MACHT VERÄNDERT DEN CHARAKTER – DOCH LEIDER SELTEN ZUM GUTEN…

Philip Zimbardo, Professor für Psychologie an der amerikanischen Stanford University, hat in einem berühmten Experiment untersucht, wie sich Menschen verhalten, die plötzlich zu Macht kommen. Das Experiment, dass 1971 in einem US-Gefängnis  mit ganz normalen Menschen durchgeführt wurde, musste nach wenigen Tagen abgebrochen werden, da die Probanden, die die Wärter spielten, ihre Machtposition extrem missbauchten. Seitdem wird „Macht“ wissenschaftlich auf der gazen Welt intensiv untersucht. Der deutsche Professor für Sozialpsychologie an der Universität Hamburg, Erich Witte, kommt zu dem Schluss: „Nur in den seltensten Fällen kann jemand Machtmissbrauch widerstehen.“Dabei sind die Menschen, die zu Macht kommen, zunächst meist eher ehrlich, offen, großzügig, warmherzig. Denn „Unsympathen“ werden weniger gefördert, Macht baut sich vor allem dar

auf auf, dass man von seinerm Umfeld geschätzt und gemocht wird. Was außerdem zu Macht führt, ist eine charismatische Ausstrahlung – etwas, was die Menschen begeistert.

Hat man jedoch erst einmal Macht erlangt, verändert sich unweigerlich der Charakter – und das selten zum Guten. Gerade die hilfsbereiten, freundlichen Aufsteiger werden plötzlich herrisch, despotisch, rücksichtslos. Sachliche Kritik wird häufig als Versuch verstanden, die eigene Machtposition demontieren zu wollen. Fähige Mitarbeiter werden abgesägt, um den Machterhalt zu sichern. Termine bekommen zeitnah nur noch Menschen aus dem „In-Kreis“ – die anderen hält man sich durch lange Wartezeiten vom Leibe.

Dacher Keltner, Psychologe an der Universität Berkeley hat festgestellt , dass Menschen mit Macht sich tendenziell benehmen wie Menschen mit einem Hirnschaden. „Man kann Machterfahrung als einen Vorgang beschreiben, bei dem jemand einem den Schädel öffnet und den Teil rausnimmt, der besonders wichtig für Empathie und sozial angemessenes Verhalten ist“, sagt er.

Doch es gibt Möglichkeiten, dieser Gefahr der negativen Charakterentwicklung entgegenzuwirken. Wir brauchen schließlich Menschen mit Macht und Verantwortung, und wir brauchen Führungspersönlichkeiten, die an ihre Überzeugungen glauben, die sich großartig finden und die nur schwer beeinflussbar sind.

Wichtig ist, dass Bewusstsein in diese Charakterwandlung gebracht wird. Der freundliche Aufsteiger muss von Anfang an die Gefahren und deren Ursachen kennen. Er/ Sie muss den Preis, den diese Veränderung mit sich bringt, analysieren können und laufend die Distanz zur eigenen Person wahren. Dabei kann ein Coach gute Unterstützung geben. Schuldgefühle und moralische Tabus sind konktraproduktiv. Nach Macht zu streben, ist natürlich, denn „Macht“ bedeutet auch „Freiheit“.

Die Fähigkeit zur Selbstreflexion der Führungsriege ist allerdings nicht genug. Unternehmen sollten klare Regeln aufstellen, die einen Machtmissbrauch bestmöglich verhindern. Ein ehrliches Feedback auf allen Ebenen ist als Teil der Unternehmenskultur die beste Prävention. Macht besitzen ist schön – aber es macht auch einsam – jedes Ding hat nun mal seinen Preis.

Weiter zum Thema aus spektrum.de: Mächtige urteilen strenger über Fehler

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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2 thoughts on “MACHT VERÄNDERT DEN CHARAKTER – DOCH LEIDER SELTEN ZUM GUTEN…

  • Reply Sabrina 2. August 2021 at 08:58

    Interessanter Artikel.
    Ich las „Buddha meets Badass“ von Vishen Lakhiami und sein beschriebener Weg ist es, erst der Weg nach innen und dann nach außen.
    Ich frage mich, wenn ich selbst mit mir im Reinen bin – kommt es dann auch zu einem solchen Verhalten?
    Wann kann sich das Ego zurücknehmen und Mitgefühl und Verbundenheit treten in den Vordergrund?
    Sollten wir vielleicht erst uns kennen lernen, Dankbarkeit, Vergebung ….praktizieren, ehe wir auf andere Menschen losgelassen werden?

    • Reply Eva Ihnenfeldt 3. August 2021 at 13:00

      Hi liebe Sabrina,
      das frage ich mich auch manchmal – ich selbst hüte mich einfach (bisher erfolgreich) zu Macht zu kommen. Möchte nicht wissen, wie ich mich verändern würde… Schätze, nur wenige Menschen sind da resilient gegen. Aber auf andere Menschen losgelassen werden geht auch, wenn man keine Macht über sie hat. Augenhöhe geht doch auch beruflich!Zumindest wenn man selbstständig ist so wie ich.
      Keinen Herrn über mir und keinen Knecht unter mir. So hab‘ ichs gern. Ganz liebe Grüße von Eva

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