Facebook ist dabei, sich zu wandeln. War es in der ersten Zeit des sozialen Netzwerkes die Hauptfunktion, sich mit Freunden auszutauschen und Erlebnisse, Bilder, Gedanken und Eindrücke von sich mitzuteilen, werden die weltweit 1,36 Milliarden Facebook-Nutzer zurückhaltender mit ihren Informationen über sich. Gerade in Deutschland ist zu beobachten, dass die 28 Millionen aktiven Facebook Nutzer ihr Verhalten geändert haben. Wie die Tageszeitung Die Welt berichtet, gehen die Aktivitäten, Statusänderungen und Foto-Veröffentlichungen sehr zurück: Im dritten Quartal 2015 hat nur noch ein Drittel der Facebook-Mitglieder ihren Status aktualisiert – vor einem Jahr waren es noch mehr als 50 Prozent.
Gleichzeitig steigen die Gewinne des Social Network Giganten. Die Werbeeinnahmen stiegen vom Umsatz her im Jahresvergleich 2014/2015 um 40 Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar. Besonders Werbeerlöse durch Mobile Endgeräte tragen zum Erfolg bei. Man sieht also, dass zwar weniger gepostet wird – aber mehr gelesen.
Facebook scheint sich weiter auf dem Weg zur „digitalen Volkszeitung“ zu befinden. Eine Milliarde Menschen lesen täglich über das Smartphone die Statusmeldeungen ihre Freunde und Kontakte, die News von ihren bevorzugten Marken – und Artikel von Medien, die abonniert wurden. Zwischen diesen Meldungen befinden sich die Werbe-Posts, die nicht unbedingt so leicht als Werbung erkannt werden – und ja auch häufig von Facebook-Freunden empfohlen werden (übrigens ohne dass diese das wissen).
Diskussionen verlagern sich zunehmend auf andere Netzwerke, bei Fernsehformaten scheint Twitter immer mehr ins Zentrum zu rücken. Grund ist wahrscheinlich, dass bei Twitter die Meinungen und Antworten schnell „durchrauschen“ und dass es völlig normal ist, sich hinter einem Pseudonym zu verbergen – bei Facebook bleiben alle Kommentare stehen und sind über Tage und Wochen noch gut findbar. Außerdem können sich bei Twitter Zuschauer eines Fußballspiels oder einer Fernsehshow unter einem kreierten Hashtag finden und sind dann gleich in Kontakt mit allen Interessierten – auch wenn man nicht befreundet ist. Denn Twitter ist normalerweise öffentlich.
Wir in Deutschland nehmen auch wahr, dass sich bei Facebook viele Diskussionen zu aktuellen Themen auf einem Niveau befinden, mit dem man sich nicht identifizieren will. Während bei Twitter der Ton meist moderat ist, sammeln sich bei Facebook primitive und emotional extreme Meinungen. Kein Wunder also, dass immer weniger Menschen Lust haben, etwas über sich zu veröffentlichen – wer will schon Opfer von frustrierten gehässigen Kommentaren werden!
Facebook scheint nüchterner zu werden. Man legt sich Listen an mit Medien und Presserezeugnissen, die man morgens ähnlich durchscrollt wie früher die Tageszeitung. Es ist kinderleicht, sich eine „News“-Liste anzulegen und anzupassen. Facebook schlägt dem Leser verschiedene Medienerzeugnisse vor – ohne langes Suchen können diese Medien wieder entfernt werden oder auch anklicken, dass man die Meldungen eines bestimmten Mediums als Erstes angezeigt haben möchte.
Natürlich möchte Facebook, dass möglichst viele Interaktionen passieren, dass viele Fotos und Videos hochgeladen werden – aber dank Instagram und WhatsApp bleiben ja die vielen persönlichen Mitteilungen „in der Familie“ – es hat sich alles eben nur ausgedehnt und ausdifferenziert. Meine Prognose: Facebook wird zunehmend zur individualisierten „Volkszeitung“, mit viel Werbung und vielen Möglichkeiten, Emotionen zu den News zu äußern und Themen zu diskutieren.
Bildquelle: Pixabay_geralt
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