Wie das Leben so spielt: Man begegnet sich, verliebt sich, und irgendwann trennt man sich vielleicht auch wieder. Es gibt leichtere Trennungen, bei denen beide Partner ihre Unabhängigkeit bewahrt haben mit eigenen Wohnungen und Finanzen. Bei Familien mit Kindern wird es dann sehr schwer, dem Anderen die Trennung zu gönnen. Und dann gibt es noch die Trennungen, weil der Partner/ die Partnerin verstorben ist. Das kann ganz besonders schmerzhaft sein, weil man beim besten Willen nichts mehr daran ändern kann. Heute leben wir in Zeiten, in denen zumindest jüngere Menschen in sozialen Netzwerken aktiv sind. Eine Untersuchung der University of Colorado zeigt nun, wie quälend das sein kann, wenn man verlassen wurde…
„Werde ich niemals frei von all dem Mist sein?“
Für die Untersuchung wurden 19 Interviews mit Menschen geführt, die eine Liebestrennung erfahren haben. Sie erzählen davon, wie schmerzhaft es ist, über Facebook oder auch Instagram und WhatsApp immer wieder darauf zu stoßen, was Der- oder Diejenige nun ohne sie erlebt. Storys zum Beispiel posten auch Menschen, die vorsichtig sind mit Newsstream-Aktualisierungen – schließlich zerstören sich die Inhalte nach 24 Stunden von allein – und ein Shitstorm kann in einer Story auch nicht passieren…
Der/ die Verlassene hingegen fühlt sich wie ein Süchtiger auf Drogenentzug. Zwanghaft sucht man nach Spuren der/s Geliebten im Netz, und meistens wird man fündig. So kann nur sehr schwer ein wirklicher Abschluss gefunden werden. Die ständige Erinnerung reißt die Wunden wieder und wieder auf.
Selbst wenn man genügend Selbstdisziplin aufbringt, nicht das Profil des Verlassers aufzurufen, sorgen die Algorithmen dafür, dass man zumindest über Facebook immer wieder Erinnerungen und Bilder aus glücklichen Zeiten erhält. Nicht zu vergessen ist, dass auch der/die Verlassende manchmal durchaus Interesse daran hat, dem Ex-Partner zu zeigen, wie schön doch die neue Zeit ist – oft sogar mit einer neuen Liebe. Das ist dann das Schlimmste vom Schlimmsten: Bilder, Videos und Story-Schnipsel mit dem neuen Partner – besser kann sich wohl ein Ex-Partner nicht rächen nach der Trennung.
Was können Verlassene tun?
Ein grundlegender Kulturwandel ist wohl nötig, um gegen diese Gefahr gewappnet zu sein. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, sich zu trennen, wenn die Beziehung nicht mehr gut ist. Die althergebrachte Art, das Verlassen als Verrat und unerlaubte „Fahnenflucht“ zu interpretieren, passt nicht mehr.
Ich empfehle, auch in langjährigen Partnerschaften mit gemeinsamen Kindern sich immer wieder deutlich zu machen, dass es kein Recht auf den/die Partner/In gibt. Freiwilliges Zusammensein ist für beide Menschen auf jeden Fall viel viel schöner als aus „Ehre und Pflicht“ wie es früher war. Oder noch schlimmer: Zusammen bleiben müssen, weil eine Trennung finanziell ein Fiasko wäre.
Konsequent blockieren
Ansonsten bleibt die dringende Empfehlung, während des emotionalen Entzugs den/die Partner/In konsequent in allen sozialen Netzwerken zu blockieren. Facebook, Instagram, WhatsApp – wo nichts mehr durchkommt, kann nichts passieren. Natürlich ist das kein hundertprozentiger Schutz vor wiederauflebenden Traumata, doch zumindest schützt man sich selbst davor, den Anderen immer wieder zu stalken.
Bleibt frei, wie sehr Ihr auch verliebt seid. Bleibt Freunde, auch wenn Ihr Euch verlasst. Findet Lösungen für eine Trennung, auch wenn Ihr nie nie nie Euch trennen wollt. Habt Ihr Eure Verbindlichkeiten zusammengeworfen, entwickelt gemeinsam Strategien, wie Ihr Euch im Ernstfall verhalten wollt mit Kindern, Haus, Haustieren und anderen gemeinsamen Verantwortungen. Man weiß nie, was kommt! Drum sorge in der Zeit, dann hast Du in der Not…
Quelle: ze.tt: Warum sich Trennungen heute manchmal ewig hinziehen