Eva Ihnenfeldt: Die kleine Abigael fährt am 30.10. mit ihrer Mama ins Einkaufszentrum. Schon wieder ertönt im Radio ein Werbespot zum US-Wahlkampf. Da bricht die Vierjährige schluchzend zusammen: „Ich bin so müde von Bronco Bamma und Mitt Romney“. Oder wie es ein deutsches kleines Mädchen sagen würde: „Ich habe es so satt, ich kann es nicht mehr hören und sehen, das soll endlich aufhören.“ Die Mutter tröstet (mit gezücktem Handy), dass ja in wenigen Tagen der Wahlkampf vorbei wäre.
Ich stelle mir vor, wie die kleine Abigael freudig zur Tür rennt, weil es geklingelt hat – doch statt der Omi stehen da zwei freundliche Herren im Anzug und fragen sie lächelnd, ob sie denn auch Patriotin sei? Und das nicht einmal – nein alle paar Tage! Ich stelle mir vor, wie die kleine Abigael im Fernsehen und im Radio alle paar Minuten von diesen unheimlichen emotionalen Spots angesprochen wird. Und mehrmals in der Stunde klingelt das Telefon, und ein Roboter fordert sie auf, sich für die Wahl einzutragen und den „Richtigen“ zu wählen. Da muss man ja durchdrehen!
Abigaels Zusammenbruch als 20 Sekunden-Video: In drei Tagen waren es schon 7 Millionen Aufrufe bei YouTube, und zählt man die vielen Uploads von anderen YouTube-Usern hinzu, kommen wir heute – 5 Tage später, auf über 10 Millionen Menschen, die in einer Mischung aus Amüsement, Mitleid, Solidarität und Ärger das Video ansehen, kommentieren, liken und teilen.