Freelancer-Marktplatz bei LinkedIn: Buchen, bewerten, bezahlen

Durch die Corona-Pandemie hat sich international der Markt für Freelancer noch weiter ausgeweitet: Freelancer sind in allen Bereichen, in denen Homeoffice in Frage kommt, ein guter Ersatz für Festangestellte: Sie sind zeitlich flexibel, denken als Auftragnehmer unternehmerisch, können auf dem freien Markt je nach Angebot und Nachfrage gehandelt werden – und haben so gut wie keine Arbeitnehmer-Rechte. Bei LinkedIn soll bis September 2021 ein Marktplatz entstehen, der sehr direkt den Handel zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern organisiert: Anbieten, buchen, bezahlen und bewerten. Das alles will Microsoft auf seinem Business-Netzwerk ermöglichen. Quelle t3n vom 19.02.21

Beispiel „Digitale Nomaden“

Bild von Matthias Zeitler auf Pixabay 

Wenn ich in meinen Facebook-Gruppen für digitale Nomaden blättere, sehe ich voll Erstaunen, wie selbstverständlich dieser Markt für Freelancer geworden ist. Die meist jungen Menschen reisen von Coworking-Space zu Co-Working-Space, von Airbnb-Unterkunft zu Airbnb-Unterkunft – bewaffnet mit Rucksack und Macbook steht ihnen die ganze Welt als Arbeitsplatz zur Verfügung. Da digitale Nomaden international in Portalen und Netzwerken organisiert sind, können Auftraggeber die Leistungen immer günstiger einkaufen. Designer, Texter, Programmierer, Buchhalter und Click-Worker müssen sich schließlich nach Angebot und Nachfrage richten – und nicht wenige verzichten sogar auf den „Luxus“ einer Krankenversicherung, um über die Runden zu kommen.

Digitale Nomaden sind sozusagen die Spitze einer neuen Bewegung: Freelancer aus Berufen, die am Computer ausgeübt werden können. Freelancer sind ein gern gesehener Ersatz für Zeitarbeiter oder gar Festangestellte. Sie unterliegen keinen Sozialversicherungsrechten und keinem Mindestlohn – die Handelsplattform der Freien Arbeiter kennt keine Rentenversicherung und keinen Kündigungsschutz. Segen und Fluch zugleich…

Studien besagen, dass in den USA schon jeder dritte Arbeitsplatz von einem Freelancer (einem Selbstständigen) wahrgenommen wird – und auch bei uns steigt der Anteil der Selbstständigen immer weiter an. Freelancer sind nicht unbedingt Freiberufler – sie können in fast allen Bereichen ihr Können, Wissen und ihre Kraft anbieten, es sei denn, der Staat hat gesetzlich den Einsatz von Selbstständigen eingeschränkt – wie in Deutschland den Einsatz von „Scheinselbstständigen“. Es ist nicht erlaubt, sich als Auftraggeber allen gesetzlichen Arbeitgeber-Verantwortungen zu entziehen, wenn man Freelancer wie Festangestellte einsetzt.

Glücklicher Freelancer

Ich selbst arbeite schon seit vielen Jahren glücklich als Freelancer in einem Land, in dem (gottseidank) nur wenige Menschen bereit sind, sich selbstständig zu machen. Das gibt mir eine gute Verhandlungsposition als Auftragnehmer. Ich bin mit meinen Honoraren zufrieden und genieße es, mich nicht mehr wie früher als Unternehmerin um Akquisition, Kundenpflege, Netzwerke, gesetzliche Vorgaben und aufwändige Verwaltungsaufgaben kümmern zu müssen. Auftraggeber finden, verhandeln, Verträge schließen, mich auf meine Kernaufgaben konzentrieren, abrechnen, und mich permanent bemühen, dass ich ein guter verlässlicher Geschäftspartner bin und immer wieder gebucht werde.

Natürlich zahle ich meinen Preis für die Freiheit als Auftragnehmer: Ich kenne keinen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keinen Urlaubsanspruch, keinen Versicherungsschutz im Falle von Arbeitslosigkeit, Alter oder Erwerbsunfähigkeit. Wenn ich privat keine Vorsorge treffe, bin ich selbst dafür verantwortlich. Unternehmer eben – kein zu schützender Arbeitnehmer. Und doch möchte ich dafür werben, das Freelancer-Leben in Erwägung zu ziehen, wenn es vom Beruf her passt.

Meine Erfahrungen zeigen mir, dass Selbstständige weitaus zufriedener im Beruf sind als Festangestellte. Sie fühlen sich nicht gefangen an ihrem Arbeitsplatz – und sie sind es gewohnt, sich immer wieder neu zu erfinden. Viele arbeiten auch über das Rentenalter hinaus, und viele entwickeln sich stets weiter, weil sie schließlich zusehen müssen, dass sie gute Chancen am Markt haben.

Was ich mir wünsche ist, dass auch in Deutschland die Freelancer, Freiberufler und Unternehmer in die Sozialversicherungssysteme ganz normal eingegliedert werden. Da muss noch einiges passieren. Und wir müssen schnellstens dahin kommen, dass es eine Alternative zum „Mindestlohn“ auch bei Honoraren für Freelancer gibt.

Wir wollen ja schließlich nicht alle digitale Nomaden werden, die im Zelt am Strand schlafen irgendwo auf der Welt, mit Propangaskocher und Schlafsack – und die ihr Macbook jede Nacht mit in diesen Schlafsack nehmen, damit es bloß nicht geklaut wird! Nein, als Pioniere und Abenteurer sind Digitale Nomaden tolle Vorbilder und Idole – als billige Wanderarbeiter der neuen Zeit einfach nur ein Grauen….

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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