Wann teilen Sie Inhalte aus dem Netz? Was muss ein Text, ein Bild, ein Video oder ein Tondokument haben, damit Sie es an Ihre Freunde oder Follower weiterempfehlen? Chinesische Computerwissenschaftler haben die Daten der Micro-Blogging- Seite Weibo ausgewertet und festgestellt, dass sich zornige Nachrichten am schnellsten und weitesten verbreiten: Zorn will geteilt werden.
Wie das Online Magazin gulli.com berichtet, wollten Rui Fan, Jichang Zhao, Yan Chen und Ke Xu, Computerwissenschaftler der Beihang University in Peking wissen, welches Verhalten von Usern „ansteckend“ wirkt. Sechs Monate lang wurden 70 Millionen Nachrichten analysiert.
4 Emotionsgruppen: Wut, Freude, Traurigkeit, Ekel
Die Wissenschaftler stellten fest, dass traurige und eklige Tweets wenig weiter verbreitet wurden. Freudige Nachrichten lagen im Mittelfeld – doch zornige Tweets wurden mit Abstand am meisten verbreitet. Ist das erstaunlich?
Wenn man seine Nachbarn beim Austausch beobachtet wird man feststellen, dass sich die Gesprächsinhalte meistens um Ärgerliches drehen: Nachbarn die nicht ordentlich putzen, die sich nicht ordentlich benehmen, oder die Stadt oder der Vermieter macht etwas falsch… Grund für Wut findet sich immer.
Wahrscheinlich kommt diese „Wut-Sucht“ daher, dass die Hormonausschüttung die mit der Emotion verbunden ist, anregend und lebendig ist. Der wütende Mensch fühlt sich stark, kraftvoll, angriffslustig, furchtlos.
Für Menschen und Gesellschaften ist die virale Macht des Internets eine neue permanente Bedrohung, denn geteilte Wut ist doppelte Wut, und wie Feuer verlangt sie stets nach neuer Nahrung. Ob der Anlass zur Wut (oder der kleinen Schwester Ärger) berechtigt ist, ist leider nicht so wichtig. Das Gefühl macht Spaß. Traurigkeit macht ein schlechtes Gewissen, Ekel ist unangenehm, Freude lässt sich nicht so leicht teilen. Also Vorsicht: Wut betrügt wie eine Droge, lieber erst mal bis zehn zählen, bevor man leichtfertig durch Teilen und Retweeten Aggressionen sät und Flächenbrände nährt…