“Social Media Marketing Praxis 2012″: Buch Kapitel 31: Social Media Optimization

Es gibt drei wichtige Ecksteine, um das Internet erfolgreich zu nutzen: 1. ein ansprechendes Angebot (Leistung) 2. Vertrauen und Identifikation (Image und Beziehungen) und 3. Bekanntheit (Prominenz). Für die Bekanntheit wird die Suchmaschinenoptimierung (SEO) eingesetzt, denn die Prominenz hängt davon ab, wie oft man auf möglichst vielen Internet-Seiten erscheint – und zwar möglichst auf den ersten Blick.  Jedes professionelle Unternehmen entwickelt Strategien, um so weit wie möglich bei Google nach vorn zu kommen – doch längst gibt es nicht mehr nur Google!

SEM (Kommerzielles Suchmaschinenmarketing)

Die einfachste und teuerste Möglichkeit der Bekanntheit im Web ist der Erwerb von Anzeigen: bei den Suchmaschinen und bei Facebook. Oder man baut selbst Anzeigen und bietet diese einflussreichen Internetseiten an. Oder man tritt in geschäftliche Beziehungen mit so genannten Affiliates, die an Klicks, Rückmeldungen und Käufen verdienen. All diese Werbeformen im Web sind teuer. Besucher erkennen sofort, dass es sich um kommerzielle Anzeigen handelt und klicken sie schon allein deshalb selten an – wer guckt schon freiwillig Werbung?

SEO (Suchmaschinenoptimierung)

Die zweite Möglichkeit der “klassischen” Suchmaschinenoptimierung ist die Optimierung der eigenen Website. Die Programmierung muss stimmen, der Inhalt (Text) muss die entsprechenden Keywords enthalten – und man bemüht sich um möglichst viel Backlinks von anderen Seiten: Webkatalogen, Artikelverzeichnissen, Social Bookmarkdiensten. Das alles zu beachten, ist unzweifelhaft extrem wichtig – doch auf die Dauer reicht es nicht aus, wenn auf einer Website nicht immer wieder etwas passiert, wird sie wohl kaum Besucher in nennenswerter Höhe anziehen.

SMO (Social Media Optimization)

Gerade für kleinere Unternehmen, für Selbstständige und Freiberufler ist es ein Segen, dass heute durch Social Media neue und vielfältige Werkzeuge zur Verfügung stehen, um das Ziel “Bekanntheit aufbauen und pflegen” zu erreichen. Wir wollen, dass möglichst viele Besucher auf unsere Seite kommen, dass sie sich angesprochen fühlen und uns kontaktieren? Das alles ermöglicht Social Media Optimization, und das wollen wir im Folgenden ganz praktisch nachvollziehen.

Content is King

Seit Google den neuen Panda Algorithmus entwickelt hat (in Deutschland seit August 2011), gilt der Spruch “Content is King” noch viel mehr als zuvor. Haben sich die letzten Jahre hoch bezahlte SEO-Agenturen damit beholfen, Massentexte zu bestimmten Keywords tausendfach in die verschiedenen Portale zu jagen, haben sie von überall Backlinks gekauft und Unmengen von Unterseiten produziert, die nur als Linkschleudern dienten, ist jetzt Schluss mit diesen leseunfreundlichen Optimierungstricks.

Google bewertet nun noch viel besser und genauer, welche Seiten wirklich lesenswerten Inhalt bieten, wie lange die Besucher auf einer Seite verweilen, ob sie sich noch für andere Seiten der selben Website interessieren und woher sie kommen und wohin sie gehen. Außerdem bewertet Google mehr und mehr jede Interaktion – soweit Google Zugriff darauf nehmen kann.

Leider ziehen viele Web 2.0 Aktivisten daraus den Schluss, sie brauchten überhaupt kein Blog mehr, es würde völlig ausreichen, bei Twitter und Facebook zu “zwitschern”. Doch ohne immer wieder neuen guten Inhalt bleibt der Erfolg von Unterhaltungen auf genau diese begrenzt. Die Website erfährt keinen Nutzen von einem langen Dialog bei Facebook, und ob die Facebook-Freunde auch die potentiellen Kunden von morgen sind, kann jeder leicht selbst überprüfen – die Namen sind ja bekannt.

Es reicht nicht, nur gute Freunde zu haben – wir müssen auch Neukunden gewinnen! Und Neukunden kommen oft aus “Zufall” auf unser Angebot – sie googlen und finden uns. Das zu fördern ist der Zweck von SEO, und einen Blog durch eine Facebook Fanpage zu ersetzen, ist dumm. Denn Content is King, und keywordoptimiert schreiben ist die Grundlage für ein gutes Ranking und einen Zuwachs an Besuchern.

“Schreibe jeden Tag eine Seite – und Google wird Dich lieben”…
…ist zwar wahr, aber natürlich für viele nicht zu leisten. Um tatsächlich vier bis fünf Beiträge in der Woche zu schreiben, braucht man wöchentlich zwei bis drei Stunden Zeit. Um diese Blogbeiträge dann noch per Twitter und Facebook zu verbreiten, braucht es zusätzlich noch einmal 10 bis 15 Minuten pro Beitrag – wenn man wirklich alle Möglichkeiten ausschöpfen will.

Keywordoptimiert schreiben

Ich kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass ein Statistiktool wie Google Analytics Voraussetzung dafür ist, um sich auch in SEO ständig zu verbessern. Hier erfahren wir, nach welchen Keywords die Besucher gegooglet haben. Hier erfahren wir, unter welchen Stichwörtern uns Google besondere Kompetenz einräumt und deshalb den Beitrag besonders gut plaziert hat.

Die SteadyNews etwa waren lange ganz weit oben unter den Keywords “groupon.de”, “Schufa selbstauskunft”, “xing kündigen” und “Durchschnittseinkommen Deutschland”. Obwohl das nicht gerade unsere inhaltliche Kernkompetenz widerspiegelt, konnte ich dieses Wissen nutzen, um hier und da wieder neue Beiträge zu diesen Themen zu schreiben –monatelang hatte ich jeden Tag durch Berücksichtigung dieser Statistik etwa 50 – 100 Besucher mehr auf den SteadyNews, als wenn ich es ignoriert hätte!

Keywords sind tückisch. Die beliebtesten Keywords (wie “Social Media”) sind so dermaßen verbreitet, dass es fast unmöglich ist, damit nach vorn zu kommen. Man muss also Nischen finden, um eine Chance zu haben, und muss sich pro Beitrag auf ein Keyword konzentrieren, das aus zwei oder sogar drei Wörtern besteht – zum Beispiel “Social Media Dortmund” – dann funktioniert es wieder.

“Viel hilft viel” meinte meine Oma immer, bevor sie die ganze Medizinflasche austrank, und bei SMO gilt dieser Satz tatsächlich. Im Folgenden ein paar praktische Beispiele, wie man im Blog keyword optimiert schreiben – und den Beitrag danach gekonnt in sozialen Netzwerken verteilen kann.

Schmuck-Kunsthandwerkerin mit Online-Shop

Bettina K. aus Münster stellt Modeschmuck aus Glas und Silberdraht her. Ihre Halsketten und Armbänder sind alles Unikate, sehr gern stimmt sie den Schmuck individuell auf die jeweilige Trägerin ab – verbindet also Imageberatung mit maßgefertigten Schmuckstücken. Sie schreibt drei Beiträge in ihrem Blog monatlich. Das Blog trägt den Namen: bk-Schmuckdesign-blog. Der Name ist so gewählt, da “Schmuckdesign” häufig gegooglet wird und weniger Konkurrenz hat als “Modeschmuck”.

Da sie einen Online-Shop bewerben will, ist der regionale Bezug weniger wichtig. Zwar schreibt sie schon einmal monatlich eine Headline mit den Keywords “Modeschmuck Münster” – da ja die meisten ihrer Kundinnen zu ihr ins Ladenlokal kommen, doch die anderen beiden Beiträge sucht sie danach aus, was im Moment besonders in den sozialen Netzwerken zu passenden Themen diskutiert wird.

Sie schreibt darüber, wie die Präsidentinnen-Gattin beim Staatsbesuch gekleidet war und fügt Fotos ihrer Unikate in den Beitrag ein (verlinkt direkt mit der Bestellseite), sie schreibt ihre Meinung zum Friedensnobelpreis, der an drei afrikanische Frauen verliehen wurde, sie schreibt über Elizabeth Taylors Schmuck, der in Hollywood versteigert wurde.

Unter den entsprechenden Hashtags der Top-Themen schreibt sie Tweets, die sie mit den Beiträgen verlinkt. Bei Facebook ist sie in einer sehr aktiven Gruppe von modebewussten Frauen, mit denen sie ebenfalls über die Verbindung von Emanzipation, Politik und gutem Aussehen diskutiert. Da sie auf ihrer Profilseite wieder viele Fotos von ihrem Kunsthandwerk veröffentlicht, findet sie über die Gruppe weitere Multiplikatorinnen. Bei Qype hat sie ein Geschäftsprofil und bittet aktiv zufriedene Kundinnen, sie dort zu bewerten.

Fotograf mit dem Schwerpunkt Business-Fotografie

Fotograf Peter L. aus Stuttgart hat sich entschieden, gewisse Fotos mit einer Creative Commons Lizenz freizugeben, damit sich seine Werke viral im Web verbreiten können. Die Fotos dürfen auf anderen (auch kommerziell genutzten) Websites eingesetzt werden, auch in Printwerbung. Bedingung ist nur, dass die Nutzer seinen Namen und seine Website als Quelle angeben – und zwar zu jedem einzelnen Foto.

Gemeinsam mit einigen Freunden fertigt Peter L. eine Reihe von typischen Business-Fotos an, die häufig gesucht werden. Er kategorisiert sie nach den Themen “Erfolg”, “Vertrieb”, “Geld” und “Existenzgründung”. Seine Zielgruppe sind Unternehmensberater, da diese als Multiplikatoren für potentielle Kunden dienen können.

Da er vor allem regional im Umfeld von 50 Kilometern arbeitet, wählt er den Blognamen “Businessfotos-Stuttgart” und schreibt monatlich drei Beiträge zu Urheberrechten bei Fotos, zu Trends bei Businessfotos und Berichte über große Fotografen und deren Arbeitsweise.

Auf dem Blog ist die Fotoreihe mit den “Freien Fotos” aus Flickr heraus eingebunden, über der Galerie steht genau, wie man die Fotos verwendet. Natürlich ist sein kompletter Name als Quelle angegeben, und seine Website, die ebenfalls genauso heißt wie er. Die Fotos haben suchmaschinenoptimierte Dateinamen und werden bei Flickr keywordoptimiert beschrieben.

Peter L. hat bei Twitter gezielt alle Unternehmensberater rund um Stuttgart gesucht und kontaktiert. Da die meisten von ihnen zwar einen Account haben, aber selten aktiv sind, fällt er auf, wenn er sie in seinen Tweets direkt mit ihrem @ anspricht oder anschreibt (doch Vorsicht – nie spammig werden!).

Er startet gezielt alle drei Monate eine Aktion, in der ein ein Shooting verlost. Dieses Shooting bewirbt er bei Twitter und Facebook. Dabei lässt er sich jedes Mal etwas Nettes einfallen, um den Spielreiz zu erhöhen: die Mitspieler müssen ein Babyfoto von sich bei Facebook posten, oder sie sollen ihre Lieblingsfarbe nennen und den Grund dafür in wenigen Zeichen bei Twitter beschreiben. Selbstverständlich hat auch Peter bei Qype ein Geschäftsprofil – mittlerweile mit 12 (positiven) Bewertungen

Unternehmensberaterin aus Dortmund

Ingrid W. ist Unternehmensberaterin aus Dortmund. Sie berät und begleitet vor allem Existenzgründer. Da ihr Ehemann begeisteter Hobbyfilmer ist, hat sie einen guten Camcorder, ein Stativ und ein externes Mikrofon zur Verfügung. Ingrid W. setzt darauf, dass ihre Zielgruppe so viele Informationen wie möglich braucht – sich aber auch von den vielen Informationsportalen im Web erschlagen fühlt.

Sie dreht dreimal monatlich ein kleines “Existenzgründer-Tutorial” und stellt das Video bei YouTube ein. Sie sitzt für die Tutorials im Wohnzimmer vor dem Bücherschrank und achtet auf gute Beleuchtung und guten Ton. Inhaltlich behandelt sie Themen wie “Existenzgründung und Markennamen”, “Der Zahlenteil im Businessplan”, “Fördermittel für Starter-Kredite”. Die YouTube Videos beschriftet sie keywordoptimiert nach den Keywords “Existenzgründerberater Dortmund” und “Existenzgründung Dortmund”. Sie bettet sie in ihren Blog ein, der ebenfalls den Domainnamen “Existenzgründerberater-Ingrid W…” trägt.

Sie braucht für jeden 10 Minuten-Clip 1 Stunde. Vor dem Dreh hat sie in Stichpunkten ein kleines Drehbuch verfasst und per Flipchart neben die Kamera platziert – so hat sie den roten Faden. Eine ebenfalls dort platzierte Uhr gibt vor, wie lange sie zu welchem Stichwort reden kann.

Videos werden immer gern gesehen. Sie hat eine Facebook-Fanpage erstellt und bewirbt diese vor allem über Twitter. Dabei nutzt sie die Hashtags “Dortmund”, “Existenzgründer”, “Video”, “Fördermittel”, “Tutorial”. Doch die Erfolge mit vielen Retweets führen nicht direkt zu Aufträgen, da nur wenige Existenzgründer bei Twitter sind. Darum sucht sie auch gezielt Foren, in denen Existenzgründer miteinander diskutieren. Sie fragt, wie sie ihre Videos noch verbessern könnte und welche weiteren Themen die Gründer interessieren könnten.

Auch bei Xing hat sie gutes Feedback mit den StatusUpdates und mit dem Aufbau guter Kontakte. Sie kontaktiert Bankberater, die für Gründer zuständig sind und Berater bei Businessplan-Wettbewerben. Sie untersucht die Kontakte dieser Berater und kontaktiert eventuelle Gründer. In den Kontaktanfragen weist sie auf ihre Videos in kurzen Worten hin. Dabei wird immer betont, dass sie für Themenvorschläge und konstruktive Kritik offen ist.

Ingrid W. baut sich deutschlandweit ein hervorragendes Branding auf, da mit ihrer Kompetenz nun ein Gesicht und ein persönlicher Stil verbunden wird. Auch kommt es sehr gut an, dass sie so großzügig ihr Wissen weitergibt. In ihrem Blog stehen neben dem kurzen Beschreibungen der Video-Tutorials immer wieder Kontaktadressen von Webportalen und speziellen Business-Blogs.

Die Blogger freuen sich ebenfalls über ihre Großzügigkeit und verlinken gern zurück zu ihren Videos. Ingrid W. investiert täglich eine Stunde in ihr Marketing. Sie wird zunehmend auch als Rednerin engagiert, da sie durch die YouTube Prominenz ein gern gesehener Gast in öffentlichen Business-Veranstaltungen ist.

6 Regeln für die Blog-Suchmaschinenoptimierung

  1. Habe immer das Adwords Keywordtool im Browser geöffnet und such Dir eine Begriffskombination aus, nach der Du den Beitrag schreibst. Man kann jeden Beitrag nur auf eine Keyword-Kombination optimieren!
  2. Füge die Keyword-Kombination in die Headline ein, ein- bis zweimal in den Teaser und noch einige Male in den Beitrag.
  3. Wenn Du die Description für Google beeinflussen kannst (wie bei WordPress) – dann nutze diese Chance!
  4. Du kannst den Blog-Beitrag automatisch mit Twitter und Facebook synchronisieren. Das entlastet bei der mühseligen Verbreitung – kann aber nicht alles sein, sonst wird es zu unpersönlich – Du bist ja keine Zeitung!
  5. Suche Dir immer mal Top-Themen aus, über die zur Zeit viel diskutiert wird. Schreibe Tweets, die mit einer Kurz-URL zu Deinem Blog verweisen. Versehe diese Tweets mit den entsprechenden Hashtags der Top-Themen
  6. Sei bei Facebook so persönlich wie möglich, so bunt und bilderrreich wie möglich und so unterhaltsam wie möglich. Facebook wird in der Freizeit genutzt, da will man sich entspannt unterhalten und einfach mal Spaß haben.

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