Es ist die immerwährende Frage aller Fragen: Wie bekomme ich eine gute Vernetzung hin?
Die Frage wurde auch beim Social Impact Barcamp in Duisburg gestellt bzw. wurde eher gefragt, was die Szene – also die ökologisch angehauchte grüne Gründerszene, die sozial die Welt verbessern möchte, denn dafür ist das Social Impact Lab in erster Linie da – denn so brauchen würde. Eine gute Vernetzung! Klar! Netzwerke sind wichtig. Allerdings schlage ich dann meistens die Hände über den Kopf zusammen und möchte den Leuten zurufen: Ja, dann vernetzt euch doch, was hindert euch daran?
Es könnte daran liegen, dass man selbst sich innerhalb einer bestimmten Szene bewegt. So wie die Gründer im Social Impact Lab halt grüne, soziale und kulturell wichtige Themen bearbeiten, die nicht unbedingt etwas mit Profitdenken zu tun haben. (Wir haben eine Session lang darüber debattiert, was nun wirklich der Begriff „Soziales Unternehmen“ heißt, das möchte ich jetzt nicht auch noch mal machen, denn das Ganze ist kompliziert und komplex und da hat wohl auch jeder seine eigene Definition.) Das heißt: Wenn ich als Gründer eine Idee habe, die ökologisch sinnvoll ist, dann werde ich mich in erster Linie an die Leute wenden, die für grüne Themen offener sind als der normale Gründungswettbewerb. Höre ich das Wort Filterblase?
Das Gras ist uns selbst genug
Nun ist es natürlich sinnvoller, dass wenn ich als ökologischer Gründer einen Kredit brauche mich wohl eher an die GLS Bank oder ähnliche Geldinstitute wende, die mir eventuell bessere Konditionen einräumen können als das, was ich sonst einer anderen Bank bekommen könnte. Und natürlich: Wenn es Experten zum Thema Gründen von gemeinnützigen Geschäften gibt, dann bin ich bei solchen Veranstaltungen auch besser aufgehoben.
Wo ich dann auch schon vielleicht die entsprechenden Vernetzungen tätigen kann, klar. Aber aus der Warte von Außen klingt dieser Wunsch nach Vernetzung immer so, als würde man erwarten, dass alles irgendwie zu dem Kommen soll, der sich so gern vernetzen möchte. Was natürlich nie passieren wird, man muss da schon aktiv sein und neugierig und die Augen offen haben. Und dann auch mal den eigenen Komfortbereich verlassen. Das aber ist irgendwie – schwierig.
Ein ökologischer Gründer wird nie auf die Idee kommen sich auf Veranstaltungen zum Thema Personal blicken zu lassen. Ein SEO-Fachmann wird auch kaum auf einer Landwirtschaftsmesse sich umtun. Zugegeben: Manchmal sind die Themen auch einfach nicht passend. Aber was hält einen SEO-Fachmann denn nun wirklich davon ab sich mal unter die Landwirtschaftsleute zu mischen? In der Regel haben die auch Webseiten, die optimiert werden können und in der Regel klagen die auch immer darüber im Netz nicht gesehen zu werden. Auch ein ökologischer Gründer wird – es sei denn, er möchte nicht skalieren, was total okay ist, aber im normalen Gründungsvorhaben-Prozeß komischerweise immer verlangt wird – irgendwann Personal benötigen oder sich mit der Thematik beschäftigen müssen. So weit weg sind die Themen an sich dann auf einmal doch nicht mehr.
Die Angst vor dem Neuen
Nun ist unser Gehirn so gestrickt, dass es lieber dem Alten und Bewährten und Bekanntem vertraut und das bevorzugt. So fällt es uns auch stets schwer Altes einfach loszulassen. Wir sind halt Gewohnheitstiere. Deswegen sitzen wir ja meistens mit den Bekannten an einem Tisch und nicht mit Fremden bei Veranstaltungen. (Außer es sind gerade keine Bekannten da, dann geht das ja nicht anders.) Von daher ist das Erkunden des eigenen Tellers durchaus verständlich. Und ja, ich tappe auch immer wieder in diese Gewohnheit rein.
Aber bringt uns die Angst vor dem Neuen denn irgendwie weiter? Wenn wir nie Neues erfahren, nie das Neue auskosten und erleben – wie sollen wir dann unseren Horizont erweitern und uns verbessern? Oder wie wollen wir, wenn wir uns vernetzen möchten nicht doch irgendwie neue Kontakte knüpfen, nette Menschen kennenlernen – bisweilen auch ein Jobangebot, hüstel – oder einfach mal feststellen, dass es dann doch nicht lohnt zu einer Veranstaltung zu gehen und in der Zukunft lieber auf dem Sofa zu Hause zu bleiben? Natürlich wollen wir Letzteres. Und wenn wir was wollen, dann – dann…
Dann sollten wir das auch tun und mal jenseits der bisherigen Komfortszene denken, uns auf den Weg machen zu den ganzen Veranstaltungen, die es allein Ruhrgebiet gibt und ja, zugegeben: Auf einen Kongress über das Programmieren von Arduino-Rechnern kriegt mich so schnell nun auch keiner mehr hin. Aber immerhin weiß ich jetzt, was ein Arduino-Rechner ist und kann. Und wenn mich jetzt jemand fragen sollte: „Du, ich hab da eine super Idee, wie man die Welt grüner, besser und gerechter machen kann“ – dann weiß ich wenigstens, wo der nette Mensch jemanden findet, der genauso denkt wie er. Nämlich die nächste Straße links, etwas geradeaus, Richtung Hafen und immer schön am Pförtner vorbei… (Haniel-Firmengelände und Coworking-Standort, ich krieg das zwar immer noch nicht zusammen wie das klappt, aber egal.)