Google: Privatsphären-Einstellungen werden geändert

Christian Spließ: Ab dem 01. März wird Google die Privatsphären-Einstellungen ändern. Anstatt separater Profile für die einzelnen Dienste wird es dann ein einziges Profil für alle geben.

Wer sich das Google-Video zum Thema Änderung der Privatsphäre anschaut wird den Eindruck vermittelt bekommen, dass es dem Suchmaschinengiganten nur darum geht etwas aufzuräumen. Bisher hat Google über 70 einzelne Dokumente, in denen die Privatsphäre für die einzelnen Dienste separat gesichert ist. Das soll sich ab dem 01. März aber ändern: Alles soll einfacher und übersichtlicher für den Nutzer werden betont Google.

Das klingt so als ob Google nur das Beste für den Nutzer im Auge hätte. Die Suche soll damit verbessert werden, neue Dienste sollen damit ermöglicht werden. Google verkündet ausdrücklich, dass die Änderung vor allem Nutzer mit einem Google-Account betreffen wird. Bisher war es so, dass man bei Anfragen zum Thema Privatsphäre und Datenschutz immer die Antwort bekam: „Wir speichern die einzelnen Profile für die einzelnen Dienste separat und führen diese nicht zusammen.“ Ab dem 01. März allerdings wird genau das der Fall sein – was Google auch offen im Google-Blog zugibt: „Unsere neue Privacy Policy macht deutlich, dass, wenn man mit einem Google-Account eingeloggt ist, wir die Informationen die von einem Dienst stammen möglicherweise mit denen von anderen Diensten kombinieren können. Um es kurz zu machen: Wir werden Sie bei all unseren Produkten als einzelnen Nutzer behandeln, was für Sie eine einfachere und intuitivere Google-Erfahrung beinhalten wird.“

Privatsphäre und Google: Datenschützer schlagen Alarm

Nicht nur ich als Datenschützer finde das, was Google vorhat in höchstem Maße bedenklich: Google führt die bisherigen einzelnen Datenprofile zu einem einzigen zusammen. Wer mit Google Maps eine Straße sucht, vorher dort mit der Suche nach einem bestimmten Geschäft gesucht hat den kann Google dann passgenau Anzeigen zu diesem Thema vorschlagen. Für Google selbst ist das alles nur eine Verbesserung des Services. Peter Schaar, der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, sieht den neuen Google-Regelungen bei der Privatsphäre mit einem weinenden und einem lachendem Auge entgegen. Einerseits lobt Schaar die Tatsache, dass Google die unterschiedlichen Privatsphären-Einstellungen und Datenschutzerklärungen zusammenfassen möchte. Andererseits aber schreibt er auch:

„Die produktübergreifende, d.h. Google-diensteübergreifende Datenverarbeitung wird von dem Unternehmen als besonders hilfreich für den Nutzer dargestellt. Ob das tatsächlich von allen Betroffenen so gesehen wird, sei dahingestellt. Denn Google verknüpft hierzu alle verfügbaren Informationen eines/über einen Nutzer aus der Nutzung der Google-Dienste, was einem umfassenden Profil nahekommt.  Zu begrüßen ist das Versprechen, die Transparenz auch an dieser Stelle zu gewährleisten. Wünschenswert wäre aber eine echte Wahlmöglichkeit für den Nutzer, einschließlich der Option, die Verwendung seiner Daten aus bestimmten Produkten zu unterbinden. Eine derartige effektive Verbesserung der Datensouveränität der Betroffenen habe ich der Ankündigung aber nicht entnehmen können.“

Konsequenz für den Schutz der Privatsphäre?

Nun kann man einwenden, dass das was Google tut nichts anderes ist als das, was Facebook schon länger macht: Alle Daten zum Nutzungsverhalten zu sammeln um Gewinn zu machen. Dies ist richtig – die Tatsache selbst wird dadurch jedoch nicht richtiger wohlgemerkt. Google ist durch die Breite der Dienste als Datenkrake doch weitaus besser aufgestellt als Facebook. Heißt das für die Zukunft auf Google-Dienste zu verzichten? Sollte man also von Googlemail und Co. komplett die Finger lassen?
Eine Frage, die nicht so einfach mit Ja oder Nein zu beantworten ist. Sicherlich – für die reine Suche im Internet gibt es neben Microsofts BING auch noch andere unabhängige Suchmaschinen so wie Yacy etwa. Für Emails kann man auch einen eigenen Server aufsetzen wenn man unabhängig von Google sein möchte, schließlich heißt es ja nicht dass Web.de oder GMX die Mails nicht auch irgendwie auswerten um Geschäfte zu machen. Sie sagen es vielleicht nur nicht unbedingt so laut.

Das Problem ist wohl: Wer jetzt schon im Googlekosmos drin ist und einen Google-Account hat oder ein Android-Handy besitzt, der wird sich nicht einfach so aus dem System lösten können. Und Google ist und bleibt nunmal die Nummer Eins Suchmaschine, liefert mit Youtube Videos, ermöglicht das Bloggen. Wer bisher noch keinen Google-Account hat, der kann sich auch in Zukunft von ihm fern halten. Ansonsten muss man auch wie bei Facebook immer das Gehirn einschalten bevor man irgendwelche Dienste von Google nutzt oder Daten in das System Google eingibt. Allerdings: Google hat sich in der Vergangenheit bei Analytics ja durchaus einsichtig gezeigt und den Dienst für den deutschen Markt datenschutzkonform gemacht. Mag also sein, dass Google auf Druck der Politik dann doch noch nachbessert. Bis dahin: Lassen Sie Ihr Gehirn eingeschaltet.

2 thoughts on “Google: Privatsphären-Einstellungen werden geändert

  • Reply Lars Hahn 29. Januar 2012 at 13:38

    Google will alles von Dir (und mir)!
    Vielen Dank für den ersten Überblick und die Einschätzung. Ich lasse dann mal mein Gehirn eingeschaltet! 😉

    Ich las letztens eine schöne Anlalogie zum Thema Geldanlage. Mit Internetaccounts und Datenschutz sei es so wie beim Anlegen eines Vermögens:

    „Nur wenn Du wirklich eine breite Streuung (sprich sinnvolle Verteilung auf verschiedene Plattformen und Anbieter) erreichst, kann Du sicher schlafen.“

    Wie siehst denn Du das?

  • Reply Christian Spliess 30. Januar 2012 at 13:42

    Der breiten Streuung stimme ich definitiv zu – wer es kann sollte dies tun. Also die Mail wechseln, einen anderen Anbieter für den Online-Kalender suchern oder Alternativen für Googles Texte und Tabellen suchen. Die Frage ist natürlich dann: Kriege ich die Daten von Google wieder exportiert? Oder liegen – bei der Mail zum Beispiel – wichtige Nachrichten vor, die ich im laufenden Verkehr dringend brauche?
    Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, der nicht gerne seine Comfortzone verlässt. Auch wenn das manchmal gegeben ist.
    Ein weitere Möglichkeit, wenn man Googles Dienste gewohnt ist und weiter nutzen möchte: Verschiedene Nutzernamen anlegen – das erlaubt Google ja und so weit ich das sehe betreffen die Änderungen ja nur genau jeweils einen Account…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert