Test für Entscheider und Unternehmer: Haben Sie „digitale Kompetenz“?

Glaskugel

Erschreckend zu lesen, dass Studienergebnissen nach nur sehr wenige Unternehmer und Führungskräfte digitale Kompetenz besitzen – je älter, je hoffnungsloser. Entscheider über 30 Jahre denken nur zu acht Prozent, der digitale Wandel hätte erheblichen Einfluss auf das Unternehmen – bei den über 50-Jährigen glaubt sogar so gut wie niemand an einen „sehr starken“ Einfluss der digitalen Transformation auf ihr Business. Es könnte sein, dass tatsächlich die vielen StartUps, die gerade überall entstehen, die „alten“ Etablierten in kürzester Zeit vom Markt fegen. Gerade bei unternehmensnahen Dienstleistungen, bei kreativen Berufen, im Einzelhandel, bei Freiberuflern und in der Gastronomie könnte das passieren. Im Folgenden ein kleiner Test für Sie: Haben Sie eigentliche „Digitale Kompetenz“? Und was ist das überhaupt? Ganz sicher mehr als Facebook, oder???

Test zur digitalen Kompetenz für Entscheider und Selbstständige

Anleitung: Legen Sie sich einen Block und Stift zurecht und beantworten Sie die folgenden Fragen in
Stichworten. Sie können natürlich alternativ auch Fragen und Antworten in Ihr Diktiergerät sprechen. Und vielleicht können Sie sogar die Sprachergebnisse automatisch vom Smartphone in Print

Glaskugel übertragen lassen? das wäre ja schon einmal ein ganzes Stück „Digitale Kompetenz“ 😉

In der nächsten Woche wird es einen weiteren Artikel geben, der sich antwortend mit den Veränderungen beschäftigt – und mit den konkreten Anforderungen an Selbstständige, Händler, Hersteller, Dienstleister und Freiberufler

Grundlagenwissen: Der digitale Wandel

  1. Wenn Sie kurz über die verschiedenen Bereiche nachdenken, die den digitalen Wandel betreffen, welche Stichworte fallen Ihnen dazu ein? Nennen Sie vier Bereiche in der Wirtschaft, in denen sich die digitale Transformation schon heute besonders auswirkt und begründen Sie Ihre Entscheidung. Um die Frage beantworten zu können, wählen Sie eines der folgenden Unternehmensformen aus:
    – Industrie/ produzierendes Unternehmen
    – Einzelhandel
    – Freiberufler (Arzt, Steuerberatung, Anwalt, Unternehmensberatung, Architekt…)
    – Gastronomie
    – Sonstige Dienstleitung
    – Handwerk
    – Selbstständige
    – Kreativberufe
  2. Was wissen Sie über die „Cloud“? Inwieweit verändert die Cloud die Wirtschaft? Ist Ihr Unternehmen davon in irgendeiner Weise betroffen? Wenn ja, dann wie? Welche Vorteile bietet Cloud-Computing konkret für Ihr Unternehmen? Welche Konsequenzen und Investitionen sind damit verbunden? Sehen Sie eine Möglichkeit, die Cloud zu ignorieren und trotzdem weiter erfolgreich ihr Unternehmen zu führen?
  3. Was sagt Ihnen der Begriff „Kollaboratives Arbeiten“? Gibt es Bereiche, in denen Sie Teile dieser internetbasierten Zusammenarbeit in Teams bereits leben? Damit sind nicht unbedingt nur eigene Mitarbeiter gemeint, gerade in den kreativen Berufen können Projekte mit Kunden oder Kooperationspartnern über elektronische Tools organisiert werden. Kennen Sie solche Tools? Was nutzen Sie bereits?
  4. Bekannt ist wohl allgemein, dass digitale Kompetenz immer wichtiger und selbstverständlicher wird in Marketing, Service und Vertrieb. Haben Sie schon Wege eingeleitet, um die Beziehung zu Ihren Kunden über digitale Prozesse zu optimieren? Wie kommunizieren Sie mit Kunden und Interessenten? Sagt Ihnen der Begriff „Social CRM“ etwas? Was denken Sie, könnte damit gemeint sein? Glauben Sie, die intelligente Auswertung von digitalen Kundendaten könnte für Ihr Business relevant sein? Wollen Sie sich da näher mit befassen – oder nutzen Sie vielleicht schon Software und Tools, um Ihre Kundenbeziehungen zu optimieren?
  5. Wie verändert der digitale Wandel Geschäftsmodelle? Ist auch Ihr Geschäftsmodell betroffen? Hat der digitale Wandel Einfluss auf Wettbewerb und den relevanten Markt? Was werden Sie tun, um neue Geschäftsideen und Produktentwicklungen passend zum digitalen Zeitalter zu entwickeln? Denken Sie, dass Sie hier aktiv tätig werden müssen oder warten Sie ab, was an Herausforderungen auf Sie zukommt und wollen erst dann reagieren? Spielt „Skalierbarkeit“ eine Rolle für Ihr Business? Was bedeutet das überhaupt – und was verstehen Sie unter „Reichweite“ und „viralem Marketing“?

Marketing: Der konkrete Umgang mit Agenturen und Experten

  1. Sie planen einen Relaunch für Ihre Website. Wie wählen Sie die passende Agentur aus? Mit welcher Vorbereitung gehen Sie ins Gespräch? Welche Anforderungen muss Ihrer Meinung nach eine zeitgerechte Website erfüllen? Wer bei Ihnen im Unternehmen ist zuständig für die Zusammenarbeit mit Internet-Agenturen? Nennen Sie fünf Kriterien, die Ihre Website erfüllen muss, um als verkaufsfördernde Plattform ausgerüstet zu sein. Wie häufig nehmen Sie einen Relaunch vor? Was schätzen Sie: Wie häufig müssen Unternehmen, Freiberufler, Dienstleister einen Relaunch ihrer Website vornehmen?
  2. Sie wollen den Verkauf Ihrer Produkte/ die Anzahl Ihrer Kunden und Mandanten mit Online-Marketing-Maßnahmen steigern. Welche Instrumente stehen Ihnen hierbei zur Verfügung? Wo sehen Sie die wichtigsten und erfolgreichsten Maßnahmen für Ihr Unternehmen? Reicht es, eine Agentur zu beauftragen, die Ihnen empfohlen wurde – oder müssen Sie selbst etwas dazu tun? Wenn ja, was genau müssen Sie tun – oder tun Sie bereits?
  3. Sie haben sich entschieden, Social Media für die Gewinnung und Bindung von Kunden zu nutzen. Wie gehen Sie vor? Sind Sie bereits in Social Media aktiv? Wenn ja, wie zufrieden sind Sie mit dem Verhältnis von Aufwand und Erfolg? Welche Ressourcen sind Sie bereit, für Social Media einzusetzen? Können Agenturen mit Social Media beauftragt werden – und wenn ja, zu welchem Preis? Was sind Erfolgskriterien für Unternehmen, um professionell und zielführend Social Media Marketing einzusetzen? Nennen Sie 5 Stichworte, die Sie mit erfolgreichem Social Media Marketing verbinden.

Big Data, Mobile Business und Geschäftsprozesse

  1. Was verstehen Sie unter „Big Data“? Inwieweit ist die Sammlung, Analyse und aktive Nutzung von Daten für Ihr Business relevant? Wissen Sie, wie Sie mit personenbezogenen Daten umgehen dürfen – und können? Was fällt Ihnen zu Datensammlung ein in Bezug auf Marktforschung, Marketing, Serviceleistungen und Vertrieb? Nennen Sie Stichworte, was alles heute über Kunden, Markt und Wettbewerber ausgewertet und gewinnbringend genutzt werden kann. Kennen Sie einige Preise und Konditionen, wie Sie ganz konkret in Ihrem Budgetrahmen Daten für Marketing, Vertrieb und Kundenbindung nutzen können?
  2. Alles spricht vom „Internet der Dinge“ – doch was versteht man darunter? Können Sie einige Produkte aufzählen, die zum „Internet der Dinge“ gerechnet werden? Was verstehen Sie unter „Wearables“? Was wissen Sie über „RFID“-Technik? Wird diese Entwicklung in irgendeiner Form auch Ihr Business beeinflussen? Wie schätzen Sie den Anstieg von Datenübertragungen ein, wenn Sie sich vorstellen, wie sich das Internet der Dinge in den nächsten Jahren entwickeln wird? Was versteht man eigentlich unter Industrie 4.0? Überlegen Sie, Ihre Geschäftsprozesse, Ihre Produktion, Ihre Logistik oder Ihre Qualitätssicherung über digitale Innovationen zu optimieren? Wie finden Sie für diese Bereiche die richtigen Dienstleister und/ oder Experten? Setzen Sie externe Berater im Unternehmen ein, um die Digitalisierung von Prozessen umzusetzen?
  3. Was versteht man unter „Mobile Business“? Kennen Sie konkrete Zahlen, wie viele Informationen heute bereits über mobile Endgeräte abgerufen werden? Wissen Sie, wie viele Transaktionen und wie viel Kommunikation über Smartphone und Tablet ablaufen? Nutzen Sie selbst für Ihr Unternehmen mobile Endgeräte – wenn ja, dann wie und wofür? Bieten Sie Ihren Interessenten, Kunden, Lieferanten und anderen Geschäftspartnern Tools und Software-Lösungen, um mobil miteinander in den Austausch zu kommen? Verkaufen Sie über mobile Lösungen? Falls Sie auf Messen ausstellen: Nutzen Sie Lösungen, um Besucher über Augmented Reality und mobile Angebote für sich zu gewinnen?

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich bei all diesen Fragen wohl und sicher fühlen – und keinen Grund haben, sich weiter damit zu beschäftigen, da Sie mit der Thematik vertraut sind. Ich würde mich auch freuen, wenn Ihnen bewusst wird, dass man nicht (wie sage und schreibe über 90 Prozent aller Entscheider in Unternehmen) das Thema „Digitale Transformation“ als nebensächlich betrachten kann – und sich einbilden, das wäre in Ihrem Unternehmen Sache der IT-Abteilung – da hätten Sie nichts mit zu tun.
Crisp Research Studie von 2015 zu „Digital Leadership“

Ob klein oder groß (über 80 Prozent aller Unternehmen in Deutschland haben weniger als 10 Mitarbeiter), alle, die überleben wollten und ihren wirtschaftlichen Erfolg sichern, sind vom digitalen Wandel betroffen. Das ist nicht nur eine Belastung, das bietet viele kreative Chancen und kann sehr viel Spaß machen. Offene Kommunikationspolitik, demokratischer Führungsstil, Transparenz und Austausch bieten neue Welten, die faszinierend sind und Schwung in die Routine bringen.

Mit wenig Geld lässt sich viel bewegen. Wichtig ist einfach nur, dass man auf Augenhöhe mit allen Beteiligten verhandeln, kooperieren und diskutieren kann. Entscheidungen können nur dann klug getroffen werden, wenn digitale Kompetenz vorhanden ist. Gerade Berater sind gefragt und sollten sich weiterbilden, um Entscheidern in dieser digitalen Revolution zur Seite zu stehen. In den nächsten Woche werde ich die oben gestellten Fragen zu unserem eigenen Unternehmen – der neu gegründeten GbR „KMU-digital“ beantworten. Ich hoffe, so wird deutlich, dass es auch kleine Unternehmen angeht – die digitale Transformation geht hinunter bis ins das letzte Glied in der Kette, bis zur Imbissbude und bis zum Friseur um die Ecke.

Bildquelle: pixabay_geralt

 

Als Vertriebsspezialist, Social Media Kenner und Experte des digitalen Wandels schreibt Dennis Arntjen jede Woche Beiträge rund um die Digitalisierung des Mittelstands. Gemeinsam mit Eva Ihnenfeldt leitet Dennis Arntjen das Unternehmernetzwerk KMU Digital. Dort ist er verantwortlich für die Mitgliederbetreuung, den Vertrieb sowie verschiedene Themen rund um die Organisation von Veranstaltungen.

www.kmu-digital.net

4 thoughts on “Test für Entscheider und Unternehmer: Haben Sie „digitale Kompetenz“?

  • Reply Rainer Weichbrodt 12. Oktober 2015 at 11:14

    Digitale Kompetenz wird sicher zunehmend von Bedeutung sein. Ich will meine Gedanken dazu als Impuls beitragen.

    1. Vorstellungskraft entwickeln

    IBM Xerox und andere Top-IT Unternehmen hatten Ende der Siebziger die Einschätzung, dass Personal-Computer keine Marktbedeutung bekämen. Ich denke, niemand hätte denen die digitale Kompetenz abgesprochen und irgendwann sind sie auf den Zug aufgesprungen, den z.B. Apple vorgab. Imaginationsvermögen nennt man diese Fähigkeit, die oft insbesondere denen fehlen, die mit tradierten Methoden erfolgreich waren. Erfolg ist halt der größte Feind des Erfolges.

    2. Lotus Notes Gründer

    In einem Experiment hat man die damaligen Lebensläufe der Lotus Notes Gründer für Bewerbungen bei IBM verwendet. Alle diese Bewerbungen, bei denen ich digitale Kompetenz vermute, haben nicht einmal zu einem Bewerbungsgespräch geführt.

    3. Personalentwicklung und Recruiter

    Ich beobachte seit längerem die Arbeitsmarkt-Situation. Mit dem Hartz4-Verbrechen und der Liberalisierung von Arbeitsvermittlungen haben sich das Bildungs-Niveau bei den handelnden Personen gegen den Nullpunkt entwickelt. Die Bewertungsfähigkeit der Kompetenzen, die wir m.E. in der Wirtschaft benötigen, wie Imaginationsvermögen oder digitale Kompetenz, liegen meist außerhalb der Begriffswelt derjenigen, die über Vermittlung und Einstellung von Menschen entscheiden.

    Mein Wunsch wäre eine Bildungs-Offensive für digitale Kompetenz bei Recruitern und Akteuren des Arbeitsmarktes. Wenn die Personal-Experten diese Einschätzung nicht haben, werden zukünftig auch die Menschen, die unsere Wirtschaft braucht keine Anstellung finden.

    Ich erwarte gar nicht, dass Entscheider heute selbst große IT Kompetenzen noch erlangen müssten,. sie sollten aber die Vorstellungskraft und das Rückgrat haben, denen die Türen aufzumachen, die diese mit bringen. Wenn sie dies nicht tun riskieren sie unser aller Zukunft.

  • Reply Eva Ihnenfeldt 12. Oktober 2015 at 12:32

    Danke lieber Rainer, für die wichtige Ergänzung. Je länger ich mich in dieser Fragestellung umsehe, desto größer ist mein Erschrecken. Als wären KmU Eingeborene im Dschungel, die dieses moderne Zeugs als völlig überbewertet betrachten. „Das macht bei uns die IT-Abteilung“ erscheint mir wie die Aussage eines Dörflers zu Zeiten Luthers „Lesen und Schreiben? Das regelt bei uns der Priester“

  • Reply Michael Grippekoven 13. Oktober 2015 at 09:45

    Mist – und ich war mir soo sicher: Bei diesen Fragen muß sich auch der Fortgeschrittene warm anziehen..! :o)

  • Reply Eva Ihnenfeldt 21. Oktober 2015 at 16:27

    Da freue ich mich lieber Michael – also komm oft und sei dabei – wir müssen uns tatsächlich alle „warm anziehen“ – und wir werden gebraucht!

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