Brigitte Jülich: Fünfzig rote Rosen …

Fünfzig rote Rosen … Von Erwartungs-Erwartungen und Enttäuschungen. Ich schlage die Augen auf, und schon fällt es mir ein: Geburtstag, Frühstück, rote Rosen. Und diesmal fünfzig Stück, das auch noch! Mit Zukunftsblick in meinem geistigen Auge sehe ich die Rosen übermorgen: zwölf Baumelköpfe, neun, die von Rot in ein trockenes Schwarz übergehen, und duften tun sie auch nicht. Nicht, dass ich Rosen nicht mag, im Gegenteil. Bloß nicht in diesen Dimensionen.

Im Badezimmer wappne ich mich, meinem Liebsten beglückt die Fuhre abzunehmen. „Nein, fünfzig Stück, wie wunderschön.“ Ich kann ihn einfach nicht enttäuschen. Dazu macht er sich viel zu viel Mühe und greift dazu noch tief ins Portemonnaie.

Doch diesmal ist alles anders. Neben meinem Super-Geburtstags-Verwöhnfrühstück erwartet mich ein aufgebrachter Liebster: „Die haben die Rosen einfach vergessen! Als Ersatz haben sie mir diesen doofen Gutschein gegeben. Das kann ich Dir doch nicht anbieten. Und dann noch zum Fünfzigsten! Jetzt bist Du enttäuscht.“

Ich finde alles perfekt, und das sage ich ihm auch endlich. Rote Rosen wollte ich noch nie – hat er nur angenommen, weil er denkt, Frauen lieben das. Für meinen üppigen Gutschein hole ich mir jetzt drei Monate lang jede Woche einen kleinen Strauß. Tulpen, Osterglocken, Ranunkeln und rosa Rosen.

Nachdem er sich von der Wahrheit erholt hat, holt der Liebste Luft und sagt zu meiner Verblüffung: „Wo wir schon mal dabei sind, ich hasse diese glatte Satinbettwäsche. Ich hätte viel lieber was Molliges.“ Und ich dachte immer, unser Schlafzimmer soll edel aussehen …

Die Moral von der Geschicht? Wir erwarten, dass andere von uns erwarten: dass wir zu ihrer „Bespielung“ da sind, dass wir ihnen helfen, dass wir Probleme für sie lösen, dass wir ihnen ihren Frust abnehmen … Und dann haben wir den selber am Hals.

Dabei erwarten wir oft aneinander vorbei. Vielleicht möchte die Freundin einfach nur ihre Gedanken sortieren, während sie sich ausheult, und wir zerbrechen uns den Kopf über Problemlösungen. Besser wäre zu fragen: „Und was erwartest Du jetzt von mir? Soll ich was tun?“ Und hüten wir uns davor, unsere eigene Erwartung von der Erwartung anderer als bare Münze zu nehmen! Die Enttäuschung ist vorprogrammiert. Wenn ich denke, der Liebste erwartet von mir Satinbettwäsche, dann kann ich mich eben gewaltig irren. Sogar jahrelang. Aber dann kann die Enttäuschung auch heilsam sein.

Wie gehen Sie im Allgemeinen mit Ihren Erwartungen um? Erfährt es Ihre Umgebung? Viel Spaß beim Nachspüren wünscht Ihnen

Ihre Brigitte Jülich
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Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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7 thoughts on “Brigitte Jülich: Fünfzig rote Rosen …

  • Reply Claudia Engelberts 17. August 2010 at 10:57

    Liebe Brigitte, das kanne ich nur zu gut…ich will meine Geburtstagsrosen morgens am liebevoll gedeckten Geburtstagstisch vorfinden und nicht erst später nachgereicht bekommen, ich will überrascht werden und nicht immer schon vorher wissen, was ich geschenkt bekomme, ich will, dass man mir einen schönen Tag schenkt. Ich habe aber auch lernen müssen, dass mir das keiner an der Nase ansieht, (obwohl ich das toll fände…)und das ich wohl sagen muss, was ich mir wünsche. Mein Ex-Lebensgefährte dagegen fand es garnicht so toll, dass morgens un halb fünf sein Geschenk schön verpackt auf dem Tisch lag, damit er es dort gleich vorfände, wenn er aufsteht. Er ließ es stets so liegen, und ich war enttäuscht, dass er es nicht sofort ausgepackt hat. Ihm ist wichtig, dass er es persönlich überreicht bekommt. Auf alle Fälle ist klar: ohne Reden gehts wohl schief.
    Die emails an Fraunde mit der Bitte um Rückmeldung über die Ziele, die ich mir setzen sollte, sind verschickt, die erste Rückmeldung kam umgehend: 10 kg abnehmen. Na ja, ich hatte ja um Ehrlichkeit gebeten…;-)

  • Reply Kerstin Eickworth 17. August 2010 at 14:18

    Hallo Brigitte,
    ja, da ist viel Wahres dran.Ich habe es iun den letzten M;onaten erlebt, was passiert, wenn nur der 4. und 5. Satz gesprochen wirdf und nicht bereits der erste. Viel kann dann falsch aufgefasst werden. Kommunikation – gerade zwischen Mann und Frau – ist eine empfindliche Pflanze, die immer wieder gehegt und gepflegt werden will. Und dies, obwohl ich jetzt wirklich einen Schatz an meiner Seite habe. Das mit den 50 Rosen kann mir nicht mehr passieren und sit es damals auch nicht und 60 werden dann wohl zuviel.
    Dir alles Liebe und Gute, Kerstin Eickworth

  • Reply Brigitte Jülich 17. August 2010 at 22:44

    Liebe Claudia,
    vielen Dank für deine ehrliche Rückmeldung. Du bist eine wirklich treue Leserin. Ich freue mich immer wieder über dein Feedback.
    Beste Grüße sendet dir Brigitte

  • Reply Brigitte Jülich 17. August 2010 at 22:51

    Liebe Kerstin,

    vielen Dank für deine Rückmeldung. Und du erwähnst aus deinem Erfahrungschatz heraus, dass Kommunikation sehr, sehr wichtig ist. Wie heißt es so schön: “ mach` den Mund auf“! Man meint ja immer, Psychotherapeuten können tief in einen Menschen hinein sehen. Dieses Vorurteil stimmt auch nicht. Also privat wie beruflich müssen wir – leider – gesagt bekommen, was der andere meint und möchte. Es lohnt sich!!

    Eine erfolgreiche Woche wünscht Brigitte
    * Ich wünsche dir von Herzen sechzig Rosen.Kein Strauß kann zu üppig sein.

  • Reply Eva Ihnenfeldt 17. August 2010 at 23:21

    Früher war ich an Geburtstagen immer enttäuscht – älter zu werden, fand ich wohl nicht so toll. Aber seit einigen Jahren weiß ich jeden Geburtstag als Geschenk zu schätzen – meine Zeit wird immer kostbarer und jede Minute ist ein nicht wiederholbarer einmaliger Moment. Zumindest habe ich begriffen, dass meine Enttäuschungen weniger davon abhängig sind, was ich erwarte sondern davon, was ich mir im Tiefstinnersten gewünscht habe – wo meine Sehnsucht steckt, mein Glaube und meine Träume. Wenn da jemand mit der Nadel den Luftballon zerstört, ist das immer noch so schmerzhaft wie als Kind – nur jetzt geht es gottseigedankt auch superschnell wieder vorbei 😉

  • Reply Brigitte Jülich 19. August 2010 at 07:55

    Liebe Eva,

    vielen Dank für die Öffnung von innen. Ich meine, dass jede Frau * weil gerade auf den Artikel nur FRauen geantwortet haben* ihre Einstellung zum Geburtstag finden sollte. Deine Entscheidung ist die positive und dankbare Wendung, die Zeit als kostbar zu erleben. Lebe und liebe dein Leben und dein Alter und mach`das Beste daraus. Ich gratuliere dir und danke für deinen Kommentar. Beste Grüße Brigitte

  • Reply Angelika Deutschmann-De Luca 24. August 2010 at 08:41

    Eigentlich interessierte mich der Beitrag mit den 50 roten Rosen nicht, habe aber draufgeklickt, als ich das letzte Posting von Eva las. Mir fiel dabei eine ganz alte Geschichte ein. Ich bekam zu meinem 25. Geburtstag von meinem damaligen Freund gleich zwei Blumensträuße: einen selbst geflückten Wildblumenstrauß (meine absoluten Lieblingsblumen) und einen Strauß mit roten Rosen. Er meinte, dass Wildblumen als Liebesbeweis wohl nicht ausreichen. Welcher Irrtum….

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