Was passiert mit einem Facebook-Profil nach dem Tod? Die „digitale Trauer“

Immer häufiger passiert es, dass der Tod soziale Netzwerke erreicht. Zum Einen sind auch immer mehr Ältere aus Facebook, Xing, Twitter, YouTube und Co aktiv, zum Anderen gibt es auch Todesfälle bei jungen Menschen. Wie die Süddeutsche berichtet, hat die Familie eines 22-Jährigen, der durch einen Unfall ums Leben kam, den Weg der digitalen Trauer gewählt. Das Facebook-Profil lebt auch heute, ein Jahr nach dem Unfall, weiter – und im gemeinsamen Trauern finden die Angehörigen und Freunde Trost.

Natürlich ist es nicht leicht, nach dem Tod eines geliebten Menschen dessen E-Mails zu lesen, die Facebook Einträge und die anderen digitalen Gespräche. Ein wenig fühlt es sich so an, wie in Tagebüchern schnüffeln – man durchbricht die Intimsphäre – und der Betroffene kann sich nicht wehren.

Da es ist sehr sympathisch, wie die Familie des 22-Jährigen aus der Nähe von Stuttgart sich überwand, mit ihrer Trauer und dem Gedenken an den Sohn an die Öffentlichkeit zu gehen. Freunde können so ihren eigenen Gefühlen Ausdruck geben, fühlen sich verstanden und werden nicht allein gelassen. Die Eltern können aktive Trauerarbeit leisten, können sich ihre Gedanken „von der Seele“ schreiben und mit Menschen teilen, die den jungen Mann vielleicht von einer ganz anderen Seite kannten! Das Bild wird dichter und bunter – und womöglich auch wahrhaftiger.

„Wenn ihr mich suchet, suchet mich in euren Herzen“ ist nun der Leitspruch auf dem Facebook-Profil, das Foto wurde ausgetauscht gegen ein Bild, das an einer Dankeskarte bei Traueranzeigen erinnert. Alle, die sich verbunden fühlen und bei Facebook als Freund bestätigt sind, können eintauchen in das Leben des Verstorbenen, können sich Fotos aus seinem Leben angucken und nachlesen, was er so in den letzten Jahren über Facebook mitgeteilt hat.

Um so sanft und einfühlsam mit Trauer umzugehen, braucht man viel Vertrauen und die Gewissheit, dass es im Sinne des Verstorbenen ist, weiter das Profil lebendig zu erhalten. Wie lange es so geht, weiß man nicht. Die Familie und Freunde haben noch keinen Kontakt mit Facebook aufgenommen. Bei Xing z.B. werden die Profile sofort auf „inaktiv“ geschaltet, wenn das Netzwerk vom Tod eines Mitglieds erfährt – nach drei Monaten wird der Eintrag endgültig gelöscht.

Was heute noch als Einzelfall die Gemüter bewegt, wird schon in wenigen Jahren täglich Angehörige beschäftigen: Die Frage nach dem digitalen Nachlass. Ich selbst habe neben meinem Testament auch alle meine Passwörter festgehalten – so dass meine Familie Zugriff zu all meine Accounts und Konten hat. Wenn das nicht der Fall ist, dann kann es allerdings wirklich Probleme geben – das sollte man rechtzeitig bedenken.

Quelle: Süddeutsche

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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2 thoughts on “Was passiert mit einem Facebook-Profil nach dem Tod? Die „digitale Trauer“

  • Reply Sabine Klaas 15. August 2012 at 08:39

    Ein sehr schöner und einfühlsamer Beitrag. Über das Passwort-Testament hatten wir uns ja schon einmal ausgetauscht, Eva. Ich habe jetzt einen Fall im entfernten Bekanntenkreis, bei dem das Facebookprofil einer Verstorbenen auch noch weiter besteht. Wie lange das beibehalten werden soll, weiß ich nicht.

    • Reply Eva Ihnenfeldt 15. August 2012 at 17:08

      Danke liebe Sabine. Ich denke man spürt, wenn auch das Facebook Profil bereit ist zu gehen…wenn wirklich die Zeit reif ist, dass nichts mehr bleibt an Aufarbeitung. Möge es allen Angehörigen ein Hilfe sein, getröstet zu werden und Abschied zu nehmen.

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