Brauchen Einzelhändler Apps?

tree-240471_1280-300x212-300x212In diesem Artikel beschäftige ich mich mit dem Thema Apps im Einzelhandel. Ganz konkret mit dem Nutzen von Apps für den lokalen Einzelhandel. Ein Schwerpunkt bei der Betrachtung liegt dabei auf inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften. Was bringen also mobile Lösungen dem Einzelhandel? Welche Lösungen sind denkbar und macht es wirklich Sinn eine eigene App einzusetzen und für sich zu nutzen? Was haben die Kunden von einer App? Oder ist deren Nutzen gar nicht so wichtig? Viele Fragen, die ich gerne beantworten möchte.

Inhalt

  1. Zahlen, Daten, Fakten: Bringen Apps mehr Umsatz, höhere Kundenbindung und generell ein leichteres Einzelhandelsleben?
  2. Muss jeder Händler seine eigene App haben oder machen Kooperationen Sinn?
  3. Sind Apps also die Heilsbringer für den lokalen Handel?

Zahlen, Daten, Fakten: Bringen Apps im Einzelhandel mehr Umsatz, höhere Kundenbindung und generell ein leichteres Einzelhandelsleben?

Glaubt man den Zahl, so kann ich zumindest die beiden ersten Fragen (die nach mehr Umsatz und höherer Kundenbindung) mit einem klaren JA beantworten. Frage Nummer drei lasse ich einfach mal im Raum stehen 😉 …

Studien zu Potentialen und der aktuellen Lage von Apps im Einzelhandel

Wie so vieles was den digitalen Wandel im Einzelhandel betrifft, steht auch dieses Thema schon recht lange im Fokus diverser Untersuchungen. Im Grunde genommen weisen alle in eine und dieselbe Richtung: Apps sind wichtig, helfen dabei den Umsatz zu halten oder zu steigern, haben das Potential On- und Offline Handel sinnvoll zu verknüpfen und werden von vielen Kunden gewünscht.

Ein Studie, ich habe diese bereits in meinem Beitrag zum WLAN im Einzelhandel erwähnt, besagt sogar, dass in Deutschland der Einzelhandelsumsatz um bis zu 7 Milliarden Euro höher sein könnte, wenn Einzelhändler mehr auf Dinge wie WLAN und Apps setzen würden. Andere Studien belegen die aktuell sehr schwache Verbreitung von Apps im lokalen Handel. So zitiert zum Beispiel mobile-zeitgeist.de aus einer Studie die belegt, dass so gut wie keiner der Top25 Einzelhändler aus Deutschland Apps in nennenswerter Art und Weise nutzt. Einzelhandelskonzerne aus dem Ausland sind hier wesentlich weiter und nutzen viele der gegebenen Möglichkeiten.

Diese Zahlen erschrecken um so mehr, wenn man weiß das 84% der Konsumenten ihr Smartphone beim shoppen nutzen. Dabei haben allerdings die allerwenigsten spezielle Händler-Apps auf ihren Smartphones installiert. 60% der Befragten haben weniger als zwei, 21% sogar gar keine Händlerapp installiert. Diese Zahlen geben einen wichtigen Hinweis, auf die richtige strategische Entscheidung für eine bestimmte Art von Apps. Dazu komme ich im nächsten Kapitel aber noch im Detail.

Alle hier genannten Zahlen wurden in Studien erhoben, die sich lediglich auf Smartphone Nutzer bezogen haben. Können Sie sich vorstellen, was passiert wenn Smartwatches und andere Wearables erst einmal eine stärkere Durchdringung erreicht haben? Meiner persönlichen Meinung nach, wird dieser Schritt endgültig dazu führen das Apps bzw. mobile generell im lokalen Einzelhandel eine enorme Rolle spielen. Und auch dazu, dass diejenigen die diesen Trend nicht sinnvoll umsetzen letztendlich vom Markt verschwinden.

Warum so schwarz sehen?

Ganz einfach. Weil die Nutzung mobiler Lösungen für den lokalen Einzelhandel einer der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft sein wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass Apps im Einzelhandel von vielen Kunden gewünscht werden. Diese müssen auf eine sinnvolle Art ein- und umgesetzt werden und es sollte keinen Trend hin zu vielen kleinen einzelnen Apps geben. Der richtige Weg, mobile Angebote zu machen sieht anders aus als sich das viele Einzelhändler heute denken mögen. Er ist aber dadurch auch günstiger umzusetzen!

iphone-676767_1280-300x201Muss jeder Händler seine eigene App haben oder machen Kooperationen Sinn?

Damit kommen wir direkt zu meiner Kernthese. Und ich sage es gleich vorweg: Eine App ist für mich nur ein einzelner Baustein in der Strategie den digitalen Wandel des Einzelhandels erfolgreich zu bestreiten. Dieser Baustein sollte ernst genommen werden, aber trotzdem nicht alle Energie verschlingen!

Diese Aussage sowie die oben zitierten Zahlen zum Nutzungsverhalten von Händlerapps, lassen nur einen Schluss zu: Kein lokaler Einzelhändler braucht eine eigene App! Apps im Einzelhandel machen tatsächlich wesentlich mehr Sinn, wenn sie Sammelangebote beinhalten. Eine App sollte kooperativ gestaltet und betrieben werden. Alle Einzelhändler einer Stadt, eines Stadtteils oder einer Einkaufsstraße sollten sich zusammen tun und überlegen, wie ein sinnvolles Angebot aussehen sollte.

Was sind sinnvolle Kooperationsmöglichkeiten?

Diese Frage lässt sich so pauschal nicht beantworten. Für wirklich handfeste Aussagen muss jeweils eine Betrachtung des Einzelfalls vorgenommen werden. Beispiele können aber sicherlich helfen, erste Anhaltspunkte zu liefern.

Stellen Sie sich einfach einmal die Brückstraße in Dortmund vor. Hier gibt es einige Geschäfte, ein bisschen Gastronomie und das Konzerthaus. Eine gute Mischung, die mir persönlich immer wieder Spaß bereitet (zugegeben: Das Konzerthaus interessiert mich nicht so sehr). Auf der Straße fehlt allerdings das, was in ganz Dortmund fehlt: Ein frei verfügbares und öffentlich zugängliches WLAN. Aber daran kann man ja arbeiten ;-).

Um zu meinem Beispiel zu kommen: Die Händler und Gastronomen der Brückstraße könnten sich zusammen tun und darüber entscheiden wie eine App für die gesamte Brückstraße aussehen könnte. Dabei sollten zunächst die gemeinsamen Ziele besprochen und festgelegt werden. Sagen wir einmal, diese Ziele sind in diesem Fall folgende:

  • Attraktivität des Angebotes auf der Brückstraße hervorheben
  • Individuelle Präsentation der verschiedenen Einzelhändler und Gastronomischen Einrichtungen
  • Die Kundenbindung soll durch sinnvolle Instrumente erhöht werden

Die Attraktivität des Angebotes auf der Brückstraße versuchen verschiedene Händler und auch die Marketinggemeinschaft bereits durch Webseiten, Blogs und Social Media hervorzuheben. Ergänzend dazu könnte eine App einen weiteren Kanal zur Bündelung dieser Aktivitäten darstellen. In diesem Fall geht es nicht so sehr darum, eigene Inhalte nur für die App zu produzieren. Vielmehr könnte bereits vorhandener Content genutzt werden um ihn über die App weiter zu verbreiten.

Die verschiedenen Einzelhändler und Gastronomen möchten sich natürlich auch individuell präsentieren können. Dazu stimmen die Beteiligten den Rahmen ab. Dieser kann dann in einem Menüpunkt der App abgebildet werden. Alle Beteiligten erhalten die Möglichkeit sich mit einem Bild und einem kurzen Text vorzustellen. Außerdem wird auf das jeweilige Webangebot, den Blog oder Profile in sozialen Medien verlinkt.

Kundenbindung ist ein wichtiges Stichwort. Hierbei kann der Einsatz von Apps im Einzelhandel richtig gut helfen. Denn über den sinnvollen Einsatz einer (gemeinsamen) App auf einer Einkaufsstraße, lassen sich tolle Maßnahmen in Form von Gutscheinaktionen, etc. umsetzen. Denkbar wäre zum Beispiel eine Osterei Suchaktion zu Ostern (ach!). Jedes versteckte Ei verfügt über einen Barcode, der mit der App gescannt werden muss. Wer eine bestimmte Anzahl Eier gefunden hat, erhält einen Preis in Form eines Einkaufsgutscheins oder etwas ähnliches.

Sie sehen anhand dieser drei Punkte sicherlich noch weiteres Potential für Apps im Einzelhandel. Ich persönlich habe noch mindestens 1.000 weitere Ideen!

yes-238372_640-300x212Es muss also wirklich keine eigene App sein?

Nein!

Wie bereits gesagt: Zahlen belegen, dass Nutzer von Smartphones nur sehr wenige Händlerapps installieren. Diese bieten einfach einen viel zu geringen Mehrwert für den Nutzer. Eine App die gemeinsam von vielen Händlern aufgesetzt wird, hat das Potential eine breitere Nutzerschicht zu erreichen!

Außerdem kommt noch hinzu, dass eine App Verwaltungsaufwand bedeutet. Wenn jeder individuell diesen Aufwand betreibt, ist niemandem geholfen. Sinnvolle Kooperationen machen hier absolut Sinn!

Ein dritter Grund der eindeutig gegen ein komplett eigene App spricht, sind die Kosten. Es gibt tolle Modelle mit denen Einzelhändler eine App umsetzen können. Diese kosten aber, wenn sie sinnvolle Einsatzmöglichkeiten bieten sollen, immer recht viel Geld. Dabei ist es egal ob es sich um reine Kaufangebote handelt oder um Angebote die auf einer monatlichen Nutzungsgebühr basieren.

Apps im Einzelhandel machen also aus vielen verschiedenen Gründen nur in Kooperation Sinn. Es ist mir wichtig, dass Sie dies nach lesen dieses Beitrages verinnerlicht haben 😉 …

Sind Apps also die Heilsbringer für den lokalen Einzelhandel?

Na ja. Das ist wie mit allen Dingen die man so tut. Tut man sie gut, dann bringen sie einen ein Stück weiter. Setzt man sie falsch um, bringen sie nur sehr wenig. DEN Heilsbringer gibt es für den lokalen Einzelhandel nicht!

Der digitale Wandel ist eine Herausforderung der man als Einzelhändler nicht mit einem einzigen Mittel begegnen sollte. Eine App kann aber ein wichtiger Baustein sein, der Ihnen dabei hilft gemeinsam mit Ihren Kunden den einzig richtigen Schritt in Richtung sinnvoller Digitalisierung Ihres Geschäfts zu gehen!

Also. Apps im Einzelhandel machen Sinn. Definitiv. Sie sind aber nicht das Allheilmittel!

Wenn Sie Fragen zu diesem Artikel und zu anderen Themen des digitalen Wandels im Einzelhandel haben, wenden Sie sich gerne telefonisch (0151/27536121) oder per eMail ([email protected]) an mich.

Als Vertriebsspezialist, Social Media Kenner und Experte des digitalen Wandels schreibt Dennis Arntjen jede Woche Beiträge rund um die Digitalisierung des Mittelstands. Gemeinsam mit Eva Ihnenfeldt leitet Dennis Arntjen das Unternehmernetzwerk KMU Digital. Dort ist er verantwortlich für die Mitgliederbetreuung, den Vertrieb sowie verschiedene Themen rund um die Organisation von Veranstaltungen.

www.kmu-digital.net

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