einem viel zu lang geratenen Impulsvortrag von Prof. Dr. Gerd Gigerenzer. Sicherlich macht ein Impuls im Vorfeld einer doch recht komplizierten Diskussion Sinn. Dieser sollte aber prägnanter und besser strukturiert daher kommen, wenn er nicht direkt zu einem gelangweilten Publikum führen soll.

Die sich an den Impulsvortrag anschließende Diskussion war stellenweise sehr interessant und einige Aspekte der Diskussion haben mich zum nachdenken angeregt.

Besonders die Tatsache, dass Experten davon ausgehen, dass bestimmte Ergebnisse in Suchmaschinen durch Algorithmen so beeinflusst werden, dass zum Beispiel die Meinungsbildung im Vorfeld einer Wahl entscheidend geprägt wird, ist beängstigend und sollte einfach jedem klar sein.

Ich habe das beim gucken der aktuellen Staffel „House of Cards“ noch fasziniert beobachtet und natürlich über die verschiedenen Möglichkeiten nachgedacht. Wenn man sich aber einmal vorstellt, was das im täglichen Leben mit uns machen kann, dann müssen wir da auf breiter Basis drüber diskutieren. Klar ist jedenfalls: Der eigene Medienmix und auch die Nutzung von Suchmaschinen wird immer wichtiger, wenn wir daran interessiert sind uns eine eigene Meinung zu bilden die möglichst wenig gesteuert wird.

Auch zu dieser Diskussion gibt es ein Video, dass ihr euch ansehen solltet. Stellen weise ist es zwar etwas langatmig, aber in Summe lohnt es sich die Zeit zu investieren.

Fazit zum ersten Tag

Ich muss sagen, dass mich die gesamt Atmosphäre auf der re:publica von der ersten Minute an total gepackt hat. So viele Menschen, die alle neugierig und mit offenen Augen durch die Welt (und über die #rpTEN) laufen, sieht man selten an einem Ort versammelt.

Der erste Tag war für mich super anstrengend. Zwischen den Sessions konnte ich viele Menschen treffen und interessante Unterhaltungen führen. So richtig verarbeiten konnte ich das ganze eigentlich erst am Abend und den darauf folgenden Tagen. Tag 1 war also vielleicht ein wenig zu voll gepackt, aber super interessant und echt eine Bereicherung.

Als Vertriebsspezialist, Social Media Kenner und Experte des digitalen Wandels schreibt Dennis Arntjen jede Woche Beiträge rund um die Digitalisierung des Mittelstands. Gemeinsam mit Eva Ihnenfeldt leitet Dennis Arntjen das Unternehmernetzwerk KMU Digital. Dort ist er verantwortlich für die Mitgliederbetreuung, den Vertrieb sowie verschiedene Themen rund um die Organisation von Veranstaltungen.

www.kmu-digital.net

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