Die meisten Arbeitnehmer in Deutschland sehen ihre Chancen, beruflich weiter zukommen, pessimistisch. Sie schätzen ihre Aussichten, sich in ihrem Job weiterzuentwickeln, „schlecht“ bis „sehr schlecht“ ein. Trotzdem können sich nur 18 Prozent vorstellen, ihren Job gegen eine selbständige Existenz einzutauschen. Im Frühjahr 2009 waren es sogar nur 15 Prozent. Als Ursache vermuten Wissenschaftler unter anderem, dass die guten Förderbedingungen in Deutschland zu wenig bekannt sind.
Objektiv betrachtet werden in Deutschland Unternehmensgründungen sehr gut gefördert – die öffentliche Förderinfrastruktur ist eine der besten in Europa. Doch das Wissen über die Fördermöglichkeiten ist sogar bei Fachleuten wenig durchgedrungen. So meint Dimitri van den Oever, Amway-Geschäftsführer und gebürtiger Niederländer: „Mein Eindruck ist, dass in den Niederlanden mehr getan wird, um Gründern zu helfen“.
Dietmar Harhoff, Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und Leiter der von Amway beauftragten Umfrage der Initiative „Zukunft Selbstständigkeit“, vermutet ebenfalls, dass hier eine Wahrnehmungsscherre vorliegt: „Einerseits beginnt die Finanzkrise, auf den Arbeitsmarkt durchzuschlagen. Andererseits hoffen die Menschen eventuell auf weitere unterstützende Maßnahmen des Staates zur Arbeitsplatzsicherung.“ 69 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass ihr aktueller Lebensstandard gesichert ist.
Besonders ältere Arbeitnehmer und Frauen scheuen den Sprung in die Selbständigkeit. Junge Beschäftigte und Ostdeutsche sind risikofreudiger. 28 Prozent der 14- bis 29-Jährigen können sich durchaus vorstellen, ein Unternehmen zu gründen. Eine nebenberufliche Selbständigkeit hingegen ist allgemein akzeptiert: 80 Prozent der Deutschen finden es denkbar, das Angestellteneinkommen durch eine selbständige Nebentätigkeit aufzubessern.
Selbstverständlich ist es wünschenswert, dass sich der Arbeitsmarkt nicht dramatisch negativ entwickelt in den nächsten Jahren – doch selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel warnt davor zu denken, die Krise sei schon vorbei.