Instagram Reels: Kopie von TikTok und Social Entertainment

Teenager sind anders als Erwachsene. Sie sind dabei herauszufinden, wer sie außerhalb von Erziehung und Umfeldbeeinflussung wirklich sind. Sie testen ihre Fähigkeiten, Stärken und Schwächen innerhalb ihrer Peergroups (früher sagte man Cliquen) und sie haben ein starkes Bedürfnis, sich kreativ zu verwirklichen. TikTok ist dafür ein ideales Tool. Nun hat Instagram die typischen Funktionen von TikTik kopiert, um Nutzer von der chinesischen Plattform auf die eigene zu locken. Das hatte ja schon mit den „Stories“ wunderbar funktioniert, die bei Snapchat so erfolgreich waren.

15-Sekunden-Videos – für die „Generation Goldfisch“

Bild von Markus Winkler auf Pixabay 

In Kürze zusammengefasst sind Instagram Reels 15-Sekunden-Videos, die viele Möglichkeiten der Bearbeitung bieten. Falls man die TikTok App auf dem Smartphone installiert hat, sieht man direkt auf der Startseite, was solche 15-Sekunden-Videos leisten können. Denn TikTok funktioniert nicht nach dem „Follower-Prinzip“ sondern danach, welcher Content ganz allgemein am beliebtesten ist. Man kann zwar auf „Folge ich“ umstellen, um die bevorzugten Kanäle zu verfolgen – doch im Wesentlichen verlassen sich die Konsumenten darauf, welche Vorauswahl TikTok trifft. Jeder TikTok-Creator muss also bei jedem Video, das er erstellt, aufs Neue beweisen, dass das Video richtig gut ist. Was hat das für Konsequenzen?

Keine Frage, Instagram ist nicht TikTok. Während das chinesische TikTok die Jugend der Welt begeistert mit organischem Content (wahrscheinlich um auf möglichst viele Smartphones Zugriff zu haben) geht es Facebook darum, möglichst viel Werbung zu verkaufen – den Datenzugriff haben sie ja schon…

Der Erfolg von TikTok beruht im Wesentlichen auf folgenden Faktoren:

  • 15 Sekunden Videos sind FastFood. Man kann sich rasch immer weiter unterhalten lassen. Der Konsum ist mühelos und macht regelrecht süchtig nach mehr. Da die Aufmerksamkeitsspanne im Digitalen sehr reduziert ist, passen die oft witzigen Selbstdarstellungen in unsere Zeit. Durch Hashtags, Kulturgruppen und Likes kann die KI von TikTok die Vorlieben der Konsumenten bedienen.
  • Die Creator sind meist sehr jung und haben in ihren Peergroups bzw. mit ihren Freunden reichliche Möglichkeiten, sich auszuprobieren. Das macht Spaß und zeigt anhand der Zahlen rasch, wie man gutes Entertainment gestaltet. Ob mit Karaoke, Tänzen oder anderen Unterhaltungs-Clips… man kann sich immer weiter perfektionieren, indem man experimentiert und lernt.
  • Das TikTok Profil ist in der Regel öffentlich – ähnlich wie bei Twitter. Die Creator gewöhnen sich daran, sichtbar zu sein und lernen, mit ihrer „Prominenz“ umzugehen. Viel intensiver noch als bei Instagram sind jedoch die meisten Nutzer passive Konsumenten – für ein Coming-Out braucht man Mut. Schließlich will man unterhalten! Mit Urlaubsfotos kommt man nicht weit bei TikTok.

15-Sekunden-Videos bei Instagram – Reels für Marketing und Werbung…

Wie gesagt ist es das Bestreben von Instagram, Werbung zu verkaufen. Dafür werden gern Konkurrenten kopiert und auf deren Erfolgen aufgebaut. Nun sind also Marken und Influencer gefragt: Wie können sie erfolgreiche Reels produzieren? Und welche Priorität wird Instagram nach der Testphase Reels zusprechen? Werden sie auch in den Algorithmen TikTok kopieren und mehr und mehr vom Follower-Prinzip abrücken?

Ich glaube, dass im Bereich Social Media die Nutzer immer anspruchsvoller werden. Der Austausch mit dem privaten Umfeld hat sich ja schon länger in private Messenger (absoluter internationaler Marktführer ist her WhatsApp von Facebook) verlagert. Bei Facebook tauscht man sich bewusst öffentlich – oder in Facebook-Gruppen – aus. Bei Instagram erwarten die Nutzer Inspirationen für Reisen, Selbstoptimierungen, Lifestyle, DIY-Möglichkeiten, Entertainment… und sie folgen Prominenten, die sich regelrecht stalken lassen über ihre Stories.

Wir alle kennen den Effekt, dass wir gelangweilt durch die Stories huschen in der Hoffnung, auf etwas wirklich Spannendes zu treffen. Was wäre, wenn Facebook ähnlich wie TikTok nicht länger auf das Followerprinzip setzt, sondern auf unsere Interessen, Werte und Emotionen?

Mit unseren Freunden können wir uns schließlich bei WhatsApp austauschen – sind dort die Status-Stories nicht eigentlich viel besser untergebracht als in dem konsumorientierten Instagram? Bei Insatagram wollen wir wie bei einem Schaufensterbummel Kaufoptionen erhalten! Haben, haben, haben ist unsere Freude! Emotionale Verführung ist die Aufgabe der Anbieter!

Neues Berufsbild: Der Social Media Entertainer!

Ich vermute, dass es ein ganz neues Berufsfeld geben wird, in das vor Allem junge Menschen strömen: Der/ die Marken-Entertainer/in. Es reicht für 15-Sekunden-Videos nicht aus, attraktiv und sportlich zu sein – jetzt geht es darum, ein Superentertaniment zu präsentieren!

Lustig, verblüffend, inspirierend, rührend, ästhetisch, künstlerisch, aufweckend, mutig… Marken sollten sich nach Talenten umschauen, die ihre Produkte faszinierend präsentieren und verkaufen können. Und was bedeutet das für kleine Unternehmen? Schließlich können sich nur Marken mit großem Werbebudget solche Influencer bzw. Mitarbeiter leisten…

Ideal ist es immer, wenn die/der Chef/In selbst ein charismatischer Entertainer ist – sowohl in der persönlichen Begegnung als auch im Internet. Erfolg kommt eben in erster Linie durch die persönliche Bindung. Die Alternative ist, eindeutig exklusive Produkte zu verkaufen – oder sehr günstige Preise anbieten zu können. Aber wer bewegt sich schon in dieser Nische? Sind wir nicht alle ersetzbar?

Müssen wir jetzt alle Entertainer werden?

Zumindest können wir ausprobieren, ob wir mit Videos und Podcasts auf Interesse stoßen in unseren Communities. Kurz muss es sein, auffallend muss es ein, emotional berührend muss es sein – und wie gesagt, Comedy geht immer.

Also nur Mut! Was soll schon passieren? Natürlich wird unser FastFood-Content zunächst kein Meisterwerk sein. Doch Übung macht den Meister. Und wenn tatsächlich die Ansprüche der Konsumenten mehr und mehr Richtung Social-Entertainment gehen, haben auch wir Älteren ganz schön etwas zu lernen: Finde Deine Entertainment-Talente – und optimiere Dich ständig…

Weiteres hier bei OMR: Vor- und Nachteile von Instagram Reels im Vergleich zu TikTok

Instagram Reels Anleitung auf Deutsch:

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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2 thoughts on “Instagram Reels: Kopie von TikTok und Social Entertainment

  • Reply Brigitte 4. Juli 2020 at 18:32

    Hi Eva Ihnenfeldt,

    ich nutze seit ca. 1 Woche Instagram Reels. Ich finde es witzig, mir dazu einen Redaktionsplan zu entwerfen. Jedenfalls habe ich Spaß dabei. Vergnügte Grüße aus Dortmund von Brigitte Jülich von Erfolg Orange

    • Reply Eva Ihnenfeldt 5. Juli 2020 at 11:05

      Oh, da geh ich mal gucken ob ich das bei Dir finde! Toll, dass Du alles ausprobierst. <3

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