Google-Marktanteil rückläufig: Konkurrenz Facebook und Microsoft werden Suchmaschine

Seit so vielen Jahren ist Google die Nummer 1 im Internet – doch nun gibt es ernsthafte Konkurrenz für den Suchmaschinen-Giganten, und zwar durch die Konkurrenten Facebook, Microsoft und Yahoo. Wie konnte das passieren und wie wird sich der Suchmaschinen-Markt weiter entwickeln?

Seit einigen Monaten ist der Besucherstrom bei Google auf dem US-Markt rückläufig. Im August 2010 betrug der Marktanteil der Suchmaschine nur noch 65,4 Prozent, Yahoo verzeichnete in den USA 17,4 Prozent, Microsofts Suchmaschine Bing erzielte 11,1 Prozent. Google hatte im Juli noch 65,8 und im Juni 66,2 Prozent. Yahoo und Bing konnten leicht dazugewinnen.

Wie konnte das passieren?

Schon seit dem vergangenen Jahr gibt es eine Kooperation zwischen Yahoo und Microsoft, seit Anfang August stellt Yahoo langsam seine Seiten auf die Suchmaschinen Bing um. In Zukunft wird Bing die Yahoo-Suchmaschine komplett ersetzen.

Was ist noch geschehen?

Auch Facebook, die Nr. 2 nach Google im Web, ist auf Freiersfüßen: seit einigen Tagen ist öffentlich, dass die Verhandlungen zwischen Facebook und Microsoft (Bing) weit gediehen sind. Google-Chef Eric Schmidt versucht zwar, selbst eine Kooperation mit Facebook zu erwirken, doch das Interesse ist anscheinend gering. Wahrscheinlich erwarten Facebook, Microsoft und Yahoo auf Dauer einen größeren Vorteil davon, wenn sie gemeinsam Front gegen Google machen, und so können weder hohe Angebote noch versteckte Drohngen von Google wirklich etwas ausrichten.

Wie wird sich der Markt verändern?

Experten rätseln noch, warum immer weniger über Google gesucht wird, seit Facebook den „Like-Button („Gefällt-mir-Button“) außerhalb von Facebook eingeführt hat – das war im Frühjahr 2010. Genau seitdem gehen die Suchanfragen bei Google zurück. Es muss also irgendwie damit zusammenhängen, dass Facebook über der Like-Button sehr viel mehr Informationen über die User erhält, Daten, die vor allem kommerzielle Interessen befriedigen: Vorlieben haben sehr oft etwas mit Wünschen zu tun, und Produkte auf Websites werden häufig mit dem „Like“ ausgezeichnet (und automatisch an alle Facebook Frreunde gepostet), wenn sie käufliche Wünsche enthalten.

Das mag ein wichtiger Grund für die Marktverschiebung sein, aber sicher nicht der einzige. Auch die Suchmaschine bei Facebook weitet sich aus. Gibt man Suchbegriffe bei Facebook ein, landet man manchmal schon auf externen Webportalen, die mit Facebook kooperieren (also wahrscheinlich Werbepartner, z.B. Holidaycheck). Auch das ist sicher eine Ursache dafür, dass Facebook-Mitglieder auf der Community-Seite bleiben und von dort aus weiter gelenkt werden – anstatt von Google aus nach Produkten etc. zu suchen.

Tatsache ist, dass die Relevanz von Suchergebnissen sich verschiebt. Waren früher Größe, Aktualität, Relevanz und das Alter einer Internetseite für das Ranking verantwortlich, verschob sich dank dem ausgefeilten Google-Algorithmus die Trefferliste hin zu Trust-Faktoren: wie lange gibt es die Seite, wie viele externe Seiten verweisen darauf, wie viele Interaktionen finden auf der Seite statt, welche hoch angesehenen anderen Websites kommunizieren mit der betreffenden Seite…

Nun gibt es eine weitere Verschiebung: wie viele Likes werden gesetzt und wie viele dieser Likes werden wieder von anderen Facebook-Mitgliedern duch weitere Klicks verstärkt. Ein viraler Like-Effekt, der dadurch begünstigt wird, dass keine andere Interaktion so bequem durchzuführen ist: ein Klick, und schon sind viele andere Menschen (die Facebook-Freunde) mit im Boot: mit all ihren Daten, Profilen, Netzwerken, Statusmeldungen etc.

Wenn nun noch Bing integriert wird, wird eine nächste Potenzierung stattfinden: die Suchmaschinen und das soziale Netzwerk (nach Mitgliedszahlen das viertgrößte Land der Welt) heiraten und legen ihr Hab und Gut zusammen. Gebe ich bei Facebook etwas ins Suchfeld ein, erscheinen dann eben auch die Bing-Suchergebnisse – natürlich speziell für mich und mein Konsumentenprofil mundgerecht zubereitet.

Bin ich bei Bing, weiß womöglich die Suchmaschinen alles über mein Facebook-Innenleben. Zwar sagt Facebook, dass Microsoft die Daten nur in anonymisierter Form erhalten soll, doch womöglich sind die Anwenderdaten nicht einmal so wichtig für die personalisierten und individualisierten Ergebnisse.

Google ist ja (vor allem in Deutschland) als „Datenkrake“ verschrien, doch den rein kommerziell ausgerichteten Konzernen Facebook, Microsoft und Yahoo ist sicher nicht mehr Vertrauen entgegenzubringen als dem „Dont’t be evil“-Konzern Google. Das Ziel ist klar: möglichst viele Werbekunden zu möglichst hohen Preisen möglichst viel an möglichst viele Konsumenten vermitteln – vielleicht werden wir schon in wenigen Jahren den heilen Google-Zeiten hinterhertrauern.

Quellen:
preisgenau

cnet-news

Chip-Online: Ist der Like-Button ein „Spion“?

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

2 thoughts on “Google-Marktanteil rückläufig: Konkurrenz Facebook und Microsoft werden Suchmaschine

  • Reply Pascal Hennig 29. September 2010 at 00:27

    Bei aller Liebe, wer wirklich so paranoid ist und Angst davor hat, dass Facebook Daten an Microsoft weitergibt, der klickt in seinem Facebook Account einfach einmal auf „Abmelden“, leert alle Cookies und surft im besten Fall sogar noch „privat“ (beim Safari, Firefox und IE möglich).

    So gibt es erst keine Gelegenheit irgendwelche Datenprofile bei Bing von einem Nutzer mit den Facebook Profilen zu verknüpfen.

    Andererseits ist die Einbindung von Bing in Facebook fast sogar schon überfällig. Zwar stelle ich mir die Suchergebnisse sehr unübersichtlich vor, aber Facebook wird im Hintergrund sicherlich an einem neuen übersichtlichen Design arbeiten.

    • Reply Eva Ihnenfeldt 29. September 2010 at 16:00

      Hallo Pascal! Manchmal kommt es mir so vor, als wenn wir alle wie betäubt und hypnotisiert wären (auch ich!!!). Ich weiß noch, wie wir Älteren und damals gegen die Volkszählung gestemmt haben, wie wir für den Datenschutz gekämpft haben (und zwar zu Recht) – und jetzt ist man ein Weichei, wenn man sich auch nur Gedanken darüber macht. Jeder Gewaltherrscher würde sich die Finger lecken nach so umfassenden Profilen und ich hoffe inniglich, dass uns nicht später unsere Kinder fragen, warum wir sehenden Auges in so eine perfekte Kontrolle hineingerannt sind (wie gesagt: ich auch!!!). ich empfehle Dir mal 2 Stunden Zeit beim Genuss dieses Films, der vor zwei jahren produziert wurde – und weltweit der meistgesehnste Videofilm ist – es gab sogar eine „Zeitgeist“-Demo in Berlin vor etwa einem Jahr – aber es nützt ja nix – es nützt ja nix http://bit.ly/bEUqGU

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