Manche werden sicher die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und fürchten, nun wäre endgültig das Ende der Zivilisation eingeläutet – doch ich finde es fantastisch: Wie ich gerade bei BILD-online gelesen habe, führen Niedersachsens Schulen den Umgang mit Internet, Handy, Facebook, Twitter und Computerspielen als Pflichtfach ein – das wird auch wirklich Zeit.
Solange sich das Bildungssystem dem Internet verweigert, muss man auch nicht darüber lamentieren, dass Jugendliche in viele Fallen tappen und die interaktiven Medien völlig unreflektiert und „verwildert“ nutzen. Die Möglichkeiten, über YouTube, Twitter, Blog und Facebook Wissen zu erlangen und in Teams gemeinsamen zu lernen, sind enorm – doch den konstruktiven Umgang mit dem Internet muss man lernen, genau wie den Umgang mit Büchern und Taschenrechnern.
Was man mit Twitter, Facebook und Co in der Bildung anfangen kann – ein paar Beispiele:
- Die Lehrkraft gibt einen kurzen Überblick über den Stoff und erteilt Aufgaben, die über Internetrecherche zu bewältigen sind. Gerade in Geschichte, Politik, Pädagogik und anderen Geisteswissenschaften ist das sehr interessant und fruchtbar. Die Ergebnisse können in internen Blogs gesammelt – und anschließend verglichen, analysiert und diskutiert werden.
- Auf YouTube gibt es viele interessante Videos zu naturwissenschaftlichen Themen. Die Schüler lernen, sich im Google-Dschungel zurecht zu finden und gute von schlechten Quellen zu unterscheiden. Sie vergleichen und recherchieren Beiträge und Videos und stellen neue Unterrichtsmaterialien zu den Themen zusammen – die (nach Beurteilung durch die Lehrkraft) in ein gemeinsames Portal kommen, auf dass die Öffentlichkeit Zugriff hat – so wächst das allgemein zugängliche Bildungsmaterial.
- Die Schüler erstellen statt schriftlicher Referate und Gruppenarbeiten, die anschließend für immer verschwinden, Arbeiten, die öffentlich im Netz zugänglich sind – und wikimäßig überarbeitet werden können. So gewöhnen sich die jungen Menschen daran, Wissen zu produzieren, gemeinsam zu optimieren und kritisch zu hinterfragen.
Das sind nur einige wenige Ideen. Man kann Fremdsprachen mit Partnerschulen in vielen Ländern lernen, man kann Kunst, Musik und Literatur erstellen und öffentlich machen, man kann von zu Hause lernen, wenn man krank ist, kann Vorträge der Lehrkraft zu Hause noch einmal sehen und und und.
Wenn die Begrenztheit des Gewohnheitsleibes erst einmal überwunden ist, werden sicher viele neue Ideen die Welt sprengen und unser Wissen revolutionieren. Denn Eines ist sicher: Lernen muss Spaß machen, und was macht schon wirklich mehr Spaß als Wissensreichtum? Fähigkeitsreichtum? Souveränitätsreichtum? Da kommen (wenn die existenziellen Bedürfnisse befriedigt sind) nur noch Liebe und Freiheit als noch attraktiver daher – sonst nichts.