Das Mediengericht: Ende mit Schlecken

Animalische Studiogäste haben sich nicht nur in der „Großen Show der Naturwunder“ mit Frank Elstner und Ranga Yogeshwar bewährt. Warum man aber trotz liebenswürdiger Tiere floppen kann, zeigt der TV-Dinosaurier Jürgen von der Lippe mit einem seltsamen Sat1-Quiz.

dasmediengerichtWie der Hase läuft, wissen Sie, wenn Sie auch nur eine einzige der vier produzierten Folgen von „Tiere wie wir“ gesehen haben. Leithammel Jürgen von der Lippe, bekannt als Liebhaber verbaler Zweideutigkeit, stellt Tier-Fragen, zwei Rateteams unter Vorsitz der dauerpräsenten Oliver Pocher und Bernhard Hoëcker albern als Versuchskaninchen herum und geben im besten Fall irgendwann Antworten. Ein Tierarzt kommentiert als niveauhebender Experte. Und ja, Tiere tauchen zwischendurch auch auf. Am Schluss ist es immer eine Ziege, die an den nackten Füßen eines arretierten Verlierer-Team-Mitglieds schleckt.

Die Leitfrage, was Menschen mit der Tierwelt gemeinsam haben, scheinen vor allem die prominenten Kandidaten mit ihrem überdrehten Verhalten eindrucksvoller aufzugreifen, als ihnen vielleicht selbst bewusst ist. Tiere? Wie wirr!

Bis zum Schlecken im Finale, das prima als Prüfung ins RTL-Dschungelcamp passen würde, ist es leider ein zäher Weg. Zwar gelingt gelegentlich ein lustiger Spruch. Doch man wird das Gefühl nicht los, diese Menschen, von denen sich nicht wenige zum Affen machen, beim verzweifelten Versuch zu verfolgen, eine Stunde Sendezeit zu füllen. Dabei helfen immerhin Werbepausen (für ausgefuchste Schlaufüchse mit einem Gewinnspiel wie diesem: Welches Wort ist gesucht? Tie☐e).

Helfen müssen auch vorab in Szene gesetzte Applaus- und Lach-Sequenzen des Publikums, um die Sendung im Zusammenschnitt geschmeidiger erscheinen zu lassen, als sie bei der Aufzeichnung war.

Bleibt zu hoffen, dass Sat1 diesen Quatsch – der Sender selbst spricht übrigens von „Comedy-Quiz-Show“ – nicht fortsetzt, was schon wegen des Quotenschwundes anzunehmen ist. Schließlich sollte auch im medialen Biotop gelten: Lieber ein schnelles Ende mit (Ziegen-)Schlecken als ein Schlecken ohne Ende auf dem Folterstuhl.

Ein Name des Volkes:
Michael Milewski

PS: Gehen Sie doch mal wieder in einen Zoo und sprechen Sie mit dem Tierpfleger. Da erfahren Sie womöglich mehr als im Fernsehen.

Das Mediengericht ist eine mehrgängig delikate, bisweilen beklagenswerte Angelegenheit: Manchen schmeckt nicht, was sie vorgesetzt bekommen, andere kochen sich sogar ihr eigenes Süppchen. Michael Milewski serviert Ihnen in seiner Kolumne anregende Kostproben aus der Medienküche, würzt kritisch nach – und lädt Sie genüsslich ein, beim Konsumieren unbefangen auch über den medialen Tellerrand hinauszuschauen.

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