StudiVZ stirbt – alles geht zu Facebook – von der Untreue im Web

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Auch wenn Facebook gerade in Deutschland sehr in der Kritik steht – der Zulauf ist ungebrochen. Nach Studien von Comscore hat das deutsche Netzwerk StudiVZ in diesem Jahr 74 Prozent seiner Nutzer verloren, und auch „Wer-kennt-wen“ schrumpft – alles geht zu Facebook. Es bewahrheitet sich wieder einmal die Erkenntnis, dass es in jedem Bereich im Web nur Einen geben kann – interessant sind immer nur die Portale, auf denen „alle anderen auch“ sind. Wohl darum fährt Google+ jetzt auch die Strategie, erst einmal möglichst viele Accounts zu sammeln, bevor der nächste Schritt eingeläutet wird… Das Ziel ist sicher, die Mitglieder von Facebook zu Google+ zu locken. Und Web-User sind vor allem eins ganz sicher – untreu.

Im September 2011 hatte Facebook in Deutschland 37,6 Mio. Mitglieder. Alle VZ-Netzwerke zusammen (SchülerVZ, StudiVZ, MeinVZ) kommen nur noch auf 8 Mio. Mitglieder, Wer-kennt-wen auf 5,2 Mio. Nutzer. Xing hat 4 Mio., Twitter 3,3 Mio. Mitglieder.

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Noch Hoffnung für StudiVZ? Foto von planspark/ Flickr/ Lizenz CC-BY

Vor drei Jahren wollte Facebook noch die VZ-Netzwerke kaufen – nun will wohl niemand mehr für die sterbende Community nennenswerte Summen zahlen. Das Beispiel (wie schon zuvor der schnelle Tod von MySpace) zeigt, wie flüchtig die virtuelle Welt ist. Wer weiß, vielleicht ist sogar Facebook in einigen Jahren „unmodern“. Web-User bauen kaum emotionale Bindung zu den Portalen auf, darum gibt es keine langfristigere Sicherheit – was heute richtig ist, kann morgen schon vorbei sein.

Die Treue von Kunden, Fans, Mitgliedern lässt sich daran bemessen, wie stark die emotionale Bindung ist. Es muss schon viel passieren, damit ein BVB-Fan zu einem anderen Verein wechselt – Fußball ist wohl mit das emotionalste Thema. Die Treue zu einem Star schwindet häufig mit zunehmenden Alter – Musik- und Medienvorlieben ändern sich.

Kunden von regional ansässigen Geschäften sind treuer, wenn eine starke Bindung innerhalb der Nachbarschaft besteht. Auch Ärzte wechselt man nicht so leicht im ländlichen Raum wie in der anonymen Großstadt. In der virtuellen Welt ist die Bindung noch viel geringer. Online-Shops werden nach ihrem Nutzen beurteilt: nach Preis, Produkt, Kundenservice, persönlicher Ansprache.Man surft durch verschiedene Zeitungen im Netz, die Bindung zur vertrauten Zeitung schwindet.

Es ist eine heikle Aufgabe für Unternehmen, die fehlende Treue der Kunden im Web durch immer neue Anreize und positive Emotionen anzuheizen. Ohne persönliche Kommunikation über Social Media und ohne Anbindung an das reale Leben werden viele Unternehmen mehr und mehr zu austauschbaren Dienstleistern. Ob Restaurant, Anwalt, Arzt oder Internetanbieter – traditionelle Bindungen vergehen – die Kurzzeitbindung wird immer selbstverständlicher, in Familie, Beruf, Wohnort, Freizeit.

September 2011: Die 20 größten sozialen Netzwerke in Deutschland

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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One thought on “StudiVZ stirbt – alles geht zu Facebook – von der Untreue im Web

  • Reply Thomas 10. November 2011 at 11:30

    Ich war selber mal ein begeisteter VZler, nur gab es da viel zu wenige Innovationen. Als man sich dann FB anschaute und die Fülle an Möglichkeiten bemerkte, wechselte man unscheinbar zur besseren Plattform. Habe jedoch auch im VZ noch mein Account, der wird allerdings nicht so häufig genutzt, wie der neue Spitzenreiter

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