Social Media Buch Teil 18: Facebook: Geschichte, Fakten und Funktionen

Facebook gilt vielen als Zentrum von Social Media. Schon heute gibt es unzählige Facebook-Fanpages, Facebook-Gewinnspiele, Facebook-Wettbewerbe und Facebook-Sonderpreise. Unternehmen vergleichen stolz die Anzahl ihrer Fans, lassen sich Spiele als Applikation programmieren und werben von überall mit ihren tollen Clubs, die vor allem damit punkten, zu jeder Tages- und Nachtzeit für die Kunden und Interessenten da zu sein. Vor allem in den USA, in Asien und vielen Ländern des Nahen Ostens wird von jedem erwartet, auf Facebook aktiv zu sein. Unternehmen ruft man nicht mehr über die ungeliebte Hotline an – man kontaktiert sie über Facebook – also in aller Öffentlichkeit – und erwartet innerhalb weniger Stunden Antwort und bestmöglichen Kundenservice.

Doch bevor wir uns der Frage zuwenden, welchen Nutzen Facebook für Unternehmen bringt, wann es sein muss, sein kann und besser nicht sein sollte, wollen wir uns dem Wesen von Facebook zuwenden, also den Ursprüngen und der Intention des mächtigen weltumspannenden sozialen Netzwerkes.

Facebook Geschichte

Der Harvard-Student Mark Zuckerberg entwickelte im Oktober 2003 ein Computerprogramm, bei dem Studenten ihre weiblichen Mitstudenten nach Attraktivität (also wer am „heißesten“ war) bewerten konnten. Die Plattform fand schon in den ersten Stunden viele begeisterte Anhänger, musste jedoch nach wenigen Tagen wegen Proteste der Studentinnen, die nie freiwillig ihre Fotos zur Verfügung gestellt hatten, zurückgezogen werden.

Gemeinsam mit Studentenkollegen entwickelte Zuckerberg nach diesem Erfolg „Facebook“ als Buch der Gesichter von Harvard-Studenten. Wie früher in Freundschaftsbüchern konnte man sein Profil eintragen, konnte Fotos hochladen, Freunde gewinnen und miteinander kommunizieren. Da Studenten ja immer an Flirts und Beziehungen, an Stories, Trends und Verabredungen interessiert sind, war das virtuelle Freundschaftsbuch schnell ein Knüller.

Innerhalb von nur zwei Jahren verbreitete sich Facebook über alle US-Hochschulen und schließlich auch über die amerikanischen Grenzen hinaus. Zunächst blieb Facebook für Studenten ein exklusives Austausch-Tool, doch noch im Jahr 2006 konnten auch nicht Universitäts-Angehörige mitmachen. Als dann 2008 die ersten Übersetzungen von Facebook erschienen – zunächst in Deutsch, Spanisch und Französisch, gab es kein Halten mehr. Heute gibt es Facebook in 80 „Lokalisierungen“ – es ist verbreitet über die ganze Welt mit 600 Millionen aktiven Nutzern.

Folgendes Video vom Mai 2010 zeigt die ganze Brisanz des Themas – zwischenzeitlich ist Facebook das drittgößte Land der Welt – nach Mitgliederzahl…

Grundlagen von Facebook: die Funktionen

Das Facebook-Profil

Grundlage von Facebook ist das persönliche Profil. Falls sich jemand entschlossen hat, bei Facebook Mitglied zu werden, erstellt er sich ein Profil. Facebook hat in seinen AGB’s verankert, dass man dies nur unter dem eigenen, riichtigen Namen tun soll – doch es gibt viele Nutzer, die sich trotzdem seit Jahren unbehelligt ein Profil mit einem Nickname (einem Pseudonym) angelegt haben – oder auch mehrere Profile mit mehreren E-Mail-Adressen verwalten.

Zunächst registriert man sich bei Facebook und bestätigt dies über Mail. Dann schlägt Facebook einem direkt Freunde vor, die man meistens auch wirklich kennt. Dies beruht darauf, dass Facebook jede Aktivität, die aus Freundschaften und Bekanntschaften hindeutet, registriert und speichert, z.B. wenn ein Facebook-Mitglied schon einmal nach einem gesucht hat – oder über den „Freunde-Finder“ sämtliche gespeicherten E-Mail-Adressen dem Netzwerk überlassen hat.

Anschließend kann man Arbeitgeber und Ausbildungen eintragen, was natürlich wieder den Kreis potentieller, von Facebook auffindbarer, Freunde auf sämtliche Personen erweitert, die die gleichen Unternehmensnamen oder die selbe Schule eingetragen haben. Im nächsten Schritt lädt man ein eigenes Foto hoch und ist zunächst fertig mit der Registrierung.

Profil-Einstellungen

Facebook selbst hat die Einstellungen der Profile so vorgenommen, dass man auch von außen einsehbar ist. Wenn man selbst nicht die eigene Privatsphäre schützt, bleiben alle Eintragungen bei Facebook offen – sind also auch über Suchmaschinen findbar. Um das eigene Konto möglichst breit zu schützen, muss man bis in die dritte und vierte Ebene bei den Konto-Einstellungen gehen – am besten googlet man sich die entsprechenden Anleitungen, sonst hat man kaum eine Chance, es wirklich zu verstehen.
Hier eine Anleitung aus der Computerwoche

Fotoalben bei Facebook

Man kann viele Fotoalben anlegen bei Facebook – was besonders bei jungen Menschen dazu geführt hat, dass die Jugendlichen viel häufiger fotografieren als früher – es ist nun mal wirklich schön, gemeinsame Erlebnisse mit Freunden zu teilen. Man kann sich und andere auf Fotos markieren und so wiederfinden, man kann kommentieren, „liken“ und „teilen“ – wenn man etwas teilt, erscheint es auf dem eigenen Facebook Profil – und auch auf der Pinnwand von Freunden

Facebook-Freunde

Bei Facebook sammeln sich schnell Freunde an – viele Nutzer haben weit über 200 Facebook-Freunde, der Schnitt liegt laut Facebook bei 120 Freunden, in Deutschland sind es wohl eher 58,5 Freunde – nach einer Studie von eCircle. Die hohe Anzahl ist auch darauf zurückzuführen, dass Facebook den Mitgliedern immer wieder Freunde vorschlägt.

Manchmal erhält man auch Freundschaftsanfragen von Leuten, die man überhaupt nicht kennt. Man kann Freundschaftsanfragen bestätigen oder „ignorieren“ – auch später kann man bestehende Freunde entfernen, ohne dass diese darüber informiert werden. Das sollte man durchaus wahrnehmen, denn Facebook kann auch sehr lästig sein, wenn man lauter Dinge lesen muss, die man nicht lesen will.

Facebook-Pinnwand

Das, worum sich alles bei Facebook dreht, ist die so genannte „Pinnwand“. Hier kann man alles lesen, was die Freunde so schreiben, von ihrem Rechner oder von unterwegs mit dem Handy. Es werden Fotos gepostet, Videos -meist von aus YouTube, es werden Weisheiten wiedergegeben – und meistens wird einfach Smalltalk gemacht, nach dem Motto: „Guten Morgen zusammen, echt schönes Wetter heute“.

Facebook bietet auf der Pinnwand zum Einen die „Hauptmeldungen“ und auch noch „Neueste Meldungen“. In den Hauptmeldungen wählt Facebook nach einem Algorithmus aus, welche Meldungen wohl am interessantesten sind – so wie auch Google Suchergbenisse auswählt – in den Neuesten Meldungen liest man wirklich alles, was die Freunde und Fan-Pages, bei denen man Fan ist, geschrieben haben.

Die Beiträge auf der Pinnwand kann man wieder liken (Gefällt mir), teilen (erscheint dann im eigenen Profil und auf der Pinnwand von Freunden) und kommentieren. Man kann auch ganze Personen blockieren (wenn man sie zwar nicht lesen, aber auch nicht restlos als Freund entfernen will), man kann Freundschaftslisten anlegen, damit nicht alle alles sehen, was man schreibt.

Man kann noch einige weitere benutzerdefinierte Einstellungen vornehmen – am meisten ärgern häufig die vielen Facebook-Spiele, die über Applikationen (Apps) von Freunden auf die eigene Pinnwand geraten, und die nicht nur lästig, sondern auch häufig riskant sind, da viele von ihnen sich Zugang zum eigenen Rechner verschaffen und dort ausgiebig spionieren – darum sollte man den Gebrauch von Facebook-Apps am besten meiden.

Facebook-Spiele und andere Applikationen

Laut Facebook nutzen über 50 Prozent aller User die vielen Spiele, die es dort gratis gibt. Die Spiele sind nie bei Facebook selbst, sondern werden über Zusatzprogramme, so genannte Apps, hinzugefügt. Gratis bedeutet also in diesem Fall nicht, dass irgendwelche computerbegeisterten Hobby-Programmierer Spiele schenken, sondern fast immer stecken kommerzielle Interessen dahinter. Viele der Spiele sammeln die persönlichen Nutzerdaten der Spieler, einige spionieren auch das komplette Handy bzw. den Rechner des Spielers aus.

Am beliebtesten sind FarmVille, Texas Holdem Poker, Frontier Ville und Mafia Wars. Allein FarmVille spielen jeden Monat fast 54 Millionen Nutzer. Vor einigen Monaten war FarmVille in die Schlagzeilen geraten, weil das Unternehmen hinter der App die Nutzerdaten an andere Unternehmen weiterverkauft. Falls man das nicht möchte, kann man die Anwendungen bei Facebook blockieren.

Facebook-Veranstaltungen

Eine weitere Funktion bei Facebook sind die Veranstaltungen. Man kann Veranstaltungen erstellen, kann sowohl Facebook-Freunde als auch E-Mail-Kontakte einladen (womit man natürlich wieder Facebook E-Mail-Adressen schenkt), man kann Fotos hinzufügen und zu einem späteren Zeitpunkt weitere Freunde einladen. Die weit verbreitete Nachricht über den „falschen Mausklick“, der zu einer Party mit 16.000 Gästen geführt hat, ist hier zu suchen. Das Mädchen, das seinen Geburtstag feiern wollte, hatte aus Versehen „Öffentliche Veranstaltung“ angeklickt…

Facebook-Gruppen

Bei Facebook gibt es unzählig viele Gruppen, zu unzählig vielen Themen. Es gibt (wie mir Social Media Experte Christian Spließ berichtete) sogar schon Gruppen, die sich dabei unterstützen, bei Facebook-Gewinnspielen und Wettbewerben sich nach oben zu puschen, um zu gewinnen….

Facebook-Gruppen haben den Nachteil, dass man immer, wenn jemand dort etwas geschrieben, kommentiert oder wenn der Administrator etwas mitgeteilt hat, benachrichtigt wird. Das hat aber auch den Vorteil aus Marketing-Sicht, dass man als Administrator aktiv die Gruppen Mitglieder per Mail und Facebook Inbox erreichen kann – allerdings nur bis zu einer Größe von 5.000 Gruppenmitgliedern. Es gibt drei Sorten von Facebook-Gruppen: offene, geschlossene und geheime Gruppen.

Facebook-Fanpages

Sehr beliebt im Marketing sind Facebook-Fanpages. Im Gegensatz zu Gruppen kann man hier Applikationen zufügen, kann Statistiken über die Fans einsehen, kann eine „schöne“ URL, die Vanity-URL erhalten, kann viele individuelle Einstellungen vornehmen und die Fotoalben strukturieren. Außerdem kann man alle Status-Updates mit Twitter und Blog automatisch synchronisieren.

Die Facebook-Fanpage kann von großem Nutzen sein, wenn sie eine Marke repräsentiert. Je emotionaler eine Marke ist, desto wichtiger wird Facebook. Coca Cola und Starbucks haben je über 20 Millionen Fans. Über die Fanpage erhalten die „Club-Mitglieder“ exklusive News, können sich an Gewinnspielen und Wettbewerben beteiligen, können Fotos einsenden, schreiben, kommentieren und Fragen stellen.

Viele Facebook-Fanpages bieten die Möglichkeit des Kunden-Supports, zum Beispiel der Computer-Hersteller Dell bietet seinen Kunden einen weitreichenden Service über Facebook an. Aber auch der OTTO-Versand, Douglas, adidas, Porsche – viele große Unternehmen beginnen zu verstehen, wie man eine Facebook-Fanpage bestmöglich einsetzt, um die Kunden an die eigene Marke zu binden. Bei der Lufthansa kann man sogar direkt von der Fanpage aus Flüge buchen.

Facebook-Werbung

Unternehmen können – ähnlich wie bei Google Adwords – Werbung auf Facebook schalten. Der Unterschied zwischen Google Adwords und Facebook-Werbung liegt daran, dass man bei Google die Keywords einstellt, bei denen ein Inserat erscheinen soll – bei Facebook definiert man die Zielgruppe, die die Werbung sehen soll. Man kann demografische Daten einstellen, regionale Gebiete abstecken und die Interessen der Nutzer auswählen.

Facebook stellt den Werbeträgern außerdem eine Reihe von statistischen Tools zur Verfügung, mit denen die Kampagne überwacht werden kann. Man hat immer volle Kostenkontrolle und kann jederzeit eine Kampage abbrechen, wenn sie nicht sinnvoll erscheint. Facebook-Werbung ist zurzeit noch deutlich günstiger als Google Adwords und durchaus eine bedenkenswerte Alternative – vor allem, wenn man mit privaten Kunden zu tun hat.

Facebook-Chat

Facebook bietet auch die Möglichkeit zu chatten. Man kann mit allen Freunden chatten, die gerade online sind. In den Optionen kann man genau einstellen, wie und  mit wem man chatten will. Hat man kein Interesse daran, kann man „offline“ anklicken – und niemand sieht, dass man bei Facebook eingeloggt ist.

Facebook Places – Facebook Orte

Mit dieser Funktion, die erst seit Oktober 2010 in Deutschland verfügbar ist, können sich Nutzer über ihr Handy an bestimmten Orten „einchecken“. Ihre Freunde können dann auf einer Karte sehen, wo sich der eingecheckte Facebook-Freund gerade befindet, z.B. in einem Cafe, Restaurant oder im Kino.

Intention von Facebook

Facebook ist ein rein kommerzielles Unternehmen. Es lebt von den Daten seiner Nutzer – und von den Daten der Freunde der Nutzer – und von den Daten der Freunde der Freunde… Durch Einführung des Like-Buttons ist es Facebook gelungen, auch außerhalb des sozialen Netzwerkes viele Daten zu erfahren, da es in fremde Websites eingebaut wird und von da aus erfährt, wer wo wie lange ist, wo er herkommt und wo er hingeht.

Durch strategische Partnerschaften wie mit Microsoft, die Anteile am sozialen Netzwerk erworben haben, kann Facebook seine Funktionen weiter ausbauen. In den USA gehen schon mehr Menschen zu Facebook als zu Google – sie haben Facebook als Startseite und erledigen alles am Computer als eingeloggtes Mitglieder: sie suchen über die Suchmaschine Bing, schreiben E-Mails über Facebook, empfehlen ihren Freunden Produkte und verabreden sich an Orten, die sie über Facebook-Places markieren.

Diese Funktionen sind so wertvoll für Unternehmen und andere Organisationen, die einen weiträumigen Überblick über private Daten haben wollen, dass der Wert von Facebook zurzeit  mit 100 Milliarden Dollar veranschlagt wird – was astronomische Zahlen sind – auch wenn Facebook im Jahr 2011 angeblich rund zwei Milliarden Dollar Gewinn machen soll. Da das Unternehmen nicht börsennotiert ist, bleiben diese Angaben allerdings immer Schätzungen – so genau weiß man es nicht.

Dies war der 18. Teil aus dem Social Media Buch von Eva Ihnenfeldt, das nach und nach hier erscheint.

Die vorläufige Gliederung des Buchs finden Sie hier:

Social Media Buch

Autorin ist

Eva Ihnenfeldt
PR-Agentur und Social Media Agentur SteadyNews
Rheinlanddamm 201
44139 Dortmund
Tel.: 0231/ 77 64 150
E-Mail: [email protected]

 

 

 

 

 

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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