Instagram entwickelt sich gerade zu einem „Digtalen Shopping-Schaufenster“. Vielleicht kann man es sich ein bisschen so vorstellen: Wir wandern in einem Urlaubsort über einen gigantischen Trödel- und Kunsthandwerkermarkt. Wir ertrinken regelrecht in schönen Produkten, Erlebnissen und Köstlichkeiten. Da, wo sich viele Menschen um einen Stand sammeln, vermuten wir beste Ware. Kunden tragen durch die Gassen Tüten mit Markenaufdrucken. So erkennen wir schon an den Verpackungen die „Likes“. Kleidung, Food, Fotografien, Wellnessangebote und Dekoration – und ganz viel Musik. Doch nicht alles ist echt auf diesem internationalen Trödelmarkt – oft genug sind Schauspieler und Maschinen unter den angeblich glücklichen Fans. Das sollten wir wissen.
Nirgendwo ist es so leicht, Follower und Likes zu gewinnen wie bei Instagram. Instagram hat die Philosophie, dass wir uns alle gegenseitig motivieren und bestätigen sollen. Man gibt schon allein deshalb Likes zu allen möglichen Posts, weil man die Instagram-Freunde nicht enttäuschen will. Das gibt den Laienfotografen und Eigenmarketing-Aktiven Bestätigung und trägt dazu bei, dass man möglichst häufig in der App unterwegs ist. Man will ja keine Enttäuschungen produzieren! Gibst Du mir ein Like, gebe ich Dir ein Like. Schenkst Du mir einen Emoji-Kommentar, schenke ich Dir einen Emoji-Kommentar. Markierst Du mich in einem Post oder einer Story, markiere ich zurück.
Zwischen den vielen freundlichen Laien und Marktplatz-Besuchern gibt es natürlich die Händler und Vertriebler. Sie haben klare Ziele bei ihrer Instagram-Strategie: Follower aufbauen, Engagement steigern, Reichweite und eine hervorragende Sichtbarkeit im Algorithmen-Dschungel. Denn seit Facebook auch bei Instagram die Algorithmen entscheiden lässt, haben es Instagramer schwerer: Ob ihr Content bei ihren Followern angezeigt wird, bestimmt ein Filter. Wer spamt oder unerwünschte Aktivitäten zeigt, wird womöglich abgestraft.
Doch Facebook lässt (noch) die Zügel erstaunlich locker. Während bei Facebook die kommerziellen Accounts mit ihren Fanpages resigniert Werbeanzeigen schalten, damit sie weiterhin von ihren Abonnenten gesehen werden, ist bei Instagram die organische Reichweite auch für Business-Accounts weiterhin hoch.
Auch sind die neuen Funktionen in den Instagram Stories für Händler attraktiv und erleichtern das direkten Shoppen. Kein Wunder, dass sowohl die Marken und Händler selbst – als auch die bezahlten „Influencer-Models“, die gegen Honorar für Produkte werben, eine Menge tun, um Reichweite und Engagement zu erhöhen. Schließlich zählt zunächst die Masse. Der eigentliche ROI (Return on Investment bei Berücksichtigung aller Ressourcen) wird erst später kritisch überprüft.
Online Marketing Rockstars hat ein bisschen Licht in die Tricks der Instagram-Marketer gebracht. So viel Tricks und Tools und automatisierte Prozesse durchziehen dieses visuelle Social Network, das bei der Entstehung nichts weiter wollte als Menschen verbinden, die Spaß am Fotografieren mit dem Smartphone haben…
Heute gibt es unzählige Bots (Programme), die gegen Bezahlung Follower aufbauen, liken und standardisierte Kommentare verteilen. In WhatsApp-Engagement-Gruppen verpflichten sich Instagramer, sich täglich um eine bestimmte Uhrzeit gegenseitig zu liken und zu kommentieren. Auch Telegram ist sehr beliebt, das sich dort tausende in Engagement-Gruppen zusammenschließen können.
Werbung für Engagement-Gruppen bei Kleiderkreisel
Follower kaufen ist da schon fast ein alter Hut und wird immer seltener genutzt. Zu häufig wurden schlechte Erfahrungen gemacht, wenn Facebook die entsprechenden Accounts mit dem gefürchteten „Shadowban“ belegt. Stattdessen kann man bei erfolgreichen Instagram-Accounts Likes und Kommentare kaufen – oder für beträchtliche Summen die Option, von diesen Influencern in einem Post getaggt zu werden. Solche Shoutouts können glatt vierstellige Summen kosten.
Man sollte wirklich unbedingt den Beitrag aus OMR lesen um zu verstehen, welcher Wildwuchs bei Instagram grassiert. Klar kann man es nicht ändern, doch immerhin kann man Medienkompetenz aufbauen und sich somit vor Manipulationen schützen. Und falls Instagram im eigenen Marketing eine bedeutende Rolle spielt, kann man natürlich auch selbst Tricks anwenden, um Reichweite und Zuspruch zu erhöhen. Ich befürchte allerdings, dass Facebook (die ja im Hintergrund diese ganzen Spielchen mitverfolgen und kennen) irgendwann zum Gegenschlag ausholen wird.
Es ist immer das selbe Spiel: Mach als mächtige Plattform die kommerziellen User zunächst süchtig, indem Du ihnen jede Menge Freiheit gibst und ihnen die Illusion vermittelst, sie können Dich als „Dealer“ über Netzwerke, SEO und Tools austricksen. Dann verringere die organische Reichweite und verlange Geld für Sichtbarkeit. Die Trickser strafe ab zur rechten Zeit und mache ihre Accounts unsichtbar.
So kannst Du Deine Machtposition als Anzeigenverkäufer verstärken. Du hast Dein Klientel abhängig gemacht von Dir. So läuft es bei Google, so macht es Amazon, so macht es Facebook. Kann man mitmachen – aber man kann auch gegensteuern…
Ich empfehle eigene Plattformen und Netzwerke, um sich nicht zu sehr in die Abhängigkeit der Big Player zu begeben. Blog, Forum, Online-Shop und Newsletter sind mühselig, keine Frage. Doch erpressbar sein ist auch kein Vergnügen. Überlisten kann man Facebook ganz sicher nicht. Wer in dieser Illusion lebt, wird ein böses Erwachen erleben.
OMR vom 18. Oktober 2018: Mit diesen Tricks bauen Instagram-Influencer ihre Reichweite und Engagement auf