Online-Enzyklopädie Wikipedia wird 10 Jahre alt – Überblick und Hintergründe

15. Januar 2011: Heute vor 10 Jahren startete das Projekt Wikipedia als Projekt, in dem Jeder eingeladen war, an einer Online-Enzyklopädie mitzuarbeiten – als Nachfolger von Nupedia, welches im Jahr 2.000 als Online-Lexikon mit Experten-Beiträgen online ging – aber nicht funktionierte. Heute ist Wikipedia das größte gemeinsam geschaffene Werk der Menschheit mit 3,5 Millionen Begriffen, davon eine Million auf deutsch.

Gründer Jimmy Wales hat bis heute der Versuchung widerstanden, mit Werbung Geld aus dem Projekt zu ziehen. Wikipedia ist eingetragen als gemeinnütziger Verein, der keinen Gewinn erzielt. Es ist die einzige große Website, die keine privaten Daten ihrer Leser sammelt.

Wie Wikipedia funktioniert

Millionen Freiwillige verfassen Artikel, redigieren, korrigieren, überarbeiten und prüfen. Es gibt verschiedene Abstufungen bei den Administratoren, die sich aus der Qualität ihrer Arbeit und dem Einsatz ergeben. Jeder Internetuser kann als Autor Beiträge schreiben, ergänzen oder korrigieren, wird dann von Administratoren geprüft, bewertet, um Änderungen gebeten – und bei Verstpß gegen Wikipedia-Statuten  auch gelöscht.

Es gibt zwei Lager bei Wikipedia: die „Inklusionisten“, die am liebsten alles freigeben würden, was nicht unter Werbung fällt – also auch Minderheitenthemen ohne wirklich Relevanz. Die „Exklusionisten“ vertreten, dass jeder Eintrag ein Mindestmaß an Relevanz aufweisen muss. Die ZEIT beschreibt ein Beispiel: eine Brauerei muss einen Jahresausstoß von mindestens 100.000 Hektolitern haben, um in Wikipedia aufgenommen zu werden.

Zurzeit spricht Vieles für die Ansicht der Exklusionisten, da die Zahl der freiwilligen Administratoren stagniert. Gäbe es zu viel Artikel, wäre die Arbeit kaum noch zu bewältigen, die Qualität könnte nicht mehr sichergestellt werden.

Die Qualität von Wikipedia

Ende 2005 wurde Wikipedia mit der Encyclopedia Britannica von der Wissenschaftszeitung Nature verglichen. Das Ergebnis zeigt, dass ein durchschnittlicher Artikel in der Britannica drei fehler enthät, bei Wikipedia sind es vier. Heute, sechs Jahre nach dem Vergleich, ist Wikipedia noch besser geworden. Fehler werden von der Community sehr schnell ausgemerzt. Versuche von Journalisten, Artikel zu fälschen, wurden allesamt innerhalb von Stunden oder Tagen wieder berichtigt.

Besonders hochwertig sind die Beiträge über Naturwissenschaft und Technik. Bei geistseswissenschaftlichen Themen wird doch häufig interpretiert. Und historische Beiträge unterliegen oft einer konservativen Geschichtsbetrachtung: „Große Männer machen Große Geschichte“. Deutlich überlegen ist Wikipedia selbstverständlich bei aktuellen Themen, die in einem Printwerk nicht berücksichtigt werden könnten.

Ein weitere Vorteil liegt in der Menge: da in einem Online-Werk keine Mengenbegrenzung vorliegt, ist Wikipedia viel umfangreicher und genauer. So enthält des 30-bändige Brockhaus 300.000 Einträge, das deutschsprachige Wikipedia über eine Millionen. Für Länder, deren Sprache nur von Wenigen gesprochen wird, ist Wikipedia ein noch bedeutenderer Segen: in Urkainisch, Maliisch, Slowenisch, Slowakisch und vielen anderen kleinen Sprachen hatte es nie zuvor ein Lexikon im Format eines Brockhaus gegeben.

Die Hintergründe von Wikipedia und der Einfluss auf andere Projekte

Als im Jahr 2.000 Jimmy Wales und sein Partner Larry Sanger das Lexikon Projekt Nupedia starteten, wollten sie Experten veranlassen, dort Artikel in ihrem Fachgebiet zu schreiben. Nach einem Jahr hatte Nupedia 20 Einträge. Den Gründern ging das geld aus. Sie starteten einen zweiten Versuch mit der Wiki-Software von Ward Cunningham. Diese kostenlose Web 2.0-Software ermöglicht es jedem Leser, neue „Lemmata“ anzulegen und alte zu verändern.

Sanger verließ das Projekt, da er nicht an eine „demokratische Enzyklopädie“ glaubte. Er gründete ein Experten-Projekt namens Citizendium, das jedoch bis heute wenig bekannt ist. Jimmy Wales überlegte immer wieder, aus finanziellen Nöten heraus aufzugeben, doch die Community hat es bis heute verstanden, ihn zum Bleiben zu bringen. Wikipedia lebt ausschließlich von Spenden.

In der Zwischenzeit gibt es viel „Wikis“, die auf dem Geist von Wikipedia aufbauen. So gibt es das Projekt Ushaidi, die dem Hunderte von Freiwilligen Karten von Katastrophengebieten erstellen. Einige Kommunalpoliter wie in Köln, Trier oder Potsdam nuten Wikis, um Bürger in städtische Planungen einzubinden. Entscheidend für den Erfolg sind Authentizität, Sorgfalt, Transparenz und Vertrauen: als die Los Angeles Times in einem „Wikitorial“ Leser aufforderte, einen gemeinsamen Kommentar zum Irakkrieg zu verfassen, musste die Seite nach zwei Tagen geschlossen werden: das Wiki war zu einem Treffpunkt von Schmierfinken geworden.

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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